Kürzlich verkündete Whoopi Goldberg (tatsächlicher Name: Caryn Elaine Johnson) dass der Holocaust nichts mit Rasse zu tun gehabt habe. Sie erklärte das in einem Interview mit der Tatsache, dass sich da "ja nur Weiße gegenseitig umgebracht hätten". Die Nazis hätten, nach ihrer Aussage, gelogen. „Es ging ihnen nie um Rasse.“ Sagte sie.
Das führte zu Verwirrung und Irritationen, vor allem in der jüdischen Community in den USA.
Die Sache liefert aber einen interessanten Einblick, nicht nur in die Denkweise von Frau Johnson, sondern generell in den Begriff der "Rasse". Der Schlüssel um das Missverständnis von Personen wie Johnson zu verstehen liegt vermutlich in der Frage wie viele Rassen es denn gäbe, denn es steht außer Frage, dass es den Nazis sehr wohl um Rasse ging, das Problem ist aber die Definition der Rasse.
Die kritische Rassentheorie in den USA geht von einer sehr kleinen Zahl an Rassen aus. Für den radikalsten Flügel gibt es nur „Weiße“ und „nicht Weiße“.
Etwas akzeptierter im linken Flügel ist die Ansicht dass es auch „Braune“ gäbe. Noch geringfügig zurechnungsfähigere Personen argumentieren dann noch für Fernostasiaten, amerikanische Ureinwohner, Latinos und so weiter und so fort. Je vernünftiger Menschen sind, desto größer die Zahl, bis die Zahl am Ende so groß ist wie die Anzahl der Menschen.
Das führt uns fernab ans anderen Ende des Spektrums wo dann Menschen stehen die argumentieren, dass es völlig aussichtslos wäre Rassen zu definieren, weil keine klaren Linien gezogen werden können. So gelten etwa Slawen in der kritischen Rassentheorie nicht als Weiße. Was zu einigem Kopfkratzen führen sollte, wenn man einen Italiener, der als Weiß gilt, neben einen Nordpolen stellt und ihren Hautton vergleicht. Das sei Unsinn und führt uns zu einer unausweichlichen Schlussfolgerung: Rassen scharf abzugrenzen ist unmöglich, damit ist die Idee der Rasse nutzlos.
Rassentheorie scheitert am Ende des Tages immer genau an diesem Problem der Klassifikation. Die pragmatische Lösung aller historischen Rassisten war eben Menschen in Grauzonen auch umzubringen um die erwünschte Reinheit zu bringen. Beweis oder nicht, man schwingt eben die Keule aus dem Bauch heraus.
Der Knackpunkt ist nur eben dass die Nazis keine Schwarzen in ihren Reihen hatten, trotzdem aber auf Rasse pochen wollten. Der Nazi brauchte daher eine viel höhere Auflösung, viel mehr Rassen als nur zwei. Für den Nazi gab es daher einen ganzen Haufen Rassen die sie sich eben, wenn es ihnen in den Kram passte, eben aus dem Ärmel schüttelten.
Prinzipiell hatten die Nazis aber das gleiche Problem wie ihre rezenten Kollegen der kritischen Rassentheorie: man kann Rasse nicht messen, daher bastelt man eben ständig Definitionen die am nächsten Tag ganz einfach nicht mehr gelten.
Für den modernen Rassisten in den USA ist Rasse eine Frage des Hauttons. Die Lösung liegt damit für viele auf der Hand: völlige Durchmischung bis wir alle die gleiche Hautfarbe haben. (Neben der Lösung des systematischen Massenmorden, versteht sich)
Aber weder Durchmischung noch Völkermord löst das Problem der "Rasse", wie wir am Beispiel der Nazis überdeutlich sehen. Wenn man auf der mächtigen Welle der Rassenlehre und einem damit verbunden Reinheitsfetish reiten will, muss man nur Rassen erfinden. Und das ist einfach, auch wenn man sich sehr ähnlich sieht.
Selbst wenn wir alle nahezu gleich aussehen würden, gäbe es Rassismus, weil man ohne große Anstrengung Rassen definieren kann. Rassismus gibt es solange Menschen Rassisten sein wollen.
Die Frage die am Ende bleibt ist wie lange wir es nötig haben Menschen basierend auf Dingen zu bewerten die sie nicht ändern können und wir beginnen Menschen nur noch nach dem zu bewerten was sie tun, denn was wir tun ist etwas das wir ändern können und am Ende des Tages das Einzige das wirklich wichtig ist.
David Miller/ via Wikipedia https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4b/Whoopi_Goldberg_at_a_NYC_No_on_Proposition_8_Rally.jpg