Kürzlich blamierte sich die konservative Autorin Bethany Mandel in einem Interview, als sie nicht definieren konnte, was woke ist. Das ist besonders bitter, wenn man gerade ein Buch vorstellt, in dem es vorwiegend um woke culture geht.

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„Woke“ ist heute ein Begriff, der überall auftaucht und genau wie Frau Mandel reagieren Menschen, egal ob Rechte oder Linke wohlgemerkt, irritiert, wenn man um eine Definition bittet.

Linke werden üblicherweise irgendetwas von „ein guter Mensch zu sein“ quasseln, wohingegen Rechte irgendwas von „Subversion und Degeneration“ erzählen werden

Definitionen im Allgemeinen, hier ist der rechte und linke Rand einer Meinung, wären aber ohnedies nichts, was man wirklich brauche. Hier widerspricht die lösungsorientierte Minderheit aber üblicherweise. Wenn man nicht weiß, worüber was man spricht, kommt man zu keiner Lösung. Definitionen sind also sehr wichtig, bemühen wir uns also um eine.

Was ist "woke" jetzt also?

Woke ist der aktuelle Begriff der Fortführung einer Denkschule die Antonio Gramsci maßgeblich geprägt hat. Die Idee ist im Grunde, dass alles [in einer Kultur] eben [diese Kultur] schützt, ergo braucht es für eine neue Kultur alternative Werte, Ideale, sowie entsprechende Träger, um von einer Gesellschaft in eine andere zu gelangen.

Mao nannte als Ziel das Zerschlagen der „vier Alten“: alte Denkweise, alte Kultur, alte Gewohnheit und alte Sitte. Mao folgt hier eindeutig der Denkweise Gramscis: hat man die Kultur ersetzt, folgt der Systemwechsel praktisch automatisch. In der Theorie jedenfalls.

Es geht also darum, in einem dominanten (feindlichen) System ein Gegensystem, basierend auf einer Gegenideologie aufzubauen, sich nicht in das System zu integrieren, sondern bewusst Teile aus der Integration zu heben und in einen Widersatz mit dem feindlichen System zu setzen, um dann diese Teile in die eigene Kultur zu integrieren. Das widerspricht dem klassischen Marxismus in einigen Punkten, gilt aber heute als der bessere Ansatz.

Entsprechend setzt sich der moderne linke Flügel gern für „die Emanzipation der Frauen“ ein, bekämpft aber tatsächlich selbstständige, starke, emanzipierte Frauen wie Gina Carano, Marion Hammer oder Bettina Arndt bis aufs Blut, weil sie sich nicht in ihre Kultur integrieren wollen. Unterstützung erhält nur, wer sich der eigenen Kultur unterwirft, nicht wer Hilfe braucht.

Woke ist so eine Gegenideologie bzw. Gegenkultur.

Woke ist eine Ethik, die auf sozialistische Methodik zurückgreift, den Fokuspunkt aber drastisch erweitert. Klassische Marxisten sehen die Welt als einen Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie an, zwischen jenen, die ihre Arbeit verkaufen und jenen, die diese Arbeit kaufen.

Die Wokeideologie erweitert dieses Bild von einer Front, um eine potentiell unendliche Menge an Fronten: Konflikt zwischen Rassen, Geschlechtern, sexuellen Orientierungen und so weiter und so fort. All das kann Teil einer Identität sein und ist Teil des intersektionellen Konfliktes.

Als Frau etwa sei man vom Mann unterdrückt, unterdrücke aber die Homosexuellen und so weiter.

Das Resultat ist ein ewiger, völlig unauflösbarer Konflikt, weil jeder mal Unterdrückter und mal Unterdrücker ist. Die Ähnlichkeit zum Christentum, in der jeder ein heiliges Kind Gottes ist aber gleichzeitig auch ein Sünder, ist recht offensichtlich.

Es gestattet den Anhängern der Ideologie, die eigenen Schwächen auf ihre Zugehörigkeit zu „schlechten Gruppen“ zu schieben, wie einst der Christ alles auf die Erbsünde oder Teufel schob, und gleichzeitig seine guten Eigenschaften als bewusste Handlung für sich zu verbuchen.

Ash Sarkar, eine prominente Sozialistin, etwa formulierte in einem Interview ganz klar, dass das Endziel von woke das Umverteilen von Ressourcen auf Basis von Identität wäre. Wir sehen das auch in den Forderungen nach Quoten, Reparationszahlungen, Förderungen, Subventionen und so weiter in der messbaren Realität.

Das ist also keine Verschwörungstheorie, sondern messbare Realität.

Das offensichtliche Problem ist, dass nicht alle Menschen in einer Gruppe gleich sind, nicht einmal, wenn man versucht, eine Intersektionale Matrix aufzustellen. Gruppenmittelwerte sagen wenig aus.

Wenn wir etwa postulieren, dass in einer Gruppe aus 1000 Personen diejenigen mit den roten Hemden 1 Million Euro mehr haben als jene mit den grünen Hemden, wäre das Problem gelöst, wenn ich einem der Grünhemden eine Million Euro geben würde. Mathematisch wäre das korrekt, weil die Differenz des Mittelwertes auf Null fällt, aber faktisch ändert das für die Mehrzahl der Grünhemden absolut nichts.

Und hier versagt die Wokeideologie dann, weil jeder mit ein wenig Menschenverstand sehr rasch begreift, dass Kollektive eine Fiktion sind und Durchschnittswerte wenig aussagen. Wir sind nicht unser Geschlecht, unsere Hautfarbe oder Glaubensystem und ganz sicher nicht der Durchschnitt der Gruppen in der die Akademie uns sieht.

Wir sind Menschen, die in unterschiedlichen Situationen auf die Welt kommen und dann versuchen, mit dem was wir haben, so gut es eben geht durch die Welt zu kommen. Das ist nicht fair, das ist das Leben und das Leben ist alles mögliche, aber eben nicht fair.

Identitätspolitik ist dann die realpolitische Umsetzung der Wokeideologie. Genau wie der Nationalist verspricht das Volk vor anderen Nationen zu erretten, verspricht der Identitätspolitiker das Volk vor der Ungleichheit zu schützen. Aber wie?

Springt die Politik ein, wenn mein Gegenüber beim Würfelspiel eine 6 würfelt? Ist das nicht auch ungerecht?

Natürlich ist es ungerecht aber was ist die Alternative?

Identitätspolitik verkauft, wie jede andere Politik, eine Illusion gekoppelt mit einem Weltbild und der wesentliche Teil dieses Weltbildes ist, dass alles, das man an sich selber hasst, angeboren und unveränderlich ist und jeder Versuch, sich selber zu verbessern Zeitverschwendung sei. Wenn man die Welt verbessern möchte kann man das nur auf eine Art und Weise tun: den Richtigen Macht geben und diese werden es dann richten.

Die Idee ist also, wie jede andere Politik, geprägt von der Idee dass wir jemanden brauchen der uns vor uns selber, den anderen und der Natur rettet.

Es gilt abschließend zu verstehen, dass die Attraktivität der Woke Ideologie daran liegt, dass sie, propagandistisch, rund ums „Helfen der Schwachen“ aufgebaut ist. Das ist ihr Verkaufsargument und es ist ein gutes Argument und bringt viele Anhänger.

Das Problem ist nur eben, dass es eben nicht darum geht zu helfen. Die Hilfe ist, wie oben gezeigt, an Unterwerfung gebunden. Es ist die gleiche Masche die der Missionar anwendet: Brot gibt’s nur für Leute die Jesus öffentlich als ihren Retter anerkennen.

Und ich erinnere dass diese Masche Jahrtausende lang gezogen hat.

Heute sehen wir die Kirche weniger romantisch (oder: weniger "gut" ), wir sehen dass was sie sagt nicht das ist was sie tut.

Die Gegenbewegung gegen die Wokeideologie, genau wie die Bewegung gegen die Kirche, ist nicht „gegen das Gute“ sondern pocht darauf dass diese Bewegungen „Wasser predigen und Wein saufen“, in anderen Worten: nicht das tun was sie vorgeben zu tun sondern die Güte in den Herzen der Menschen zu instrumentieren um Macht und Geld zu erhalten.

Das ist natürlich alles recht ernüchternd aber am Ende des Tages trifft man ausgenüchtert die besseren Entscheidungen, Entscheidungen die wirklich die Welt besser machen, anstatt machthungrige Lügner mächtiger.

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