als die vereinigten Staaten von Afrika starben

Liberia ist die älteste Republik auf dem afrikanischen Kontinent und hat eine einzigartige Geschichte. Das Land begann seine Existenz als ein Projekt der American Colonization Society (ACS). Die Unterstützer dieses Projektes gingen davon aus dass Schwarze es in Afrika besser hätten als in den USA. Zeitlich befinden wir uns knapp vor dem amerikanischen Sezessionskrieg. Die Unterstützer der Idee waren eine komische Mischung mit unterschiedlichen Motivationen: von reichen Schwarzen die sich als Pioniere verstanden bis hin zu Anhängern des KKK die die Schwarzen aus dem Land haben wollten.

Das Projekt erhielt erhebliche Unterstützung und ermöglichte es zwischen 1822 und 1861 rund 20 000 Personen von der USA nach Liberia umzusiedeln, mehrheitlich (aber nicht ausschließlich) Afroamerikaner. Die frisch angekommenen Personen bildeten rasch eine Americo-Liberianische Kultur aus, die politische Struktur wurde an die USA angelehnt und generell wurden gute Beziehungen zur USA gepflegt. Schon bald erklärte sich der kleine Staat für unabhängig und wurde etwa 20 Jahre später als freier Staat von den USA anerkannt. Der wohlhabende Afroamerikaner Joseph Jenkins Roberts wurde erster Präsident und zeichnet sich durch erhebliche Kompetenz aus, seine Zusammenkunft mit Königin Victoria von England scheint diese tief beeindruckt zu haben.

Liberia war relativ erfolgreich und blieb in den folgenden Jahrzehnten von den europäischen Mächten weitgehend unangetastet. Förderungen in die Infrastruktur wurden geschickt eingesetzt und hoben den Lebensstandard weit über das Niveau am Kontient.

Eine Erfolgsgeschichte, wenn da nicht noch die Eingeborenen gewesen wären. Die ansässigen Kru und Grebo waren von den Neuankömmlingen wenig begeistert und sahen keinen Grund ihre eigene angestammte Art zu Leben aufzugeben. Zu dieser Lebensweise gehörte es eben auch sich Dinge zu holen die man haben wollte. Ohne dafür zu zahlen.

Die Ansässigen überfielen also regelmäßig liberische Siedlungen, welche darauf nicht unbedingt freundlich reagierten. Die Spannungen nahmen zu und der liberische Staat exkludierte die native Bevölkerung von der Staatsbürgerschaft. Die Kru und Grebo waren nun Ausländer im eigenen Land. Die Regierung entschied sich aber gegen einen systematischen Völkermord und versuchte statt dessen mit Missionen und Schulen die native Bevölkerung von der Überlegenheit der städtischen Kultur zu überzeugen. Dieses Unterfangen scheiterte.

Die Geschichte ist bis hier nichts sonderlich Aufregend. Eine technologisch überlegene Kultur besiedelte eine technologisch unterlegene Kultur und unterdrückte sie (wenn auch nicht sehr brutal), worauf hin die unterlegene Kultur eben zu Guerilla Taktik griff und Ärger machte.

Vier Generationen später setzen sich dann die Unruhestifter durch, ersetzen die alte Elite durch ihre eigenen Leute und stürzen das Land in Chaos, Armut und Völkermord. Im Bürgerkrieg von 1980 werden 90% der Wirtschaft vernichtet und das Land wird über Nacht von einem Leuchtfeuer der Zivilisation zu einem Häufchen Asche.

Das spannende an der Geschichte ist dass der böse weiße Mann hier nicht mitspielte. Liberia wurde in erster Linie von Afroamerikanern besiedelt und verwaltet, an einer Stelle des Kontinents an denen Generationen vorher ihre Vorfahren verkauft wurden. Diese „Rückkehrer“ hatten aber etwas das ihre Urgroßcousins nicht hatten: eine Städtekultur.

Die Siedler wollten am afrikanischen Kontinent eine neue USA schaffen und sahen sich als die neuen Pilgerväter. Ihrer Vorstellung nach würden sie in Afrika landen und den Erfolg der USA auf einem anderen Kontinent wiederholen und für die ersten zwei bis drei Generationen sah es so aus als würden genau das passieren: wo einstmal nichts war standen plötzlich erfolgreiche Städte. Viele der Auswanderer waren bereits in der USA erfolgreich und brachten Wissen, Erfahrung und Vision in die neue Heimat.

Genau wie die Pioniere im Westen hatten die Pioniere im Süden aber mit den Einheimischen zu kämpfen die sich um ihr Land betrogen fühlten und das haben wollten was die Häuserbewohner hatten, abgesehen von der Arbeit die damit in Verbindung stand, versteht sich.

Wäre Liberia von weißen Amerikanern besiedelt worden wäre das Urteil schnell gefällt aber so war es eben nicht. Liberia wurde von Schwarzen besiedelt die sogar ethnisch ganz gut in die Region passen würden. Dennoch passierte genau das Gleiche wie in jeder anderen Kolonie: eine Abkehr von der Zivilisation und eine Revolution hin zur Armut.

Die Gründer Liberias dachten wohl keinen Moment darüber nach dass die Ansässigen sich für die Armut entschieden würden wenn sie ihnen den Reichtum am silbernen Tablett servieren würden. Und wer mag es ihnen verdenken? Die Americo-Liberianer sahen sich als die Bringer des Wohlstandes der sich auch mit absoluter Sicherheit eingestellt hätte, hätten sich die nativen Bewohner des Landes zur amerikanischen Kultur konvertieren lassen. Da diese fromme Botschaft von "Ihresgleichen" kommen würde, würden die Nativen nicht ablehnen.

Aber genau das taten sie: sie entschieden sich gegen die Zivilisation und so scheiterte das so vielversprechende Projekt "Liberia".

Daraus können Lektionen gelernt werden und es kann damit ohne Zweifel geschlossen werden dass der Grund für die Armut Afrikas eben nicht die europäischen Kolonien sind, sondern die aktive, willentliche und wissentliche Entscheidung gegen eine Kultur die Afrika reich und bedeutend gemacht hätte.

Warum das so ist und ob das nicht sogar gut sein könnte muss im Raum stehen bleiben. wichtig ist nur zu verstehen dass ein Teil der Menschen sich stets aktiv gegen Zivilisation und für Armut entschieden wird. Das gilt es zu verstehen und zu akzeptieren.

T. William wikipedia.com

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