1985 gab die österreichische Kabarettgruppe „Schlabarett“ (ua Dorfer, Düringer) das Programm „Atompilz von links“ heraus. Der Titel leitet sich aus einem Teil des Kabaretts ab in dem die auszubildenden Soldaten nach rechts in Deckung springen müssen wenn sich ein Atompilz auf der linken Seite bildet. Die dem zu Grunde liegende Idiotie zieht sich durch das ganze Programm und klagt das österreichische Heer der Inkompetenz an.
Es hat aber einen gewissen historischen Wert da es ein Zeugnis des späten kalten Krieges ist. Die Atombombe war noch in den Köpfen aller aber es war nichts mehr vor dem man panische Angst hatte sondern etwas mit dem man zu leben gelernt hat, etwas über das man Witze machen konnte.
Die Zeit der Atombombe war gezählt, denn das Volk hatte keine Angst mehr davor.
Gut 35 Jahre später ist die Atombombe aus dem Gedächtnis der Bevölkerung verschwunden. Die Anzahl der Kernwaffen in den USA liegt heute bei rund 5 000 Stück (das reicht um die Welt ein paar mal zu zerstören). Russland hat genauso viele und die neue Administration der USA hat uns schon darüber informiert dass der Iran nur Wochen von der Bombe entfernt ist. Was natürlich ein Grund ist etwas(=Krieg) zu tun.
Die Aktionäre der Rüstungsfirmen brauchen schließlich Geld. Aber ich schweife ab.
Über den Irankrieg schreiben wir wenn es soweit ist. (Lange wird nicht dauern)
Fakt ist dass die Atombombe im Moment Nichts ist vor dem die Bevölkerung Angst hat. Es ist auch nichts über das jemand Witze macht. Wir ignorieren die Sache eben einfach, beziehungsweise verharren wir in Mythen wie der Idee dass ein Atomkrieg nicht zu überleben ist. Was nicht notwendigerweise stimmt. Ein begrenzter Atomkrieg ist überlebbar. Der Mythos wird aber dazu führen dass ein Haufen Menschen die die Sache überleben würden sich zum Sterben hinlegen werden.
Menschen sind eben so.
Ein gutes Indiz jedenfalls für die Ignoranz nuklearer Katastrophen ist der Bestand von Kaliumjodid. Kaliumjodid wird verwendet um im Fall einer entsprechenden Katastrophe Schilddrüsenkrebs zu verhindern. In den 70igern lag so ein Packerl in praktisch jedem Haushalt herum und noch heute gibt es entsprechende Empfehlungen.
In Österreich gibt es einen Bestand und im Fall eines Falles wird er verteilt. Und zwar von den Leuten über die sich Dorfer und Düringer vor 35 Jahren schon lustig gemacht haben und die jetzt noch weniger Geld haben als damals. Wer glaubt dass das Heer einem also rechtzeitig mit dem Medikament versorgt ist hoffnungslos naiv.
Man kann das Zeug aber auch in der Apotheke kaufen (#Eigenverantwortung). Kostet zwischen Nichts und 3€ und hält ewig. Wenn man aber versucht Kaliumjodid zu kaufen passiert immer das gleiche: Man starrt in ungläubige Gesichter die dann etwas genervt zu einem Kollegen trotten und fragen wo das Zeug denn sei. „Irgendwo im Keller haben wir noch ein paar Packerl“ hört man es dann flüstern.
Im Falle eines Falles sind also die Kapazitäten der Apotheken in geschätzten 5 Minuten erschöpft. Warum soll eine Apotheke sich auch ein Medikament das nach einem Jahr formal abläuft auf Lager legen wenn es keiner kauft? Die Apotheke hat eben ein die 10-50 Päckchen die die 10 Prepper in der Umgebung kaufen. Thats it. Mehr gibt’s nicht.
Und das sollte einem klar sein.
Ist es aber nicht weil die „Qualitätsmedien“, abgesehen von dem einen oder anderen Anti-AKW Artikel, nicht über diese Gefahr sprechen, also gibt es die Gefahr für die breite Masse nicht.
Fakt ist dass die Gefahr eines Atomkrieges heute genauso hoch ist wie vor 35 Jahren. Der einzige Unterschied ist dass es keinen Fokus mehr drauf gibt und das liegt vermutlich daran dass sich diese Angst abgenutzt hat, genauso wie die Angst vor den Teufel.
Schreckgespenster sind zwar eine wunderbare Sache um Kontrolle über Menschengruppen zu etablieren und zu behalten, aber sie unterliegen eben Abnutzung.
Wären die Medien und Politiker wirklich an unserem Wohlergehen besorgt, was sie natürlich überwiegend nicht sind, würden sie eben jährlich erinnern dass man sich seine Tabletten holen sollte. Ein Drittel der Leute würden es eben tun, der Rest pfeift drauf aber das ist eben ok so.
Medien und Politiker hangeln sich von Schreckgespenst zu Schreckgespenst und jedes hat, in seinem Kern, eine reale Gefahr. Corona, der Klimawandel und Atombomben sind nicht ungefährlich weil sie von der Politik missbraucht werden sondern sie sind eben etwas das da ist und mit dem man pragmatisch umgehen muss: eine Gefahr mit der man lebt. Wie zb mit Autos wenn man über die Straße geht.
Der Mythos unserer Zeit ist dass zwischen uns und dem sicheren Weltuntergang eine Führung steht die uns rettet. Das klingt nicht nur religiös, das ist religiös. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus.
Viele der Probleme mit denen wir zu kämpfen haben, hätten wir ohne Regierungen nicht. Zum Beispiel Atomwaffen. Und der Umstand dass wir heute nicht mehr über Atompilze nachdenken sollte einem klar machen dass die Angst die das Volk in den 60igern und 70igern hatte im Grunde völlig sinnlos war und das impliziert dass viele der Ängste unserer Zeit eben auch nicht wirklich der Rede wert sind.
mimikama https://www.mimikama.at/aktuelles/atompilz-in-nevada/