Können wir heute Lektionen aus den Fehlern ziehen die Rom, Ägypten oder das napoleonische Frankreich machte?
Die rezente Antwort auf diese Frage ist: Nein. Der Grund dafür liegt in den Weltbildern der Nachkriegsgeneration und hat uns gesellschaftlich zurückgeworfen. Heute beleuchten wir wie.
Die Nachkriegsgeneration ist (in der industrialisierten Welt) die größte und historisch reichste und mächtigste Generation die jemals gelebt hat, insbesondere wenn man das was sie hatten mit dem vergleicht was ihre Eltern hatten. In einem niemals dagewesenen Wachstum aufzuwachen und direkt hinter sich den größten Krieg den die Welt jemals gesehen hat zu haben prägt natürlich das Weltbild.
Die Prägung die es auf die Nachkriegsgeneration hatte manifestierte sich in einem optimistischen Bild auf die Zukunft, der Annahme, dass es den nächsten Generationen noch besser gehen würde als ihnen und einem simplistischen Blick (Gut vs Böse) auf die Geschichte.
Die Nachkriegsgeneration betrachtet die Geschichte als einen Fehler und kam zu dem Schluss, dass praktisch alles vor dem zweiten Weltkrieg Mist war. Alles vor den Nazis war auch irgendwie Nazi und die Lösung war genau das Gegenteil von dem zu tun was die Nazis taten.
Man wollte ein neuer Mensch werden. Ein sozialer Mensch. Ein kriegsfreier Mensch. Ein besserer Mensch halt. Eben kein Nazi. Oder so.
Das Resultat war ein Drang weg vom Nationalismus, hin zur Globalisierung auf diplomatischer Ebene und ein Verurteilen des Vorurteils oder des Urteilens an und für sich.
Egal ob es um Einzelne oder Gruppen geht, nichts findet der Babyboomer schlimmer als jemanden zu verurteilen. Es sei denn er ist in seinen Augen ein Nazi, dann kann kein Urteil hart genug sein. Was genau einem zum Nazi macht ist dabei gelinde gesagt schwammig kann aber damit zusammengefasst werden, dass man etwas tut das der Grundidee des Kollektivs missfällt.
(So waren etwa Menschen die vor Corona warnten Ende 2019 Verschwörungsnazis und 2020 waren Menschen die abstritten dass der Virus uns alle umbringen kann Verschwörungsnazis. Quasi über Nacht.)
In dem Zusammenhang gilt zu erwähnen, dass diese Generation keine nennenswerten Philosophen hervorgebracht hat. Die Idee die Welt zu abstrahieren und dann mit diesen Konzepten nach Lösungen zu suchen wird von dieser Generation als schlicht dumm angesehen.
Die Lösung der Boomer besteht üblicherweise darin einfach eine harte Grenze zwischen „den Guten“ und „den Bösen“ zu ziehen. Die afghanischen Mujahideen waren 1979 gefeierte Helden und Teil der Guten und 2012 waren sie böse. Haben sie sich geändert? Nicht im Ansatz aber die Politik, die damals in festen Boomerhänden war, deklarierte einfach die Guten zu Bösen um. Und der Boomer klatschte.
Man muss nicht lange nachdenken um ähnliche Muster in diesem Teil der jüngeren Geschichte zu erkennen.
Die Boomer haben keine abstrakte Theorie der Welt in ihren Köpfen, sondern werfen Teile der Welt in den Topf „Böse“ und den anderen in den Topf „Gut“, wobei sie selber natürlich immer die Guten sind.
Unterschieden sie sich damit von anderen Generationen, machen das nicht alle? Die Antwort ist scheinbar „Nein“.
Zu mindestens in der Vergangenheit gab es die Abstraktion und vor allem in der Onlinesphäre ist es wieder recht prominent geworden die Geschichte genauer zu betrachten und mit abstrakten Ideen herumzuspielen, Konzepte die für die heute Alten (#notall) oftmals völlig unverständlich sind. Die Idee, dass wir heute etwas aus antiker Geschichte lernen können und es direkt anwenden können ist für viele der Alten geradezu anstößig.
Für Die Boomer begann die Geschichte mit ihnen.
Vor ihnen war alles schlecht und sie machten die Welt zu dem was sie ist. Die Idee, dass ihnen dabei der eine oder andere Fehler unterlaufen sein könnte und es vorher in auch nur einem einzigen Teilaspekt besser war, ist blanke Ketzerei und eindeutig Nazi.
Die simple Wahrheit ist, dass jede Generation versucht die Welt zu verbessern und jede Generation dabei Dinge zerstört die Gut waren und durch minderwertigere Versionen ersetzt. Ein plakatives Beispiel ist die Architektur der Babyboomer und schlimmer: ihre familiären Werte.
Die Generation der Boomer ist getrieben von der Idee die Antinazi Generation zu sein aber gleichzeitig hat sie keine Ahnung was das bedeuten soll. Das Problem ist fehlendes Abstraktionsvermögen. Der Boomer kann beispielsweise nicht verstehen, dass der Raub der Nazis an den Juden, konzeptionell Umverteilung auf Basis einer subjektiv wahrgenommenen historischen Ungerechtigkeit war. Er kann daher nicht erkennen, dass Umverteilung auf Basis einer subjektiv wahrgenommenen historischen Ungerechtigkeit, für jemanden der abstrahieren kann, verflixt nach Nazi riecht. Und das ist nur ein Beispiel von vielen aus der Ecke.
Und so landen wir in der Situation in der der Boomer die echten Antifaschisten, also die Individualisten, als Nazi beschimpft. Nicht weil es logisch Sinn macht, sondern weil es sich für sie richtig anfühlt. Und die Mitläufergeneration klatscht.
Die Nachkriegsgeneration ist eine Generation der Widersprüche, Widersprüche die sie selber nicht verstehen kann und will. Das wird sich nicht ändern.
Es gilt zu hoffen, dass zukünftige Generationen aus ihren Fehlern lernen werden: vor allem aber aus dem Fehler die Geschichte zu ignorieren oder naiv in Schwarz und Weiß zu malen und zu vermuten dass alle vor einem Idioten waren von denen man Nichts lernen kann.