Aussterben ist ein unwissenschaftliches Konzept

1690 starb der Dodo aus, denn seit 1690 gibt es keine Dodos mehr. Das Problem an der Sache ist, dass die Sache leider eine Spur komplizierter ist.

Die Idee des Aussterbens ist recht eng mit einem Weltbild das im Hier und Jetzt verankert ist verbunden. Evolution ist aber eine sehr langsame Angelegenheit.

Das Konzept des Aussterbens funktioniert im Grunde nur dann, wenn man annimmt, dass Gott alle Tiere am Anfang erschaffen hat und dann Schritt um Schritt Arten wegfallen. Kreationismus ist aber heute weitgehend vom Konzept der Evolution abgelöst worden.

Die Evolution funktioniert im Wesentlichen so dass ein Teil der Lebewesen Nachfahren hat und ein anderer Teil nicht. Jene die sich fortpflanzen hatten Erfolg und kommen in die nächste Runde, die andren nicht. Lebewesen ohne Nachkommen spielen keine aktive Rolle in der Evolution. Wenn eine ganze Population verschwindet sprechen wir vom Aussterben.

Das Problem an der Sache ist der Stammbaum des Lebens.

Du und der Baum vor deinem Haus stammen von der gleichen Spezies ab. Wir alle sind Nachfahren der ersten Lebewesen. Die Nachfahren dieser ersten Lebewesen besiedelten unterschiedliche Orte und passten sich entsprechend an. Manchmal versagten ganze Linien und wurden dann durch andere ersetzt. Was uns zum Konzept der Spezies führt.

Unterschiedliche Spezies sind Lebewesen die man nicht miteinander zerkreuzen kann. Man kann keinen Oktopus mit einem Pferd kreuzen. Wohl aber Esel mit Pferden, das Resultat ist aber unfruchtbar. Gibt man Pferden und Eseln aber noch ein paar Millionen Jahre Zeit werden mache ihrer Nachfahren gar nicht mehr verkreuzbar sein, weil ihre genetische Struktur zu weit auseinandergedriftet sein werden.

Das Konzept der Spezies ist also korrekt, das Problem ist, dass eine Spezies nicht bleibt wie sie ist. Der Vorfahre des Pferdes, das Eohippus, sah nicht aus wie ein Pferd. Wichtiger ist, dass es vermutlich nicht wirklich funktionierte hätte ein Eohippus mit einem Pferd zu kreuzen. Sprich die Vorfahren eines Lebewesens sind, geht man weit genug in die Vergangenheit, nicht genetisch kompatibel mit ihren Nachfahren. Das Eohippus ist ausgestorben, seine Nachfahren existieren aber. Ist es dann aber „wirklich“ ausgestorben?

Seine Nachfahren existieren ja noch, auch wenn seine Nachfahren nicht mehr die gleiche Spezies wie es selber sind.

Es gilt dabei zu verstehen, dass ständig Linien versagen. Mein Cousin wird kinderlos sterben, seine Linie stirbt aus. Aber was genau stirbt dann aus? Ist es nicht am Ende des Tages schlicht egal?

Schon, oder?

Die Wahrheit ist, dass Tiger und Pandabär in 100 Millionen Jahren so oder so ausgestorben sind, mit oder ohne Menschen. Die Idee des Aussterbens ist ein Relikt aus der Zeit in der wir uns fragten was passiert, wenn wir Tiere ausrotten die Gott, in seiner allmächtigen Weisheit aus einem guten Grund erschaffen hat. Gott ist seither aus der Debatte verschwunden, das Konzept des Aussterbens ist aber noch da, genau wie die Frage selber.

Wir stellen uns die Frage ob wir am Aussterben von Spezies schuld sind, ignorieren aber die Frage welche Spezies ohne uns gar nicht existieren würden. Viele Spezies existieren in unserem Fahrwasser recht gut, von Stubenfliege bis Getreide. Wir treiben die Evolution, genau wie jedes andere Lebewesen. Manche profitieren, manche verlieren und manche schaffen es sich nicht an die neue Situation anzupassen.

Grundsätzlich haben Biokonservative schon das Herz am rechten Fleck, wir sollten der Natur Platz lassen aber das Konzept des Aussterbens ist leider recht unwissenschaftlich, weil es mit dem Konzept der Evolution in Wahrheit nicht vereinbar ist.

Evolution bedeutet ständige Veränderung und in der Realität übersetzt es sich darin, dass unsere Kinder und wir schon nichtmehr „das Gleiche“ sind. Dazu kommt die absurde Vorstellung, dass ohne den Menschen die Natur in 200 Millionen Jahren genauso aussehen würde wie heute.

Manche Ansichten aufzugeben ist schwierig und „Aussterben“ ist eines der besonders kniffligen Dinge, weil es so selbstverständlich wirkt und erst beginnt absurd zu werden, wenn man in geologischen Zeiten denkt, was alles andere als einfach ist.

Aber die Wahrheit ist eben wie so oft keine einfache Angelegenheit.

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Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 27.03.2024 21:15:59

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