Brauchen wir denn überhaupt Gesetze?

Vor langer langer Zeit hatten wir keine Gesetze. Wir hatten aber bereits ungeschriebene Regeln, etwa dass man "anderen Menschen nichts wegnehmen sollte". In diesen Zeiten gab es die sogenannten Richter und diese entschieden, basierend auf dem was die Leute im Schnitt eben so taten, wer in einem Streitfall Recht hatte und wer nicht.

Ein Bauer findet etwa einen Pflug in seinem Feld und nimmt ihn heim, zwei Wochen später kommt der Bauer dem der Pflug gehört hat und will ihn zurück. Wer hat nun Recht?

Der Job der Richter war nicht einfach, war er doch immer mit Grenzfällen beschäftigt oder aber mit den Typen die wir als Karrierekriminelle bezeichnen würden. Um die Kritik von Voreingenommenschaft zu reduzieren kodifizierte man die Regeln. Das bedeutet dass man vergangene Entscheidungen festhielt. Das Resultat waren die ersten Gesetze.

Die ersten Gesetze waren die Niederschrift der Lebensart der breiten Masse. Gute 80% der Menschen würden niemals Gesetze brauchen, denn sie lebten sowieso danach. Diese Gesetze sind die natürlich, die guten Gesetze. Sie sind daran erkennbar dass man ihnen „aus dem Bauch heraus“ ohnehin folgt. Ein Teil der Bevölkerung hat aber dieses Bauchgefühl einfach nicht oder hält sich für clever indem sie sich Vorteile durch das Nichtbefolgen dieser gesellschaftlichen Regeln verschafft, der Karriereverbrecher also. Die Gesetze existieren im Wesentlichen um mit dieser Minderheit zurecht zu kommen, denn wenn man alle „so leben lässt wie sie leben wollen“ stört diese winzige Minderheit die breite Masse die keine Gesetze bräuchte.

Das Problem ist dass die Mehrzahl von uns keine Verbrecher kennt. Verbrecher sind eine Gruppe die unter sich bleibt und diese Gruppe ist zudem sehr klein. Wenn man also nur Menschen kennt die noch nie im Konflikt mit dem Gesetz waren stellt sich die Frage ob man Dinge wie die Polizei oder die Juristerei überhaupt braucht, vor allem wenn man statt auf die natürlichen und sinnvollen Gesetze zu blicken auf die eher abstruseren Gesetze sieht, wie Majestätsbeleidigung, Blasphemie Paragraph oder die Verordnung zur Krummheit von Gurken (Verordnung 1677/88). Wenn dann die Polizei damit beschäftigt ist Menschen für Lappalien zu drangsalieren während die Aufklärungsquote zu Einbrüchen bei 2,7% liegt ist dieser Aufschrei natürlich verständlich.

In der Antike waren all diese Körperschaften dem Volk Untertan. Der Richter hatte nur so lange den Job des Richters solange das Volk der Meinung war dass er gerechte Entscheidungen traf und der Büttel war seinen Job los sobald er seine Macht missbrauchte oder die mühsameren Teile seines Jobs für die gemütlicheren Elemente vernachlässigte. Das alles änderte sich erst mit der Zentralisierung. Plötzlich war der Büttel und der Richter vom König legitimiert und taten was dieser wollte und das war selten im Interesse des Volkes.

Der Punkt ist dass das Gesetz eben ein zweischneidiges Schwert ist: zum einen geht es zwar ohne aber mit geht es besser. Zum anderen besteht Missbrauchspotential und dieses Potential wird um so größer je stärker die Legitimität nicht vom Volk sondern von einem herrschenden Körper kommt. Dabei ist es unerheblich wie sich dieser legitimiert.

Dazu kommt die Fülle an Gesetzen. Spanien etwa braucht keine Gesetze für Gebäudedämmung und Schweden keine Richtlinien zur Reduktion der Verwüstung. Die Regeln müssen kompakt gehalten werden, denn wenn nicht Mal mehr der Experte alle Regeln kennt wird das Regelwerk unbrauchbar, da sich Regeln zwangsläufig widersprechen.

Brauchen wir Gesetze? Ich denke grundsätzlich: ja.

Wir brauchen aber die guten und nützlichen Gesetze. Ob jemand krumme Gurken herstellen, transportieren, verkaufen oder kaufen möchte muss das Problem des Herstellers, Händlers und Kunden bleiben. Diese Regelungen machen keinen Sinn und sind nicht Sache des herrschenden Körpers. Ein Körper der solche Gesetz erlässt hat nichtmehr das Wohl des Volkes im Blick sondern will seine Macht ausbauen.

Wesentlich ist aber eben zu verstehen dass nur weil wir, unsere Familien und all unsere Freunde und Bekannten, dem nützlichen Gesetz „aus dem Bauch heraus folgen“ gibt es eben Menschen die das nicht tun. Und genau diese wenigen würden reichen um Chaos zu stiften.

Und um die geht es.

Wir brauchen Gesetze um mit der Minderheit an Menschen zurecht zu kommen die sich nicht an den Konsens halten können oder wollen. Für sie haben wir vor Jahrtausenden begonnen die Regeln der Gesellschaft niederzuschreiben. Anfangs eventuell aus der naiven Idee heraus dass das Problem mit fehlender Information zusammenhängt.

Heute wissen wir es besser denn im Bezug auf Kriminalität hat sich in den letzten 5000 Jahren ja nicht übermäßig viel geändert.

Hammurabi, König von Babylon https://babygest.com/de/geschichte-der-leihmutterschaft/hammurabi-codex-schutzt-die-rechte-der-leihmutter/

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