Wem gehören wir? Instinktiv würden die meisten im gesamten politischen Spektrum antworten, dass wir uns selber gehören oder gehören sollten. Wir sollten selber bestimmen dürfen was wir mit unserem Körper tun. Dann aber kommen die Einschränkungen und genau hier driften politische Philosophien auseinander.
Es finden sich dann in den Extremen die Ansichten, dass entweder jeder sich selber gehört und mit seinem Körper absolut alles tun kann was er möchte oder aber keiner sich selber gehört und entsprechend keine individuellen Ziele verfolgen sollte sondern stets am Gemeinwohl arbeiten müsste. Die meisten Menschen finden sich nicht in sondern zwischen diesen Extremen wieder, instinktiv tendieren Menschen aber zu der Idee dass Menschen sich selber gehören. Vor allem wenn es um die Frage geht wem sie selber gehören sollten. Geht es um andere Menschen, sind viele moralisch flexibler.
Um den Elefant im Raum sofort anzusprechen: Die Idee dass Menschen anderen Menschen gehören klingt wie Sklaverei weil es (im weiteren Sinne) auch so ist. Wenn eine Person nicht sich selber sondern einer anderen Person gehört, dann ist er ihr Sklave. Dieser Status als Sklave ändert sich auch nicht, wenn man einer Gruppe gehört. Auch wenn ein Sklave einer Gruppe von anderen Sklaven gehört bleibt er ein Sklave und er bleibt auch ein Sklave, wenn es ihm als Sklave besser geht denn als freier Mensch und wenn wir einen Teil unserer Zeit frei sind dann sind wir Sklaven in der Zeit in der wir nicht frei sind.
In anderen Worten: Wann immer wir nicht uns selber gehören, sind wir Sklaven. Punkt. Kein Wenn und aber.
Das wirft aber ein interessantes Dilemma auf: Wenn ich mir selber gehöre und völlige Verfügungsgewalt über meinen Körper habe, dann kann ich meinen Körper in die Sklaverei verkaufen.
Man hat auch die Wahl andere, weniger drastische, aber noch immer schlechte Entscheidungen zu treffen. Man kann sich etwa dazu entscheiden eine Arbeit zu verrichten die 20 000€ an Werten schafft, aber für diese Arbeit nur 3000€ zu erhalten.
Selbsteigentum und Freiheit bedeutet dass man schlechte Entscheidungen treffen kann und auch wird, vor allem wenn man nicht verhandeln kann oder aber will.
Und genau an dieser Stelle lauern dann die autoritären Verführer. Egal ob diese Verführer links oder rechts im Spektrum stehen, sie erinnern uns daran dass wir miese Verhandler sind und mehr vom Kuchen verdienen als wir bekommen (was für viele stimmt) und sie, als gute Verhandler und starke Persönlichkeiten mit Macht und Einfluss würden das schon berichtigen (was fast nie stimmt).
Alles was wir tun müssen ist uns nicht an die Bösen zu verkaufen, sondern an sie.
Praktisch jeder Politiker, egal welche Farbe seine alberne Flagge hat, denkt dass es eine kluge Idee wäre wenn alle einfach tun würden was er möchte. Das ist das Mindset eines Plantagenbesitzers der seinen Sklaven sagt was zu tun ist und diese keine Möglichkeit haben etwas an diesen Befehlen zu ändern.
Freiheit bedeutet sich nicht zu verkaufen, obwohl das Geschäft im ersten Moment lukrativ klingt.
Natürlich bietet der Sklavenhalter drei Mahlzeiten und ein Dach über den Kopf an, Sicherheit in anderen Worten, aber wenn wir die Geschichte der Menschheit betrachten, so sehen wir dass Sklaven zu erstaunlichen Maßnahmen greifen um frei zu sein.
Sich selber zu gehören bedeutet Verantwortung zu übernehmen, Verantwortung die einem die Autoritären nur allzu gern abnehmen würden.
Wenn wir aber etwas aus der Geschichte lernen, dann dass dieser Deal niemals gut ist und die unsichere Freiheit, mit der Chance zu scheitern, lebenswerter ist als in einer Baracke, mit all den anderen Elenden zu sitzen und in zweifelhafter Sicherheit, madiges Brot zu essen.
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