Kein Stammtisch wäre vollständig ohne eine Debatte über gerechte Gehälter. Aber nicht nur dort hört man die immer wieder gleichen Argumente, die für sich betrachtet ja durchaus vernünftig klingen.
Jeder hat den Satz: „Warum verdient der Chef so viel und die Sekretärin so wenig? Arbeitet der 10-mal so viel? Na sicher nicht!“ schon einmal gehört und fast jeder fand diesen Satz im ersten Moment einleuchtend. Dieses Gefühl führte dann in vielen zu einem Drang diese offensichtliche Ungerechtigkeit zu behandeln und ehe man sich versah stand man auf der Straße mit anderen Langhaarigen und brüllte „Solidarität“.
Mir jedenfalls ging es so.
Es dauerte mehr als ein Jahrzehnt bis ich verstand warum das ein Unsinn war und genau das ist im Grunde beschämend, da der Umstand so absurd einfach zu verstehen wäre.
Gehalt ist ein Preis und Preise richten sich nach Angebot und Nachfrage. Wenn viele Menschen einen Job tun wollen und können, sinkt der Preis. Wenn es mehr Jobs als Arbeiter gibt, steigt er. In einer freien Marktwirtschaft jedenfalls.
Und genau das ist der erste Stolperstein, denn es gibt keine freien Marktwirtschaften auf der Welt da es in jeder Nation Jobs gibt deren Entlohnung sich nicht nach Angebot und Nachfrage richtet.
Im kleinsten Fall sprechen wir vom Gehalt des Diktators der bekommt was auch immer er sagt dass er bekommt. Im Regelfall sprechen wir aber von Beamten, Soldaten, Polizisten und so weiter. Das Gehalt des Ministers für Bügeleisen richtet sich also eben nicht danach wie viele Personen den Job tun möchten (und können) und der Frage ob wir so einen Minister überhaupt brauchen. Wäre es anders, würden Minister sehr wenig verdienen.
Dieser Umstand bedeutet wir müssen immer mit einer gewissen Verzerrung rechnen müssen, die in manchen Nationen extrem ist und in anderen gering.
Als Zweites gilt es zu überprüfen was ein gerechtes Gehalt wäre. Unterschiedliche Theorien schlagen Methoden zur Berechnung vor. Der „gesunde Menschenverstand“ schlägt vor dass man ein viertes des Gewinns bekommen sollte wenn man ein Viertel der Arbeit verrichtet.
Aber stimmt das?
Um das zu beantworten müssen wir uns die Frage stellen ob es einen gerechten Preis gibt?
Neben wir als Beispiel ein Eis am Stiel. So eine leckere Sünde kostet uns 2 Euro am nächsten Eisstand. Wir geben dem Verkäufer also zwei Euro weil wir das Eis höher wertschätzen als die 2Euro. Das liegt zu einem erheblichen Teil daran dass wir keines haben aber gerne eines hätten. Der Verkäufer hingegen gibt uns das Eis für 2 Euro weil er die zwei Euro höher schätzt als das Eis. Das liegt daran dass er mehr hat als er selber essen möchte.
Am Vortag hat er das Eis aber für einen Euro gekauft. Er kaufte es für einen Euro weil ihm der eine Euro weniger wert war als das Eis. Der Großhändler hingegen gab ihm das Eis weil dieser den einen Euro als wertvoller ansah als das Eis.
Was ist nun der „gerechte Preis für ein Eis“?
Die Frage ist schlicht nicht zu beantworten und das ist kein Zufall sondern hat System.
Preise sind subjektiv und müssen es sein.
Wären sie es nicht, gäbe es keinen Transfer. Wenn ein Eis einen gerechten Preis von 1,24 Euro hätte, gäbe es keine Motivation für den Großhändler dem Straßenverkäufer ein Eis zu verkaufen.
Preis kommuniziert einfach nur wo Dinge im Überschuss sind und wo Dinge, wie dringend, gebraucht werden und das ist alles andre als konstant.
Gehälter verhalten sich genauso.
Es gibt kein gerechtes Gehalt. Es gibt nur Menschen die Dinge tun die ein anderer braucht. Das Geheimnis ist herauszufinden wo man mit den eigenen Fähigkeiten am meisten gebraucht wird, denn dort verdient man am meisten.
In einer freien Marktwirtschaft, that is.
In einer geregelten (Markt)Wirtschaft verdient man was auch immer der Kollektivvertrag sagt dass man verdient. Im öffentlichen Dienst ist das besonders heftig. Dort richtet sich das Gehalt nach der Jobbeschreibung und der Dienstzeit. Ob man das was man tut gut tut und ob es irgendwo irgendjemanden gibt der das braucht was man tut ist dabei völlig unerheblich. Das Geld kommt vom Steuerzahler und dieser hat kein Recht auf eine Gegenleistung zu pochen. Das ist wunderbar. Für den Beamten, versteht sich.
Blöderweise fehlt dieses Geld dann im freien Markt und drückt die Gehälter, denn einer der Gründe warum die Sekretärin so wenig verdient ist die Steuerlast die sie zu stemmen hat und gleichzeitig ist einer der Gründe warum ihr Chef so viel verdient der Umstand dass er einen Bonus bekommt weil er staatliche Subventionen für die Firma gesichert hat, also Steuergeld das die Firma nicht hätte wenn es keine Umverteilung gäbe.
In anderen Worten: das Geld wird eifrig von der Sekretärin zu ihrem Chef umverteilt und behauptet dass es andersherum wäre.
Die vorgeschlagene Lösung „der Staat möge korrigierend eingreifen“ löst also das Problem nicht sondern macht es in Wirklichkeit oftmals schlimmer. Davon profitieren aber Personen. Blöderweise sind es üblicherweise die Falschen.
Fassen wir also zusammen: es gibt keine objektiven Preise und damit keine gerechten Gehälter. Preise vermitteln uns nur was in der Realität gebraucht wird und was nicht. Preise kommunizieren was die Gesellschaft, wie dringend, braucht. Manipuliert man diese Preise, ändert das nichts am grundlegenden Problem der Knappheit sondern reduziert nur die Effizienz in der die Güter vom Überschuss zum Mangel bewegt werden und das führt zu Armut.
Die Forderung nach Eingriff ist damit nicht sinnvoll und führte, jedes Mal wenn wir es taten, zu unerwünschten Nebeneffekten die fast immer schlimmer waren als das Problem das sie lösten sollten.
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