Ohne der Wissenschaft wären wir nicht, wo wir sind. Kaum einer bezweifelt das. Die Wissenschaft zu lieben ist daher kein absurder Gedanke, im Gegenteil. Das Problem an der Sache ist das Liebe blind macht.

Jede wissenschaftliche Erkenntnis beginnt mit dem Bezweifeln einer alten Wahrheit. Diese alten Wahrheiten entstammen aber auch rationalen Überlegungen und jene die ihr ganzes Leben mit dieser Wahrheit gelebt haben tun sich verflixt schwer eine neue Wahrheit zu akzeptieren. In einer idealen Welt werden neue Erkenntnisse in das vorhandene Weltbild integriert, Theorien adaptiert und bei Bedarf durch neue ersetzt. Die Welt ist aber nicht ideal. Menschen trennen sich ungern von ihren Vorstellungen und Theorien. Ego spielt eine Rolle. Selbst in der Naturwissenschaft.

In der Geisteswissenschaft wird die Sache um ein Eckhaus mühsamer. Die geographische Frage wo Länder beginnen und wo sie enden ist am Ende des Tages Konvention. Wir können das nicht messen, wir können uns nur auf eine Wahrheit einigen.

Vergleichbare Probleme finden wir überall. Bilden etwa die Sapiosexuellen ein eigenes Geschlecht, ist es eine Präferenz oder ist es eine Immutable characteristic? Unterschiedliche „Experten“ mit unterschiedlichen Titel beantworten die Frage unterschiedlich, genauso wie kenianische, äthiopische oder sudanesische Experten die Frage „wem gehört das Ilemi-Dreieck“ drastisch unterschiedlich beantworten.

Jeder der Experten pocht dabei auf „wissenschaftlichen Fakten“. Aber wer hat recht?

Das Problem an der Sache ist, dass nicht jede Wissenschaft sich auf die wissenschaftliche Methode als Fundament stützt, weil es schlicht oftmals nicht möglich ist. Germanisten können über die Frage wo ein „ß“ hingehört streiten und zu einer Lösung kommen aber am Ende ist das Konvention. Nicht Wissenschaft. Auch wenn die Experten alle ein „Dr.“ vor dem Namen haben.

Und hier ist dann das „I live Science“ Problem zuhause.

Menschen sind es gewohnt die Wissenschaft als den Richter zu sehen der zwischen Richtig und falsch steht. Immer wenn wir Fragen haben, schauen wir zur Wissenschaft die dann Antworten gibt. Das Problem ist, dass Menschen die „Wissenschaft lieben“ anstatt „Wissenschaft zu leben“ die Antworten als unumstößliche Wahrheiten verstehen, vor allem wenn viele „Experten“ das Gleiche sagen. Menschen die Wissenschaft leben hingegen prüfen, wie belastbar eine Aussage ist, was von ersteren als Ketzerei verstanden wird.

Und hier offenbart sich das fundamentale Missverständnis zwischen diesen beiden Gruppen: „Ich glaube nicht, dass das stimmt, weil ich XY beobachtet habe“ ist eben keine unwissenschaftliche Aussage, sondern genau das Gegenteil.

Zweifel ist der Ursprung jeder Innovation. Wenn wir jedem Experten geglaubt hätten, hätten wir es nicht bis zum Lagerfeuer gebracht, denn die Experten damals haben sicher gesagt dass das nicht gut ausgehen wird und man doch bitte die Finger von dem brennenden Ast lassen möge.

Menschen die Wissenschaft lieben aber sehen Zweifel an wissenschaftlichen Fakten als „unwissenschaftlich“ an, als einen Angriff auf ihre geliebte Wissenschaft und die damit verbundenen geliebten Experten.

Diese Ansicht kann aber nur zu Stagnation und Regression führen, niemals zu Fortschritt. Deswegen ist die <Liebe zur Wissenschaft> ein gravierendes Problem unserer Zeit.

5
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Claudia56

Claudia56 bewertete diesen Eintrag 24.04.2024 15:36:16

Benni

Benni bewertete diesen Eintrag 24.04.2024 10:17:14

Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 24.04.2024 01:03:31

Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 23.04.2024 22:51:44

Petra vom Frankenwald

Petra vom Frankenwald bewertete diesen Eintrag 23.04.2024 16:40:08

5 Kommentare

Mehr von Angus