Man stelle sich vor in der Zeitung steht auf Seite eins das der Reporter eine phantastische Möglichkeit gefunden hat Geld zu sparen. In der Huberstrasse 8 sei ein Geschäft das einem jeden Tag frische Brote schickt, völlig gratis. Der Reporter selber hat sich ausgerechnet, dass ihm das fast Tausend Euro im Jahr spart und er absolut keinen Nachteil an der Sache hat finden können.
Ein interessierter Leser denkt für einen Moment nach und beschließt dann am nächsten Tag dort hin zu gehen, 1000 Euro schenkt man ja nicht her.
Am nächsten Tag steht eine gigantische Schlange vor dem Geschäft, unser Freund mitten drin. Viele zufriedene Menschen verlassen das Geschäft doch ab und an sieht einer wütend aus. Die Neugier übermannt unseren Freund und er fischt sich einen Wüterich aus der endlosen Schlange, die das Geschäft verlässt und fragt warum was denn nun das Problem sei?
Der Mann zieht einen Zettel aus der Tasche der gefüllt mit Kleingedrucktem ist. Man wollte ihm den Zettel nicht lesen lassen, er hätte einfach unterschreiben sollen, aber er hat gelesen was da drin steht. In Paragraph 3756 steht dann dass die Firma das Recht hat vom Bruttogehalt jedes Monat 300Euro einzuziehen.
Eine junge Frau mit grünen Haaren hinter unserem Freund mischt sich nun in die Debatte ein und fragt wo nun das Problem läge, schließlich würden die 300€ ja nicht vom Konto des Mannes abgebucht worden sondern vom Arbeitgeber, er würde also nichts zahlen. Der Mann schaut verwirrt und sagt dass das dieses Geld nun sein Gehalt reduzieren würde. Die junge Frau rollt die Augen und erklärt dass es sehr wohl einen Unterschied mache denn wenn das Geld abgezogen würde ehe es am eigenen Konto ist dann hat man es eh niemals gehabt und daher wäre der Deal noch immer gut.
Unser Freund beginnt nun zu rechnen. Er kann also etwas bekommen das etwa 1000€ pro Jahr wert ist, alles was es ihm kostet sind 300€ im Monat. Irgendwie klingt das nicht nach einem guten Deal aber die Brote werden frei Haus geliefert und er muss sich nie wieder darum kümmern. Er muss sich auch nie wieder die Frage stellen welches Brot er haben möchte, die Qual der Wahl wird ihm auch abgenommen. Aber teuer ist es ja schon.
Gleichzeitig hat aber das Argument der jungen Frau auch etwas für sich, denkt er sich, jedenfalls klingt es wie die Dinge die er in der Schule gelernt hat.
Er denkt nun auch an seinen Freund Karl der Spielsüchtig ist. Für ihn wäre so etwas wirklich gut denn ohne Geld am Konto kann er nicht all sein Geld verspielen und hätte immer Brot, etwas das im Moment nicht immer der Fall ist. Für Karl ist diese Lösung daher wirklich klasse, gerade weil es seine Entscheidungsfreiheit verkleinert.
Er beschließt noch einmal darüber zu schlafen. Am nächsten Tag erfährt er dass dieses Abo jetzt jeder im Land erhält, auch wenn er es nicht unterschrieben hat, denn im Kleingedruckten steht dass nur mehr als 50% das Abo unterschreiben müssen damit es jeder erhält. Und jeder zahlen muss.
Am nächsten Tag steht eine McDonälds Tüte vor seiner Tür. Als er sich das schwabbelige Fetzchen Brot ansieht denkt er sich für einen Moment dass das nicht wirklich das war was ihm versprochen wurde und ob dieses Scheibchen „Brot“ wirklich 10€ wert ist raubt ihn über Wochen den Schlaf. Aber nun ist es so, er hebt die Zeitung und liest vom nächsten phantastischen Deal.
Was wir spielerisch erlebt haben ist eben der Handel den wir mit der Regierung abschließen. Die Regierung verspricht tolle Dinge und will dafür einen Blankoscheck. Wenn sie ihn erhält liefert sie was auch immer sie möchte (und das ist meistens weniger als versprochen), bei ständig steigenden Preisen. Eine Option aus der Sache herauszukommen ist eher nicht gegeben, zumal alle Parteien ständig versuchen uns noch mehr Dinge zu verkaufen die wir entweder nicht brauchen oder die uns teurer kommen als am freien Markt.
Das zentrale Problem in der Geschichte ist das blanke Unverständnis dass das Geld das der Arbeitgeber zahlt um uns zu beschäftigen das Geld ist das er auch ohne Abzüge an uns abdrücken müsste. Dieser Wert leitet sich aus seiner Einschätzung unserer Wertschöpfung ab. Die Idee dass wir bei geringeren Steuern das gleiche Netto erhalten würden basiert auf einer Unterschätzung des eigenen Wertes. Unser wirtschaftlicher Wert, der Wert den wir einbringen, ist (fast immer) höher als der Bruttogehalt (plus aller denkbaren Lohnnebenkosten!).
Ausgenommen sind hierbei die Blender, Betrüger und drei Viertel des Controllings einer jeden Firma, aber der tatsächliche Leistungsträger bringt sein Bruttogehalt an Leistung und daher zahlt der Arbeitgeber dieses Geld. Nur kommt bei uns eben nicht mal die Hälfte an. Von dem kümmerlichen Rest zahlen wir dann noch mehr an den Staat: Mehrwertsteuer, Abgaben, etc.
Von dem Geld das uns also zusteht verdampfen gute drei Viertel, dafür bekommen wir „gratis Zeug“ das aber gar nicht so gratis ist wenn man sich klar macht dass das was man am Monatsanfang hat im Grunde nur ein Viertel von dem ist das einem zusteht.
Die Idee von Gratiszeug ist nett. In der Realität ist aber nichts umsonst. Der Umstand dass man uns die Rechnung vorenthält ändert nichts daran dass jeder österreichische Nettosteuerzahler für die ÖBB rund 2000€ zahlt (5 400 Millionen€ Zuschüsse vom Staat bei rund 2,5 Nettomillionen Steuerzahlern) völlig egal ob er sie benutzt oder nicht.
Das ist nicht gratis, das ist viel Geld aber im Gegensatz zu vielen anderen Dingen für die der Staat Geld ausgibt ist die Bahn wenigstens halbwegs sinnvoll.
Die Gegenargumentation ist dass Menschen, gibt man ihnen die freie Wahl, nicht den „guten“ öffentlichen Verkehr nutzen würden sondern sich, statt in angepinkelte Wagons zu setzen, mit dem eigenen Auto fahren würden.
Und das ist wahr.
Die Frage ist ob das öffentliche Verkehrsmittel so grauslich sein muss wie es eben jetzt ist oder ob eine private Lösung etwa das Bahnfahren zu etwas sehr angenehmen machen könnte. Die Westbahn in Österreich beantwortet diese Frage, meiner Meinung nach mit „Ja“ und das ohne Milliarden vom Staat.
Zudem stellt sich die Frage ob es Aufgabe des Staates ist den Bürger zu erziehen oder ihm das zu geben was er haben will?
Das Problem unserer Zeit ist aber, dass die Medien uns das Kleingedruckte nicht vorlesen. Es wäre ihr Job es zu tun. Theoretisch. Defakto ist ihr Job aber heute uns die Dinge zu schmackhaft zu machen die uns die Politik verkaufen möchte und hinter dieser Maschine stehen die Konzerne und Superreichen die uns dann den billigen Junk für teures Geld unterjubeln wollen.
Der oberste Profiteur ist immer derjenige der den Staatsauftrag erhält und genau diese Gruppen haben größtes Interesse daran dass das Volk niemals das Kleingedruckte liest oder eine ihrer Rechnung in die Hände bekommt, denn die Reaktion des Volkes wäre dann wohl eine waschechte Revolution.
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