Wir lernen im Spiel. Wenn ich „wir“ sage meine ich damit aber nicht nur uns Menschen, denn nicht nur Menschen spielen. Eine erstaunliche Anzahl an Lebewesen spielt, wobei die meiste Spielzeit in der frühen Lebenszeit passiert. Aber was ist spielen überhaupt?
Spielen ist, im weitesten Sinne, jede Handlung die man tut, weil man sie tun möchte aber nicht tun muss. Im engeren Sinne verstehen wir darunter aber praktisch immer einen Wettbewerb mit einem Ziel. Aus dieser Unterscheidung entsteht der Unterschied zwischen Hobby und Spiel.
Spiele weisen also fast immer ein Ziel auf und je nachdem welcher der Teilnehmer das Ziel als erstes erreicht, ergibt sich eine Erfolgshierarche aus oftmals einem Gewinner und mehreren Verlierern.
Menschenkinder spielen etwa fangen und verstecken seit es Menschen gibt. Was sie dabei lernen war vor allem für unsere steinzeitlichen Vorfahren überaus nützlich. Im Laufe der Zeit wurden die Spiele komplexer, raffinierter und kopflastiger und folgte damit einem Trend, denn unsere ganze Gesellschaft wurde immer komplexer, raffinierter und kopflastiger und nur wer mithalten konnte schaffte es evolutionär in die nächste Runde.
Das Problem am klassischen Spiel ist aber, dass es stets mehr Verlier als Gewinner gibt und in einer Kultur den Konflikt scheut wirkt das barbarisch. Hier tritt das kooperative Spiel auf, Spiele also in denen alle gemeinsam gewinnen oder aber verlieren.
In unserer Zeit gibt es diese Spiele zu Hauf, das erste Spiel dieser Natur war aber „the Landlords game“ von Elizabeth Magie aus dem Jahre 1903. Das Spiel, das wir heute also Monopoly kennen, enthielt zwei Regelsätze. In der einen Fassung spielen die Spieler gegeneinander bis am Ende einer alles hatte und in der anderen Fassung spielt man gemeinsam.
Die Designerin wollte damit zeigen, dass der kollektivistische Ansatz moralisch überlegen wäre.
Kaum jemand spiele diese Variante öfter als einmal, weil sie stink langweilig war.
Dennoch schuf sie damit das erste kooperative Spiel das uns bekannt ist.
Bis zum Aufkommen des Computers spielten wir, wie die Jahrtausende davor, Mensch gegen Mensch. Der Computer aber ermöglichte uns nun gegen ein Ding zu spielen das nicht traurig war wenn es nicht gewann.
Im Spiel gegen den Schachcomputer konnte man die Schwierigkeit nun so wählen, dass man ohne Mühe gewinnt. Der Spieler erhielt so die Befriedigung zu gewinnen ohne dass jemand verlieren musste. Dieser Trend gipfelte in den Klickerspielen.
Klickerspiele sind Spiele in denen man nicht nur gegen den Computer gewinnt, sondern darüber hinaus das Verlieren völlig unmöglich ist. Jeder Klick bringt den Spieler weiter und nichts das man tut kann dazu führen, dass man verliert.
Das Spiel hat dabei 0% Risiko und 100% Erfolgsgarantie.
So ein Spiel gab es davor noch nie.
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Selbst der verwöhnte Prinz hatte zumindest eine Chance darauf, dass ihn sein Diener einmal nicht gewinnen lassen würde.
Das Problem ist die Lektion dieser Spiele. Diese Spiele vermitteln, dass eine Erfolgsgarantie ohne jedes Risiko eine Option in der Welt sei. Was nicht der Realität entspricht.
Jede Handlung ist mit einem Risiko behaftet. Wer in der Früh aus dem Bett steigt setzt sich potentiell tödlichen Gefahren aus. Und wer liegen bleibt ist nur um einen Hauch besser dran.
Das Leben ist voller Gefahren, Niederlagen und Rückschritte. Wir verlieren ständig irgendetwas und müssen echte Risken eingehen um etwas zu bekommen. Das Klickerspiel aber vermittelt, dass jeder Klick einen Wert habe und man ein Recht auf die Früchte seiner Arbeit hat.
Das Spiel vermittelt dabei nicht, dass man sein Bestes geben kann und dennoch verliert. Das das nicht ungerecht sei, sondern eben das Leben. Ohne diese Lektion verschwindet unsere Bereitschaft als Gesellschaft etwas zu riskieren und ohne diese Bereitschaft sind wir dazu verdammt in ausgetretenen Pfaden im Kreis zu laufen.
Nur die Menschen die etwas riskieren, die es nicht tun wie alle vor ihnen, bringen Neuerungen und Verbesserungen aber die meisten von ihnen werden ihren Einsatz vollständig verlieren.
Keine Neuerungen bringen.
Keine Verbesserungen vornehmen sondern einfach nur vergessen werden.
Das Klickerspiel lehrt uns also etwas zu tiefst Falsches und zwar dass jeder Aufwand eine Belohnung verdient. Das ist Unsinn.
Das kompetitive Spiel hingegen lehrt uns eine sinnvolle Lektion: es lehrt uns dass wir meistens verlieren, das aber nicht das Ende der Geschichte ist sondern einfach ein Teil des Lebens.