„Cliffhanger“ beschreibt ein (Film-)Stilmittel in dem man genau im spannendsten Moment abbricht, meistens um die Zuseher dazu zu bringen sich die nächste Episode anzusehen. Diese Methode wird vor allem am Ende einer Staffel gerne eingesetzt und es gibt für den begeisterten Zuseher kaum etwas Fürchterlicheres als eine Serie die genau an dem Pukt abgesetzt wird. Mehr oder weniger jeder wird so einen Fall kennen und niemand ihn mögen.

Netflix besticht mit einer erstaunlichen Menge an solchen Situationen, die Chance dass Netflix eine Serie zu Ende bringt ist, sofern sie mehr als eine Season lang ist, nicht wirklich groß. Der Grund dafür ist einfach: Netflix sieht wie viele Personen die Serie angesehen haben und entscheidet ob weitere Investitionen sich lohnen und oftmals sagen die Verantwortlichen eben "Nöp".

Netflix analysiert darüber hinaus auch wo die Leute aufhören zu schauen und haben eine ungefähre Vorstellung was ihre Zuseher sehen wollen und was nicht. Theoretisch jedenfalls.

Das Problem ist nun, dass die Zuseher aber anders Serien konsumieren als in den 90igern. Die Idee eine Episode pro Woche zu sehen ist nicht sonderlich attraktiv, die meisten Zuseher konsumieren Serien eher wie sehr lange Filme und „bingen“ alles auf einmal, wobei „auf einmal“ bedeutet, dass sie alles vorhandene Material auf einmal sehen oder aber warten bis die Show fertig ist, vorwiegend um nicht Opfer eine Cliffhangers zu werden.

Genau diese Vorsicht kann also dazu führen dass Zuseher erst beginnen eine Show zu konsumieren wenn zumindest die zweite Staffel grünes Licht hat und auch dann noch droht die Gefahr ständig. „Santa Clarita Diet“ endet etwa mit einem fürchterlichen Cliffhanger in der dritten Staffel mit einem Haufen ungeklärter Fragen.

All die wunderbaren Qualitäten dieser kleinen Serie, die sie empfehlenswert machte, verdampfen aufgrund der Art wie sie endet und ist plötzlich nicht mehr eine Empfehlung wert, das übersetzt sich in weniger Zuseher weil die Mundpropaganda aufgrund des Endes von sehr positiv auf sehr negativ umschlägt, was sich in schlechte Performance eines Produktes übersetzt das Potential gehabt hätte.

Genau diese Politik des rasanten Absetzens führt dazu, dass aktuelle Netflixproduktionen oftmals gemieden werden, neben anderen Problemchen versteht sich. Ein wunderbares Beispiel für das gegenteilige Beispiel ist „Edgerunners“, eine Serie die auf eine Staffel limitiert war. Die Serie erreichte weit mehr als das Zielpublikum, vor allem weil klar war, dass der oben beschriebene Effekt ausbleiben wird, jeder wusste, dass die Serie ein Ende hat.

Das Resultat ist nun, dass Netflix Geld investiert das nicht zurückkommt und das Geld der Investoren langsam aber sicher ausgeht. Die Aktie ist von gut 600$ auf nun etwa etwa 300$ gefallen, das Vertrauen in Netflix ist also eher im Niedergang.

Kein Wunder dass Netflix nun ankündigt Accounts zu sperren die ihre Zugriffsdaten mit ihren Nachbarn teilen. Netflix rechnet mit 100 Millionen solcher Fälle und wird im März mit Sperrungen beginnen. Nicht weil sie wollen, sondern weil sie müssen, Netflix braucht das Geld. Dringend.

Diese Drohung ist aber nur ein Pflaster auf eine klaffende Wunde und Netflix muss einen Weg finden das Stigma der unvollständigen Netflix Serie los zu werden und das bedeutet, obwohl kaum jemand die Serie schaut, Serien zu finalisieren oder sich zumindest vom Cliffhanger zu verabschieden damit das Ende wenigstens erträglich ist.

Natürlich garantiert das nicht das Überleben von Netflix, der Streamingwar ist alles andere als entschieden und wer den Krieg überlebt ist völlig unklar. Was aber klar ist, ist dass Netflix ein massives Problem mit zu wenigen sauber beendeten Serien hat und in Kombination mit dem überwoken der Produktionen übersetzt sich das in einer Reduktion an Interesse und das zu einem Zerstören von Potential bis hin zur Gefährdung der Existenz der Firma.

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 05.02.2023 19:00:01

bianka.thon

bianka.thon bewertete diesen Eintrag 27.01.2023 17:15:01

2 Kommentare

Mehr von Angus