Menschen die sich intensiver mit politischer Philosophie vertraut gemacht haben kennen üblicherweise den politischen Kompass.
Der politische Kompass ist eine Verbesserung des primitiveren Links-Rechts Systems. Er besteht aus nicht einer sondern zwei Achsen (wirtschaftlich und sozial) und bildet so ein Quadrat.
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Politische Positionen werden dann als Punkt in dem Quadrat dargestellt. Eine Position die sich weit links im Quadrat befindet postuliert dass „Besitz“ von allen geteilt sein sollte. Wie genau das zu realisieren ist bleibt offen. Befindet sich die Position hingegen im rechten Bereich wird darauf gepocht dass Besitz in privater Hand sein sollte.
Positionen im oberen Bereich werden als „autoritär“ beschrieben. Die Position der Autoritären ist dass das Wohl vieler wichtiger ist als das Wohl weniger und der Einzelne sich so zu verhalten hat wie die Gesellschaft es für richtig empfindet. Was genau das bedeutet bleibt natürlich wieder offen, es umfasst aber meistens (auch) moralische Gesetze wie etwa Regelungen wer mit wem eine Beziehung haben darf.
Im unteren Bereich („liberal“) ist man der Meinung dass der Einzelne leben soll wie er will und keiner das Recht hat anderen zu sagen was sie zu tun, sagen oder denken hätten.
Wir finden also den Kommunisten links oben, den Salafisten rechts oben, Ghandi links unten, die Nazis mittig oben und die österreichische Schule rechts unten, und so weiter und so fort.
Grundsätzlich gilt es zu erwähnen dass im Zentrum ein Bereich ist der als „die Mitte“ bezeichnet wird. Dieser Bereich schneidet jeweils ein Viertel der anderen Bereich ab.
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Ein Kommentator erwähnte dass Menschen üblicherweise in ihrer politischen Evolution einer Kurve durch den Kompass folgen das einem N gleicht.
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Man beginnt im Kindergarten unten links. Alles wird geteilt und jeder tut im Wesentlichen was er möchte, solange er anderen dabei nicht weh tut.
Als Jugendlicher bleibt man bei dem Konzept dass alles allen gehören sollte, pocht aber darauf dass Menschen sich einem höheren Ideal unterwerfen sollten. Dieses höhere Ideal ist eben oftmals (vor allem im Westen) alles zu teilen. Die Gesellschaft soll dann, wenn nötig (oder möglich) mit Gewalt, jeden unterdrücken der von diesem Ideal abweicht.
Beginnt man dann sein eigene Geld zu verdienen und erkennt man was mit dem Geld dann gemacht wird bewegt man sich von oben links sehr rasch Richtung unten rechts. Man lehnt ab dass das Kollektiv das Geld verschwendet dass man sich erarbeitet hat und beginnt daran zu zweifeln dass die moralischen Gesetze wirklich zu unserem Nutzen sind. Der Zweifel am moralischen Gesetz führt geradezu zwangsläufig zu einem Zweifel an allen Gesetzen und damit jener die sie machen.
In dieser Phase huldigt man grenzenlosem Individualismus und verweist darauf dass der Mensch frei am produktivsten und auch glücklichsten ist.
Abgelöst wird diese Phase durch die Erkenntnis dass eine Gruppe glücklicher, produktiver aber unorganisierter Menschen recht einfach von einer Gruppe gut organisierter Autoritärer besiegt werden kann. Es dämmert also die Erkenntnis dass ein gewisser Grad an Organisation, insbesondere im Bereich der Verteidigung nötig ist. Um aber etwas verteidigen zu können muss es auch eine Definition geben was verteidigt wird und das bedingt eine Deklaration „was Unseres ist“, was dann wieder die Definition eines „Uns“ bedingt. Es entsteht also eine Bereitschaft den Individualismus einzuschränken.
Begehen alle Menschen diesen Weg?
Natürlich nicht.
Die Kursänderungen werden durch äußere Einflüsse ausgelöst. Fehlt der Auslöser wird man sich nicht wegbewegen. Manche Menschen sind nach Jahrzehnten noch in einer Denkweise gefangen die andere mit 16 hinter sich gelassen haben.
Das N kann nun aber auch unterschiedlich gezerrt sein. Viele Menschen folgen zwar der Tendenz zwar grundsätzlich, bleiben aber immer im Bereich der Mitte. Andere, wie der Autor, beschreiben massive Sprünge, vom begeisterten Kommunisten hin zum überzeugten Libertären.
Manche bewegen sich in eine Tendenz, erreichen aber nicht „den nächsten Bereich“ sondern vollziehen nur eine Radikalisierung oder eben Radikalisierung innerhalb des Bereiches in dem sie schon sind.
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Diese sehr grundlegende Tendenz ist durchaus beobachtbar, wenn auch keine Garantie. Personen die sich entgegen dem Verlauf entwickeln sind scheinbar deutlich seltener als Menschen die dem Verlauf folgen.
Es gilt daher zu überdenken ob das nicht eine völlig normale menschliche Entwicklung sein kann und insofern einen tieferen Nutzen hat.
Die Implikationen dahinter sind interessant und sollten daher debattiert werden.