Freie Rede muss Grenzen haben“ war schon immer ein beliebter Slogan derjenigen die sagen können was sie wollen. Wir reden von den Menschen mit viel Geld oder aber von den Menschen die Männern unter Waffen befehligen: den Reichen, den Mächtigen, den Führern, den Staatsleuten. Diese Leute können sagen was sie wollen, denn wer soll schon etwas dagegen tun?

Wenn das gemeine Volk aber beginnt zu sagen was es sagen möchte, dazu gehört vor allem, dass es mit der Narrenfreiheit der Elite nicht zufrieden ist, wird rasch über bezahlte Sprachrohre, weithin bekannt als „Medien“, gesagt dass man manche Dinge nicht sagen darf.

Je nachdem ob etwas sein soll oder nicht soll ist es eben entweder eine Expertenmeinung oder aber eine Verschwörungstheorie.

Beide sind nicht notwendigerweise fundiert aber man erwartet, dass die eine Geschichte nicht geglaubt, die andere aber als Fakt akzeptiert wird. Weil so halt. Steht ja in der Zeitung. Also muss es stimmen.

Wenn etwa Nigel Farage vor dem Brexit über eine EU-Armee sprach dann war das natürlich alles eine absurde Verschwörungstheorie. Spricht Emmanuel Macron über eine EU-Armee dann handelt es sich um eine visionäre Perspektive einer unausweichlichen und vor allem positiven Entwicklung.

Im Moment geht die Idee einer „Rekalibration der freien Rede“ (Julie Inman Grant) durch die Runde. Gemeint ist natürlich Einschränkung. Fürs Volk. Nicht für die Mächtigen, wohlgemerkt. Rekalibration klingt halt besser als Einschränkung.

Dabei gilt es zu verstehen was Rede und Meinungsfreiheit überhaupt ist und was geschützt werden muss. Im Gegensatz zur weitläufigen propagierten Meinung muss man nicht das Anständige, Moralische und Richtige schützen. Das Normale hat üblicherweise genügend Rückhalt. Nein. Geschützt gehört das Dumme, Perverse und Falsche. Nicht die Handlung wohlgemerkt, sondern die Meinung.

Die Ansicht etwa das Karl Marx eine Ahnung von Wirtschaft gehabt hätte ist in etwa so falsch wie die Idee dass ein Zombiezimmermann Wasser in Wein verwandeln konnte. Dennoch ist es klug, dass Menschen das glauben und sagen dürfen und andere sagen dürfen dass Menschen die sowas glauben an schwerem Realitätsverlust leiden.

Das ist freie Rede. Menschen müssen das Recht haben Dinge die falsch sind zu sagen und richtige Dinge als falsch zu bezeichnen. Die freie Rede übersetzt sich damit zum Recht falsch zu liegen, in das Recht also uns zu irren.

Wenn wir kein Recht haben uns zu irren müssen wir immer das glauben das richtig ist und wer auch immer das bestimmen kann herrscht damit absolut. Wenn die Experten beschließen, dass „Drapetomania“ wieder eine wissenschaftliche Wahrheit ist, dann ist jeder plötzlich psychisch krank der kein Sklave sein möchte. Wenn niemand das kritisieren darf, dann bleibt diese Ansicht eine Wahrheit und legitimiert Sklaverei.

Wenn wir die freie Rede Rekalibrieren wollen dann doch bitte in die Richtung der Freiheit und nicht in Richtung der Allmacht der bereits Mächtigen, denn nur so bleibt uns die mächtigste Waffe die wir als Fußvolk gegen die Mächtigen haben: unser Gelächter das von den Straßen hallt wenn die Elite in ihren Elfenbeintürmen absurde Visionen erträumt.

Unser Recht uns zu irren, also nicht das zu glauben was die Elite als akzeptabel ansieht, ist der einzige Weg ihnen zu zeigen, dass sie es sind die sich irren. Denn auch wenn das viele nicht glauben können: auch die Elite irrt sich.

Und das, historisch betrachtet, ja gar nicht so selten.

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Claudia56

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