Das System China ist insofern faszinierend als dass es sowohl die radikale Linke als auch die Milliardäre fasziniert. Entsprechend arbeiten beide Hand in Hand um es zu implementieren.
Aus unterschiedlichen Gründen, versteht sich und nicht jeder weiß so genau was er in dem Zusammenhang tut.
Versprechen die Milliardäre über ihr Sprachrohr, also der „freien Medien“ die sich allesamt in ihrem Besitz befinden, dass Sozialismus auf jeden Fall die Zukunft sei, steht nur im Kleingedruckten dass damit nicht eine Umsetzung der Vorstellungen von Marx gemeint ist, sondern vielmehr eine Umsetzung des Systems China.
Versprochen wird den Menschen hierbei vorwiegend dass niemand mehr durch den Rost fallen kann. Man würde Armut, Krankheit, Ungerechtigkeit und so weiter ausmerzen. Was muss die Bevölkerung ihrerseits tun? Nun im Wesentlichen das Knie vor der Partei beugen die dann vollständige Macht genießt.
Gelernte Linke sehen hier dann einen Widerspruch: warum um alles in der Welt sollten Milliardäre das toll finden?
Das System China unterscheidet sich insofern vom System Sowjetrussland als das es innerhalb seiner Grenzen Kapitalismus zulässt. Und was für einen!
Regulationen gibt es kaum, Arbeitsrecht auch nicht, Umweltschutz? Es darf gelacht werden.
Genau diese Zonen kritisiert die westliche Linke natürlich gern und das System China ist bemüht zu versprechen dass das nur eine temporäre Maßnahme ist um eben nicht gegen den Kapitalismus zu verlieren.
Das ist gelogen.
Genau dieses doppelte Spiel macht das System so genial.
Im Wesentlichen gestattet die Partei Menschen mit einer profitablen Idee diese Idee umzusetzen. Im Gegensatz zum Westen, der seinen Unternehmern diktiert „wie“ er das machen kann, soll oder darf, gestattet China hierbei erhebliche Freiheiten. Die Betonung liegt auf „gestatten“.
Solange die Firma in Übereinstimmung mit den Interessen der Partei agiert, also Macht, Geld und Einfluss aufbaut der der Partei direkt oder indirekt nutzt oder nutzen kann, hat man als Unternehmer faktisch Narrenfreiheit.
In dem Moment in dem man diesen Weg verlässt und gegen die Interessen der Partei arbeitet ist man die Firma aber ganz schnell los und im Zweifelsfall verschwindet man auf Nimmerwiedersehen.
Auch im Bereich Innovation gibt es Probleme. Die Partei ist Innovation kritisch gegenüber eingestellt weil da ein unerwartetes Problem für sie herauskommen könnte. Obgleich wir seit 30 Jahren hören dass China den Westen technologisch überholen wir, passiert das nicht. China ist immer genau so weit hinter dem Westen wie ihre Ingenieure brauchen um westliche Technologie zu kopieren.
Besitzt man eine Firma die Kinderpuppen produziert ist dieses System überaus attraktiv. Im ersten Moment jedenfalls. Die Idee ist hierbei dass man der Partei ja ohnehin nicht auf die Füße steigen würde, man produziert ja nur Puppen. Bis die Partei beschließt dass eine Puppe des Vorsitzenden zum Verkaufsschlager werden müsste. Ok. Das biegt man noch irgendwie hin indem man die Dinger herstellt und selber kauft und entsprechende Verkaufszahlen produziert. Blöderweise will dann irgendwann der vierte Sohn des Vorsitzenden einen Managerposten in deiner Firma und 10 Jahre später die ganze Firma.
Korruption ist ein massives Problem, immer dann wenn diejenigen mit Macht sich im Wesentlichen auf Gewehre stützen.
Wie aber sieht es für die Bevölkerung aus?
Keine Privatsphäre, keine Freiheiten, kein Geld. Dafür sind wenigstens alle halbwegs gleich arm. Juchu.
Die seltsame Allianz aus Milliardären mit ihren Medien Firmen und der radikalen Linken erklärt sich aber im Wesentlichen aus einer Sehnsucht nach diesem System, wobei jeder sich nur auf die Seite konzentriert wie er sehen möchte. In Wirklichkeit sind große Verbesserungen für beide Seiten aber kaum zu erwarten. Für den Milliardär ist das Risiko alles zu verlieren ein erheblicher Stressfaktor und der Ausgang in letzter Konsequenz sowieso unumgänglich, auf die Bevölkerung wartet Armut und 15 Stundentage.
Wirklich profitieren tut eine parasitäre Klasse von Funktionären.
Die Frage stellt sich warum in Europa niemals jemand auf diese Idee gekommen ist. Und hier ist der Hund begraben: auch diese Idee ist geklaut.
Die Wirtschaft des „Dritten Reichs“ funktionierte im Wesentlichen genau so: man gestattete der Wirtschaft weiterzumachen solange es dem Wohle des Staats diente.
Der faschistische Grundsatz lautet bekanntlich:
„Alles im Staat, Nichts außerhalb des Staates, nichts gegen den Staat“
Solange man also im Einklang mit dem Staat arbeitete, war man vernünftig, gut und zurechnungsfähig, wenn man aber etwas tat dass der Staat als gegen seine Interessen verstand, verschwand man und die Firma wurde an „Echte Staatsbürger“ weitergeben die dann das taten was man von ihnen erwartete. Man hatte dann auch eine ganze Menge Freiheiten und Förderungen.
Hätte dieses System langfristig funktioniert? Ich bezweifle es. Früher oder später wären alle Unternehmen über Korruption an Günstlinge verteilt worden und die daraus folgende Misswirtschaft hätte die Wirtschaft langsam aber sicher erwürgt. Das „tausendjährige Reich“ hätte nicht länger überlebt als Sowjetrussland und wäre an der gleichen Krankheit gestorben.
Die Tragödie an der Sache ist, dass es so scheint als würde dieses System dem Verhalten und der Wünsche einer Mehrheit Rechnung tragen. Die Mehrheit der Reichen will das System, eine Mehrheit der Armen auch. Was wenn dieses System also der Demokratische Wille ist?
Was wenn die Menschen sich das Joch wünschen? Was wenn sie darunter Glücklicher sind als ohne?
In 10 000 Jahren Geschichte existierten wir weltweit niemals ohne Sklaverei und im Westen ist die Zeit in der eine Person einer anderen gehören durfte auch noch nicht so lange her. Eine Gesellschaft aus Herren und Sklaven war niemals die Ausnahme, es war praktisch immer die Norm.
Gibt man den Menschen Freiheit, dann versuchen sie dieses Normal scheinbar wieder herzustellen, im Zweifelsfall unterwerfen sie sich eben erfundenen Männern im Himmel.
Ist dieses System unumgänglich? Ich denke nicht wirklich.
China und der Westen, und in dem Sinne: der Kapitalismus und der Sozialismus haben eine schwierige aber für beide Seiten praktische Partnerschaft. Es liegt daher im Interesse beider Seiten den andren eben nicht vollständig zu konvertieren. China wird sich zur Weltmacht aufschwingen und im Hinblick auf den Job den China als Weltmacht in den letzten 5000 Jahren gespielt hat muss man sagen dass ich hier kein Horrorszenario erwarte.
Zum Leidwesen der Linksradikalen im Westen (Baizuo/白左) hat China aber kein Interesse eine R&D Abteilung (also Europa und Amerika) ebenfalls zu Produktionsanlagen zu machen. China wird, selbst wenn sie können, nicht den Westen zu einem Abbild ihrer Selbst machen. Das wäre schlecht fürs Geschäft und wäre völlig untypisch für chinesische Taktik.
Vielmehr wird der Westen in eine Abhängigkeit getrieben und wird Produkte mit Innovation bezahlen müssen, zu Preisen die China diktieren wird.
Wer verliert bei dieser Entwicklung? Im Wesentlichen nur jene die glauben dass sie Marxismus bekommen wenn sie eine Kiste kaufen auf der Marxismus steht. Tatsächlich ist in der Kiste ein System das sie glauben zu bekämpfen.
Die Ironie dahinter ist tragisch, gerade weil sie so offensichtlich ist.