Eine der klassischen Argumente gegen den Kapitalismus ist, dass das System einen zwingt zu arbeiten. Wäre dieser Zwang nicht da, wäre aber alles besser, weil jeder tun könnte was er tun möchte und alle wären viel glücklicher und produktiver und so weiter und so fort.
Das Problem hierbei ist ein sehr fundamentales Missverständnis woher dieser Zwang kommt und um das zu verstehen gilt es die Alternativen zu betrachten. Jedes System hat seine Bürger dazu gezwungen produktiv zu sein. In autoritären Systemen, von Monarchie bis Kommunismus, sagt die Führung was man zu tun hat und wenn man es nicht tut gibt’s Prügel. Die Führung lässt nicht zu, dass jemand, der produktiv sein könnte, nichts tut, es sei denn in Form einer Belohnung für irgendetwas das für die Führung einmal nützlich war.
Der Hintergrund ist die Idee, dass der Bürger der Führung, in der einen oder anderen Form, gehört und die Führung / das Kollektiv / der Staat ein Anrecht auf seine Produktivität hat und der Bürger daher eine Pflicht zur Produktivität hätte die der Staat einfordern kann.
Der libertäre Ansatz hingegen ist Menschen machen zu lassen und ihnen einen Anteil (im Idealfall: alles) ihrer Produktivität zu lassen und der Idee zu widersprechen, dass dem Einen ein Anteil des Anderen zusteht. Das lässt aber die Option nichts zu tun und zu verhungern offen, eine Option die kein anderes System zulässt.
Im Kapitalismus kann man einfacher arm werden, weil einen keiner zwingt zu arbeiten. Außer der Hunger den man verspürt, weil man sich nichts zu essen kaufen kann.
Und das ist die Krux an der Sache. Menschen die darauf, korrekterweise, verweisen dass diese Option in anderen Systemen nicht wirklich existiert, weil der Zwang Geld zu verdienen etwa in der Palastherrschaft schlicht nicht in der uns bekannten Form existiert nehmen an, dass der Palast sich „um seine Leute kümmert“ ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Und genau das ist eben falsch.
Der Palast sammelte Rohstoffe ein, verarbeitete sie weiter und gab dann dem Volk was es brauchte, aber das konnte er nur tun solange die Rohstoffe eintrudelten und wenn das nicht passierte, dann kamen die Jungs mit den spitzen Stöcken.
Der Bauer hatte nicht die Wahl einfach nichts zu tun und deswegen zu verarmen, der Grund dafür war aber nicht die Gütigkeit des Palastes, sondern die Jungs mit den spitzen Stöcken des selbigen.
Der Kapitalismus ist das einzige System in dem kein anderer Mensch uns zur Arbeit zwingt, sondern die Natur selber. Der riesige Vorteil dieses Systems ist, dass es uns erlaubt Chancen zu nutzen die der König nicht sieht. Als der libertäre Ansatz aufkam argumentierten die Monarchisten dass ein kapitalistisches System nicht funktionieren könnte weil alle Bauern zu Händler werden würden, dabei erkannten sie nicht dass Angebot und Nachfrage jene Jobs attraktiv macht die mehr gebraucht werden. Das Resultat war, dass kapitalistische Gesellschaften immer das produzieren was sie brauchen und üblicherweise mehr davon als die alternativen Gesellschaften.
Die Idee den kapitalistischen Zwang zur Arbeit abzuschaffen entspricht also der Forderung die Natur oder den Hunger abzuschaffen, wegzuregulieren oder zu verbieten. Was absurd ist.
Gleichzeitig kann die kapitalistische Forderung den Zwang von Oben abzuschaffen auf eine erstaunliche Erfolgsgeschichte verweisen. Sowohl geographisch wie historisch.
Überall wo die Motivation der Hunger und nicht der spitze Stock ist, überall wo wir wählen was wir tun anstatt gesagt bekommen was wir tun sollen geht es uns allen bessern. Abgesehen von den Führern natürlich, der einzigen Gruppe also die im Kapitalismus wirklich schlechter fährt als in jedem anderen System.
Und genau deswegen hasst die Elite den Kapitalismus.