Marcus Licinius Crassus wurde 115 v. Chr. geboren und machte sein Vermögen mit Immobilien. Er war der erste Tycoon Europas. In seiner Zeit sank das Vertrauen des Volkes in die Republik. Das Volk hatte das Gefühl, dass der Senat seinen Einfluss nutzte, um die Reichen reicher zu machen und sich nicht um das Volk kümmerte. Das passierte damals, indem man Kriege führte, und Sklaven nach Rom schleppte, welche vorwiegend im Besitz der Reichen waren. Diese wurden zum Teil ausgezeichnet ausgebildet und verdrängten so die römisch Lohnarbeit, was die freien Römer ärmer und die reichen Römer reicher machten.
Sprich der antike militärisch-industrielle-Komplex betrieb munter Globalisierung durch Krieg und Bereicherung des Komplexes und das Volk durfte das, gegen ihren Willen, finanzieren, war unzufrieden und wurden von den Mächtigen ignoriert.
Das war nichts Neues, Aristoteles beschreib solche Probleme (und Tendenzen der Mächtigen den Staat zu missbrauchen, sowie die Tendenz der Politik sich in einem Verfassungskreislauf zu bewegen) schon Jahrhunderte früher.
Crassus war aber schon reich und wie für alle Männer die „Wirtschaft“ erfolgreich durchgespielt begann er eine Runde Politik. Viel Geld, das er zum Teil durch das oben beschreiben Muster machte (Ein Engel war er nicht gerade), ermöglich einen raschen Einstieg direkt ins Endgame und Crassus baute sich durchaus einen soliden Stamm an Verbündeten, unter anderem ein jungen gewissen Julius Caesar, der aber damals eindeutig tat was sein Patron, der gerade einen Haufen seiner Schulden getilgt hatte, von ihm wollte. Das Establishment hasste ihn und schien ihn öffentlich als eine „Bedrohung für die Demokratie“ bezeichnet zu haben.
Crassus war in der Zeit der Boss von Ceasar und erhielt, scheinbar, durchaus populäre Unterstützung von der Bevölkerung, scheinbar dadurch, dass er seine Kriege selbst finanzierte und das Sklavenproblem scheinbar wenigstens thematisierte.
An der Stelle wird die Faktenlage aber knifflig, schließlich schreiben die Gewinner die Geschichte und Crassus wurde nicht Caesar. Caesar wurde Caesar und war nicht daran interessiert seinem alten Boss sonderlich gut da stehen zu lassen.
Crassus war, folgt man eigenen modernen Interpretationen seines Lebens, der letzte Versuch der Republik das Ruder herumzureißen und Republik zu bleiben. Der Rest ist Geschichte: die Republik endete und der Verfassungskreislauf hing eine Zeit in der Monarchie fest und dann sehr sehr lange in der Tyrannei, bis Rom aufhörte bedeutend zu sein.
Trump wird gern mit einer Caesarfigur gleichgesetzt aber was ist, wenn er ein Crassus ist? (Der Umstand dass er die Macht kampflos abgab legt das zumindest nahe. Ein Ceasar tut das nicht.)
Was wenn Trump, und andere wie er in anderen Ländern, der letzte Versuch der Republiken ist den Missbrauch der demokratischen Institutionen durch die Superreichen, auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung, zu lösen. Und was, wenn sie, genauso wie Crassus, politisch versagen?
Crassus war kein Heiliger und Trump ist auch keiner aber Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen und mehr Geld haben als sie ausgeben können, sind jene die, aus völlig egoistischen Motiven, eher bereit sind dem Volk zu geben was es will.
Nicht weil solche Menschen gütig sind, das Volk lieben oder ähnliches, sondern weil sie als Lichtgestalt ins Geschichtsbuch wollen und das eines der wenigen Dinge ist, die sie nicht direkt kaufen können.
Auf das politische Scheitern von Crassus folgte die Diktatur von Caesar und das Ende der Republik, unter dem Jubel der Bevölkerung, wohlgemerkt.
Die Frage ist, ob die Republik eine Chance gehabt hätte, wenn irgendjemand den Sumpf, zu dem der Senat verkommen war, trockengelegt hätte oder aber ob Aristoteles recht hatte und eine Demokratie zwangsläufig verkommen muss und durch eine Monarchie abgelöst wird, die das System dann scharf korrigiert.
Die Frage ist was Leute wie Crassus nun sind. Sind sie die Wegbereiter der Tyrannen oder aber sind sie die letzte Chance den Tyrannen zu vermeiden? So oder so: wir stehen eventuell wieder an einem Scheideweg und Geschichte mag sich zwar nicht wiederholen, aber sie reimt sich oftmals in verblüffender Eleganz.