Als im zweiten Weltkrieg plötzlich Inseln besetzt wurden die zuvor niemanden interessierten war das für viele der dort, auf steinzeitlichem Niveau Lebenden, der erste Kontakt mit der modernen Zivilisation. Die dort stationierten Soldaten wurden üblicherweise über Luft versorgt und gelegentlich fiel so eine Kiste in die Hände der Eingeborenen und der Inhalt war natürlich unbegreiflich wertvoll.
Als dann nach dem Krieg die Kisten nicht mehr vom Himmel fielen begannen die Menschen die Soldaten zu imitieren: man baute Flugzeuge, Waffen und Uniformen nach und versuchte so den Himmel davon zu überzeugen dass man würdig für die himmlische Kiste war.
unbekannt https://cs8.pikabu.ru/post_img/big/2016/11/03/9/1478187799126812800.jpg
Das funktionierte aber nicht.
Das Äußere passte schon irgendwie aber das Problem ist dass Dinge nicht funktionieren weil das Äußere so aussieht wie das Ding das funktioniert. Wichtig ist was drin ist.
Carl Benjamin argumentierte kürzlich, dass Hollywood beginnt, ein Cargo Kult zu werden: sie imitieren die Erfolge der Vergangenheit, ohne sie zu verstehen und sind daher unfähig die Erfolge von damals zu reproduzieren.
Menschen gehen noch ins Kino aber in Wirklichkeit ist das Massenträgheit: wir gehen ins Kino, weil wir ins Kino gehen aber nicht, weil dort wirklich was ist, das uns von sich aus lockt.
Die Zeiten in denen man sich den „Neuen Schwarzenegger Film“ ansieht sind lange vorbei. Es gibt keinen Star mehr, weil jene die sich anschicken einer zu sein nicht verstehen, warum die Stars von früher erfolgreich waren.
Es reicht eben nicht so zu tun, als wäre man einer, herumzustolzieren und einen Oscar in Empfang zu nehmen, vorwiegend weil der Oscar eben nur noch ein hohles Ritual geworden ist und nicht mehr tut, was der Oscar in den 80igern getan hat.
Das Problem endet aber nicht bei Hollywood.
Der Fähigkeit mit dem Computer komplexe Dinge zu tun, nimmt scheinbar ab. Eine Datei von A nach B zu kopieren war für den Babyboomer eine Herausforderung, der GenXer tut sich damit leicht, Millennials können es auch aber bei den Zoomern sieht die Sache wieder eher schlecht aus, vor allem bei den Personen die nur Smartphone User sind fehlen fundamentale IT-Fähigkeiten die ältere Personen haben.
Sprich die Alten können Dinge die die Jungen nicht können, schlicht weil sie sie nicht mehr können müssen. Ein Spiel zu installieren war zu DOS Zeiten eine durchaus fordernde Angelegenheit, man musste den IRQ der Soundkarte kennen, sonst hatte man keinen Sound. In Zeiten von Steam ist es ein Klick. Das Resultat ist das Gleiche, die nötigen Fähigkeiten sind aber geringer, was dazu führt, dass der Computer für die Jüngeren zwar vertrauter ist als für die Alten, gleichzeitig, aber auch unverständlicher.
Sprich die Jungen haben das Gefühl sie verstehen den Computer besser, verstehen ihn aber messbar schlechter. Ihr Umgang ist ritueller als der Umgang der Alten: man drückt auf „Installieren“, versteht aber nicht wirklich was dann passiert.
Und so eine Regression wäre nichts Neues. Die Menschen im Mittelalter wussten, dass die Römer Häuser mit warmen Böden hatten, konnten es aber nicht nachbauen.
Sprich eine Zukunft, in der unsere Nachfahren versuchen uns zu imitieren aber nicht zu den gleichen Resultaten zu kommen ist nicht undenkbar.
Das Resultat würde dann ähnlich aussehen wie die Anhänger der Cargo Kulte die Bambus zurechtschnitzen damit diese aussehen wie Artilleriegranaten in dem festen Glauben dass diese Handlung zum Abwurf von Kisten führen wird.
unbekannt https://allthatsinteresting.com/wordpress/wp-content/uploads/2017/08/cargo-cult-men-crop.jpg
Klingt wie absurde dystopische Zukunftsmusik oder etwas das nur "den Wilden" passiert?
Naja.
2008 fand man sich in Detroit (USA) ein und betete mit Bishop Charles H. Ellis III für den Bailout.
und hoffte so dafür zu sorgen dass die ansässige Automobilindustrie gerettet werden würde.
unbekannt https://www.nytimes.com/2008/12/08/us/08pray.html
Die echte Komplexität wurde von den Kultisten nicht erkannt. Sie beteten für magisches Geld vom magischen Staat, der dann magisch ihre Jobs retten würde, ohne zu verstehen woher das Geld kommt oder warum ihre Jobs überhaupt in Gefahr waren.
Sie verhielten sich, wenn man das ganze mit ausreichend Distanz betrachtet, genauso wie ein Cargo Kult.
Was uns der Cargo Kult lehrt, ist dass Menschen zu Schlussfolgerungen kommen basierend auf dem was sie verstehen und entsprechend zu völlig falschen Kausalitätsketten und Schlussfolgerungen kommen können wenn sie Dinge nicht wirklich gut verstehen.
Was dazu führt, dass sie Dinge machen (auf Beobachtungen basieren) die in ihrem Kopf Sinn machen aber dann nicht zu den Resultaten führen die sie sich erwarten (Weil die Schlussfolgerungen falsch waren).
Der Cargokultist schafft es nicht die Kiste anzulocken, Disney fragt sich warum die Star Wars Fans sich über ihre Machwerke scheckig lachen und politische Aktivisten reden von Geld ohne zu verstehen wie Geld funktioniert oder was es wirklich ist (also: reine Information).
Die Welt wird komplexer und gleichzeitig bequemer und diese beiden Dinge, also der Umstand, dass keiner mehr die Welt in ihrer Gesamtheit verstehen kann und gleichzeitig nicht mal mehr im Detail verstehen muss, führt fast zwangsläufig zu einer Ritualisierung von Handlungen und zunehmend schlechtere Resultate.
Es reicht eben nicht gutes Star Trek zu produzieren, wenn man auf die Schiffe eine Scheibe tackert. Star Trek funktionierte nicht wegen den ulkigen Designs sondern trotzdem, aber moderne Filmemacher denken dass der äußere Schein, die Ästhetik, der Grund für den Erfolg war.
Was eben nicht stimmt.
Und verstehen dann ihr Scheitern nicht.
Ich bin daher geneigt C. Benjamin in diesem Punkt recht zu geben, Hollywood zeigt erstaunliche Parallelen mit dem Cargo Cult, ich befürchte aber, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist und wir mit Volldampf auf eine Zeit zu schlittern in der Maschinenpriester heilige Öle auf Maschinen tröpfeln und antike heilige Texte befolgen damit die Maschinen laufen.
Bis sie dann nicht mehr laufen. Und dann wirds sehr mittelalterig.