Der erste Priester der Menschheit war eine überaus kluge Person. Diese Person existierte in einer Zeit in der es immer mehr Arbeit als Freizeit gab und all diese Arbeit gerade so reichte um über die Runden zu kommen. Die Arbeit war gefährlich oder mühsam. Oftmals beides und es würde noch Jahrtausende dauern ehe eine andere kluge Person den Berufs des Beamten erfand.
In dieser Zeit wachte diese Person wohl eines Morgens auf und dachte sich: „Was wäre wenn ich so tun könnte als hätte ich den wichtigsten Job in meinem Stamm, wäre hoch angesehen und könnte mich dabei vor den ganzen gefährlichen Jobs wie Jagen drücken?“ Und da dämmerte es ihm. Er stand auf und verkündete dass eine Gottheit zu ihm gesprochen hat und er nun der Gesandte dieser Gottheit sei. Die Gottheit wäre der Gott der Wolken und wenn die Leute nicht tun was er sagt dann würde es ein Unglück geben.
Manche glaubten ihm, andre nicht aber nach Wochen passierte etwas Wichtiges: Jemand wurde vom Blitz erschlagen und zum Glück war derjenige einer der Ungläubigen. Plötzlich änderte sich der Zugang zum selbsternannten Medizinmann.
In weiterer Folge wurden die Pflichten des Medizinmannes immer spiritueller. In anderen Worten: seine Hände waren nicht mehr wund und er verbrachte viel Zeit in stiller Meditation.
Also in seiner Hütte magisches Gras rauchend.
Alles was er tun musste war kryptische Vorhersagen treffen, ab und an magische Wort zu sprechen und Menschen zu heilen. Heilen bedeutete in dem Fall die Hand aufzulegen und wenn die Person wieder gesund wurde zu behaupten dass das sein Verdienst war. Falls die Person starb war sie entweder ungläubig oder aber so gläubig und gut dass sie bereits „gehen durfte“ und jetzt im Paradies war. So oder so. Der Medizinmann gewann immer, solange er eine kluge Ausrede fand.
Religion hat sich seither nur unwesentlich verändert. Das Einzige das nun anders ist, ist die Methode der Täuschung. Nach der Aufklärung hat im Westen praktisch jeder diesen Zusammenhang verstanden, wenn auch ein Teil sich dazu entschied ihn zu ignorieren. Früher folgte praktisch jeder einer Religion, nach der Aufklärung war das nicht mehr der Fall.
Die Aufgeklärten stellten aber nun einen völlig neuen Pool an Opfern dar die nur darauf warteten über den Tisch gezogen zu werden.
Auftritt der modernen Religion: der Ideologie.
Die Ideologie folgt ähnlichen Mustern. Schlüssel zu der Frage ob die Sache ernst gemeint ist, oder nicht, ist die Frage ob es Menschen gibt die weit oben stehen, anderen sagen was sie tun, sagen oder denken sollen und sich dabei die Hände nicht schmutzig machen, sondern den ganzen Tag damit beschäftigt sind magische Worte zu sprechen. Diese Worte sollen das Böse bannen, das Gute beschwören, die Gläubigen einen und die Ungläubigen konvertieren oder vernichten.
Magische Worte waren einst „unrein“ oder „gottesfürchtig“, heute sind es Dinge wie „Volk“ oder „sozial gerecht“.
Die meisten Ideologien sind geschickt getarnte Religionen. Sie versprechen das Unmögliche und fordern die Auslöschung von allem was nicht ist wie sie. Es gilt zu verstehen dass die modernen Medizinmänner, genau wie die vergangenen, überaus geschickte und kluge Menschen sind. Wären sie es nicht, könnten sie nicht andere für sich arbeiten lassen und gleichzeitig das hohe Ansehen genießen das sie bei so Vielen besitzen.
Es steht für mich auch außer Frage das viele der Medizinmänner, die den Kult am Laufen halten, selber glauben was sie sagen. Die zweite Generation ist daher oftmals fanatischer als die Erste.
Was aber verstanden werden muss ist dass jemand der etwas verspricht das an ein Wunder grenzt, etwa das
„die Menschen besser werden“ oder
„Irgendwann genügend für alle da sein wird“ oder
„es kein Leid mehr geben wird“ oder
„alle Menschen wie eine Familie sein werden“ oder
„es keine Unterschiede mehr zwischen uns geben wird“ oder
„unser Volk bis in aller Ewigkeit über alle andren herrschen wird“ usw usw usw,
dann ist derjenige entweder geisteskrank oder er lügt. So oder so: man sollte sich sich der Realität stellen.
Unsere Vorfahren hätten die Möchtegernpriester in die vorderste Linie beim Jagen nach dem Mamut stellen sollen.
Das hätte uns viel Leid erspart.
Nicolaes Witsen, ‘Nord en Oost Tartarye’ (1692). https://www.mdpi.com/2077-1444/10/1/54/htm