Der Titel nimmt natürlich vorweg wohin wir uns bewegen aber beginnen wir dennoch mit einer grundlegenden Überlegung? Wer hat mehr Macht? Die Person die mehr Geld verdient oder die die mehr ausgibt?
Diese Frage ist bedeutend weil diese beiden Dinge, wenig überraschend, oftmals entkoppelt sind: die Person die das Geld heim bringt gibt es nicht zwingend auch aus.
Das hat praktische Gründe: Konsum braucht Zeit. Man muss sich überlegen was man kauft, recherchieren wo man es kaufen kann oder möchte und dann das Ding auch noch kaufen. In der Vorkriegswelt war diese Aufgabenverteilung recht klar: der Mann ging arbeiten und brachte das Geld nachhause aber die Kaufentscheidungen lagen eher bei den Frauen.
Das war auch nichts Neues, im antiken Ägypten waren weibliche „Finanzminister“ eher die Regel als die Ausnahme: das Verwalten des Geldes war stets eher Sache der Frau. Dieser Umstand ist tief in unserer Psyche und äußert sich noch heute in der Art und Weise wie wir angeben. Noch heute geben durchschnittliche Männer eher mit Einkommen an ("Und dafür habe ich 4000€ bekommen!" ), wobei durchschnittliche Frauen eher mit den Ausgaben angeben ("Also der letzte Urlaub war auf jeden Fall die 12 000€ wert" )
Wie viel hat sich also geändert? Erstaunlich wenig.
Frauen treffen, laut „Yankelovich Monitor“, über 85% der Kaufentscheidungen im freien Markt.
In 91% der Hauskäufe entscheidet am Ende die Frau,
93% aller Lebensmittel werden von Frauen gekauft und
auch im Falle des Autos liegt die Entscheidung am Ende in 65% der Fälle bei Frauen.
Wir kommen also zurück zu der Frage „wo die Macht liegt“ und identifizieren dass „Geld verdienen“ bedeutet dass man etwas tut was ein anderer haben möchte wohingegen „Geld ausgeben“ bedeutet dass man andere dazu bringt das zu tun was man haben möchte. Der Nachfragende hat mehr Macht als der Lieferant. Er muss tun was der Käufer will sonst bekommt derjenige ja kein Geld.
Folgt man dem Geld wird offensichtlich dass die Männer im wesentlichen Dinge produzieren die Frauen dann kaufen. Der Haken an der Sache ist aber nun dass man als Frau, um hier mitzuspielen, eines dieser haarigen Biester zähmen muss die nützliche Dinge produzieren und Geld heimschleppen. Esther Villar etwa ging soweit zu behaupten dass Frauen entweder so nützlich seien wie Männer oder nur Parasiten seien, eine Ansicht die ihr weder von dem Feministen noch von den Antifeministen viel Gegenliebe brachte. Die Feministen pochten auf Wahlfreiheit, die Antifeministen sagten dass diese Aufgabenteilung eine Symbose wäre: das Geld in Güter verwandeln ist auch eine Arbeit.
Und hier beginnt die Sache komisch zu werden. Der Feminismus identifizierte diese Symbiose als eine Abhängigkeit und schlug vor dass Frauen ihr eigenes Geld verdienen sollten. Die dritte Welle des Feminismus gab Villar also recht.
Das Resultat der Emanzipation der Frau war auch eine Emanzipation des Mannes.
Der Vorkriegszeit stand ohne Frau recht rasch ohne sauberes Gewand und mit leerem Bauch da, der rezente Mann aber kann ohne Frau leben, kann kochen und Wäschewaschen und weiß sogar dass es im Supermarkt keine Autoreifen zu kaufen gibt.
Und viele Männer leben heute ohne Frau. Die MGTOW Bewegung glorifiziert diese Lebensweise sogar. Da Männer aber noch immer eher bereit sind miese Jobs (in denen man sich nicht Selbsterfüllen kann) aber mehr Geld bringen, führte das dazu dass diese Singlemänner nun ihr Geld selber ausgeben und logischerweise mehr Kaufkraft haben als Singlefrauen mit erfüllenden, aber mies bezahlten, Jobs.
Das Gleichgewicht verlagerte sich so etwas zum Mann. Als Beispiel möchte ich den LEGO Liebherr Bagger R 9800 vorbringen, ein Legoset für 500€. Hätte es für so etwas einen Markt in der Vorkriegszeit gegeben? Natürlich nicht. Die Ehefrau hätte jeden Ehemann mit dem Nudelholz erschlagen wenn er soetwas nachhause gebracht hätte. Und in eher konservativen Haushalten ist das auch heute noch so.
Heute aber besteht ein Markt für diese Männerspielzeuge weil eben der stolze Singlemann eher so etwas kauft anstatt seine verschlissenen Hosen zu ersetzen.
Diese Kaufentscheideungen prägen den Markt und damit die Gesellschaft. Ohne den Feminismus gäbe es wohl keine FSK18 Computerspiele für 70€.
Zu verstehen gilt: Konsumation ist ein aktiver Akt, Produktion hingegen ist deutlich passiver.
Die Vereinfachung beider Dinge, denn sowohl die Arbeit als auch die Konsumation wurden einfacher, macht die Arbeitsteilung zwischen Produktion und Konsumation weniger notwendig, denn im Gegensatz zu den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts ist es heute möglich wirklich beides zu tun und die rezente Kultur motiviert Frauen zur Produktion, genauso wie Männer zur Konsumation: Frauen verdienen jetzt Geld und Männer reden plötzlich beim Kauf mit.
Der Markt verändert sich also und manche Gruppen profitieren, wohingegen andere Macht verlieren.
Die Implikationen dieser simplen Wahrheit, dass der Konsument die Gesellschaft prägt, hat weitere Dimensionen mit denen wir uns ein anders Mal auseinandersetzen müssen, für heute gilt es nur zu verstehen dass die Macht im Markt stets beim Konsumenten ist und es am Ende des Tages nur wichtig ist wer kauft und nicht wer mehr Geld herankarrt.
In anderen Worten: die weibliche Art anzugeben macht mehr Sinn als die männliche Variante.
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