Im Moment macht gerade ein zwei Jahre altes Video die Runde in dem eine Journalistin von VICE einen Taliban interviewt. Das Video dreht sich im Wesentlichen darum, dass die Journalistin fragt, wann Afghanistan sich der westlichen öffentlichen Meinung beugt und beginnt die Scharia so zu interpretieren wie wir sie interpretieren.

Der Taliban sagt darauf hin, dass das nicht passieren wird, sie fragt warum, er sagt, dass die Deutungshoheit des Islam bei den Islamisten liegt und nicht bei den Atheisten im Westen.

Sie meint dann, dass es aber international anerkannte Moral gibt, er zuckt die Achseln, sie fragt, wann die Taliban sich endlich um Frauenrechte kümmern, er sagt, dass sie das eh tun, und zwar genau wie es in der Schrift steht. Sie ist verwirrt, er ist gelangweilt. The End.

Witzig ist das Ganze, weil die rezente Linke ein komisches Bild vom Islam hat. Der Islam ist, nach jeder Metrik des Linken eigentlich ultrarechts (um im eindimensionalen links-rechts Weltbild zu bleiben). Der Islam lehnt die Einmischung des Staates ins Wirtschaftsleben ab, ist ultratraditionell, sieht Entwicklung als einen Weg weg vom Ideal (dem Leben vom big M) und ist extrem autoritär. Das Einzige, das er mit der linken Ideologie gemeinsam hat ist eine Ablehnung des Einzelnen und ein Pochen auf die Gruppe und natürlich den Hass auf Israel.

Warum dann die Liebe zum Islam? Theorien gibt es genügend, die meisten recht verworren, aber oftmals ist die einfachste Lösung die Richtige, insbesondere wenn man es mit Menschen zu tun hat die schwierige Lösungen scheuen wie der Hippie das Waschwasser: Ignoranz und Naivität.

Für den postmodernen Linken begann die Geschichte des Menschen 1930 und die ganze Welt ist unterteilt in Nazis und Linke und weil die bösen Nazis den Islam nicht mögen müssen sie Links sein. Diese extrem simplistische Weltsicht erklärt die Verwirrung der Interviewerin.

Sie denkt, dass sie „auf der gleichen Seite stehen“, der Islamist aber sieht das völlig anders.

Für ihn besteht die Welt aus Gläubigen und Nichtgläubigen (was genauso simplistisch und naiv ist), aus einem einzigen korrekten Regelwerk und aus vielen falschen. Für ihn ist klar, dass die Frau ihm gegenüber keine natürliche Verbündete ist, insbesondere weil sein Zeil erreicht ist: ein vom Islam vollständig dominiertes Afghanistan.

Solange das nicht so war, haben sie eben gesagt (meistens via Proxy), was sie sagen mussten, um die Unterstützung zu erhalten die sie brauchten. Was uns zur Achillessehne der Linken führt: Die Neigung Dinge zu glauben die gut klingen.

Das konservative Mindset evaluiert immer, ob das, was das Gegenüber sagt mit dem im Einklang steht was er tun wird, vorwiegend über die Beobachtung was derjenige früher getan hat. Der Linke sieht das als ängstlich, paranoid oder als vorurteilsfixiert an, für den Konservativen ist es vernünftige Vorsicht.

Aus der Sicht des Konservativen ist der Linke zu gutgläubig und Interviews wie dieses Bestätigen diese Weltsicht dann natürlich. Die Verwirrung der Interviewerin liegt im Grunde in dem Umstand dass ihnen irgendwer versprochen hat dass der Islam sich in ihre Weltsicht eingliedern würde. Afhganistan ist jetzt vom bösen westlichen Kapitalismus befreit und die Erwartungshaltung war, dass der Islam nur ein Übergang in den Sozialismus sein würde und dann passiert das aber nicht.

Die Ironie ist, dass die Taliban nie großartig gelogen haben, sie haben nur nicht widersprochen wenn westliche Linke erzählten wie toll sie doch für Afghanistan sein würden. Die Versprechungen die westliche Intellektuelle in ihrem Namen gemacht haben halten sie aber nicht ein.

Warum sollten sie?

Der Islam ist halt nicht links.

Verwunderlich an der Sache ist nur wie viele Menschen das verwundert.