Der Kobraeffekt: weil Konsequenzen Konsequenzen haben.

Der Kobraeffekt basiert auf einer angeblich historischen Begebenheit, in der es in einer Stadt in Indien eine Kobraplage gab. Der britische Gouverneur gab also ein Kopfgeld auf Kobras aus. Die Idee war das jede tote Kobra die Anzahl der Kobraopfer reduzieren würde. Die toten Kobras wurden abgeliefert, die Jäger kassierten die Prämie aber die Kobras wurden nicht weniger. Es stellte sich daraus, dass plötzlich jeder Kobras züchtete, tötete und die Belohnung einkassierte.

Der Gouverneur strich daraufhin die Kopfgelder worauf die Züchter ihre, jetzt wertlosen Schlagen, einfach frei ließen, was ungefährlicher war als sie zu Tode zu knüppeln, was so die Anzahl an Kobras in Summe erhöhte.

Die Aktion begann also mit einer guten Intention: man wollte Leben retten, aber tatsächlich erhöhte man die Opferzahlen und die Kobrapolulation durch die Maßnahme.

Ob das so passiert ist, ist umstritten aber jedem der sich mit Regierungen beschäftigt hat fallen üblicherweise Beispiele ein in denen ein Eingriff, eine Förderung, Subvention oder ein Verbot das Übel, das man versucht hat zu eliminieren größer wurde.

Die Lektionen aus dem Kobraeffekt werden klassisch wie folgt beschreiben:

Zum Einen, dass Konsequenzen ihrerseits Konsequenzen haben. Das Kopfgeld führte dazu, dass tote Kobras abgegeben wurden. Das war die erwünschte Konsequenz. Blöderweise wurden dazu Kobras gezüchtet, was die Konsequenz der Konsequenz war, und im nächsten Schritt gab es Tote wegen der Züchterei und so weiter und so fort. Aktionen haben nicht eine Folge, sondern eine Reihe an Folgen.

Zum anderen gilt es zu verstehen, dass der Wert einer Maßnahme absolut nichts mit den Intuitionen zu tun hat. Was zählt sind die langfristigen Resultate, nicht was man damit tun wollte und auch nicht was die unmittelbare Konsequenz davon ist.

Und das führt zurück in die Politik. T. Sowell sagte, dass wir im vergangenen Jahrhundert inperfekte Systeme, die funktioniert haben durch Systeme ersetzt haben die ungetestet waren, aber verflixt gut klangen. Und fast alle haben zu fürchterlichen Resultaten geführt, weil sie eben nicht funktionieren können, auch wenns klasse wäre wenns funktioniert.

Am Ende zählt für Menschen immer nur die Inzentivstruktur. Wenn man Geld für tote Kobras zahlt, dann macht es Sinn Kobras zu züchten. Eine Inzentivstruktur zu bauen die ein Problem ganzheitlich und ohne Neben- oder Folgewirkungen bekämpft ist erstaunlich schwierig und eventuell völlig unmöglich, was bedeutet, dass jeder Eingriff zu Folgeproblemen führen kann, die schlimmer sind als das Problem selber (Australien hat da ein paar Geschichten parat) oder aber, aufgrund eigenartiger Rückkopplungen (wie den Kobras in Indien), das Ursprungsproblem schlimmer macht.

Sprich Dinge können und werden oft andere Konsequenzen haben als man geplant hat.

Der Kobraeffekt demonstriert uns wie problematisch Top-Down Problemlösung ist und die Anhänger solcher Ansätze üblicherweise nur die direkten, erwünschten Konsequenzen betrachten aber die weiteren Folgen vollständig ignorieren. Diese Herangehensweise führt zu den besagten Ideen die gut klingen aber dann in der Realität zu fürchterlichen Folgen führen.

In anderen Worten: der Kobraeffekt trifft überhebliche Menschen in Machtpositionen die sich nicht vorstellen können dass ihre grandiosen Ideen negative Nebenwirkungen in Form von Konsequenzen von Konsequenzen von Konsequenzen haben wird. Das Problem ist also im Grunde eine zu oberflächliche Weltsicht in Menschen die denken dass die großen Problem der Welt mit einfachen Dingen zu lösen wären.

Dem ist aber eben nicht so.

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Claudia56

Claudia56 bewertete diesen Eintrag 16.10.2024 18:00:47

Kai-Uwe Lensky

Kai-Uwe Lensky bewertete diesen Eintrag 16.10.2024 12:37:06

GansNetter

GansNetter bewertete diesen Eintrag 16.10.2024 09:26:19

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