Wo genau liegt der Kompromiss zwischen Sozialismus und Kapitalismus ist eine bedeutende Frage und dieses Mal habe ich eine einfache, klare Antwort, die im Grunde für jeden tragbar sein müsste aber nur für einen Teil tragbar sein wird.
Um zu verstehen, wie die Lösung aussieht müssen wir uns aber vorher das Problem ansehen.
Der Kapitalismus postuliert, dass jeder das, was er rechtmäßig erworben hat, sprich über freiwilligen Transfer (das kann Schenkung und Handel sein), ihm gehört und er damit machen kann, was er will. Sprich um etwas zu bekommen das man haben will muss man etwas hergeben das ein andere haben möchte. Weil der Fischer aber den Angelhersteller nicht mit Fischen bezahlen kann, wickeln wir den Handel über Geld ab. Wir nennen das den „freien Markt“. Das wirft ein offensichtliches Problem auf: jemand der nichts Nützliches kann hat nur zwei Möglichkeiten: verhungern oder nützlich werden, was besonders für Menschen, die nicht nützlich sein können, ein erhebliches Problem darstellt, weil sie auf Almosen angewiesen sind. Alles was solche Menschen zu geben haben ist Dankbarkeit, wobei Dankbarkeit durchaus etwas ist das Menschen, mit Überschüssen, sich durchaus einen Haufen Geld kosten lassen.
Sozialistische Philosophie, und all die Unterarten und Namen, denen man der gleichen Idee geben möchte, basiert auf der Idee, dass Menschen das haben sollten was sie brauchen und nicht was sie sich erhandeln können. Die grundlegende Idee ist dass jeder nimmt was er braucht und gibt was er kann. Und die Idee wäre wunderbar, würden Menschen nicht optimieren und behaupten, dass sie mehr brauchen als sie brauchen und weniger geben können als sie geben könnten.
Das praktische Mittel ist also eine Bürokratie zwischenzuschalten, die bestimmt, was jeder tun kann und braucht, sprich die Leistungen möglichst hoch zu halten (im Zweifelsfall durch Einsatz von Nötigung und Zwang) und den Bedarf möglichst gering. Die Tragödie ist, dass die Bürokratie zum Schluss kommt, dass sie besonders wenig tun und besonders viel erhalten sollte.
Wo Menschen sind, da menschelts halt.
Der Nachteil hier ist dass die Motivation besonders eifrig zu sein schwindet, weil einem die Überschüsse, sprich alles über dem was man konsumiert, weggenommen wird.
Und hier kommt die klare, unmissverständliche Lösung und zwar in Form von Verschachtelung.
Die äußere Schachtel ist kapitalistisch, sprich ein System laut der Chicagoer Schule, das Sicherheit und Rechtssicherheit garantiert. Sprich wenn jemand mit einem Panzer einen Vertrag mit jemandem der keinen Panzer abschließt und sich dann nicht an den Vertrag hält kommt der Staat mit 5 Panzern und zwingt ihn dazu sich an seinen Vertrag zu halten. Sprich was die Menschen tun ist ihre Sache und der Staat setzt nur die Verträge durch (siehe auch: Minarchismus).
An der Stelle sollte die Lösung offensichtlich werden: Menschen können miteinander einen sozialistischen Vertrag abschließen.
Nichts im Kapitalismus verbietet einer Gruppe Land zu kaufen und dann auf diesem Land sozialistisch zu leben. Wenn Sozialisten sich zusammentun und einen Vertrag aufsetzen in dem steht dass jeder verpflichtet ist so viel zu geben wie er kann und nur so viel zu nehmen wie er braucht, ist das ein valider Vertrag.
Wie sie das Abwickeln ist ihre Sache und sie müssten nicht einmal an der gleichen Stelle leben. Ja, sie müssten ihren Beitrag zur Finanzierung des Minimalstaats nach Chicagoer Muster leisten, aber wir reden hier von einem Steuersatz in der Größenordnung von 5%.
Eine weitere Eleganz liegt in dem Umstand dass unterschiedlichste Verträge realisieren werden können in denen man jede erdenkliche Mischform (und Laufzeiten des Vertrages) umsetzen kann. Auch Systemreform ist einfacher, man modifiziert einfach den Vertrag und wer ihn nicht in dieser Fassung akzeptiert, wechselt zu einem anderen Verfassungsanbieter. Der politische Markt wird einfach zu einem Teil des freien Marktes.
Andersherum geht’s allerdings nicht.
Das wäre der Kompromiss und wir alle wissen, dass das ein Kompromiss ist den Anhänger der freien Marktwirtschaft sofort akzeptieren würden, die Gegenseite aber nicht. Was daran liegt, dass Menschen die <mehr tun, als nehmen> die Basis des Wohlstandes für beide Systeme ist, solche Menschen sich aber nicht zu sozialistischen System angezogen fühlen und nicht freiwillig unterschreiben würden dass Menschen die unproduktiv sind ein Recht darauf haben ihnen ihre, durch ihre Arbeit geschaffenen, Überschüsse wegzunehmen.
Sprich wir hätten einen perfekt funktionierenden Kompromiss.
Er ist nur für Sozialisten, aus völlig verständlichen Gründen, nicht akzeptabel. Und deswegen kommen wir auf keinen grünen Zweig.
Die Zweitbeste Lösung ist die Systeme nicht zu verschachteln, sondern zu parallelisieren, sprich in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Dinge zu tun. Auch das ist eine Lösung, sie ist nur eben die zweitbeste, vorwiegend weil die Mobilität zwischen den System erschwert ist und man „in Systeme hineingeboren wird“, ein Problem das im Vertragsmodel auch besteht, aber in einem reduzierten Umfang, Kinder sind ja nicht vertragsfähig, laufen mit ihren Eltern mit können dann aber entscheiden welchen Verfassungsvertrag sie gern hätten.
Diese Lösung ist offensichtlich was wir gerade haben und wir nennen diese Lösung „Nationalstaat“, obgleich Nationalstaaten ursprünglich ihren Ursprung in der Idee dass „Völker zusammen von anderen Völkern getrennt leben sollten“ und diese Völker wurden vorwiegend nach Sprachen sortiert, sprich alle Deutschsprachigen sind ein Land, also Deutschland, und alle Französischsprechenden sollen in Frankreich sein. Wie schlecht das funktioniert sehen wir an Trennungen wie Belgien und Frankreich oder Österreich, die Schweiz und Deutschland. Sprache hat sich als ein schlechter Maßstab herausgestellt und spätestens seit dem zweiten Weltkrieg bewegte sich die Idee der Nation weg von der Idee des Volkes und der gemeinsamen Sprache, hin zu Verfassungsnationen.
Die USA ist keine Nation eines USA Volks das USA spricht sondern eine Nation die sich einem Ideal verpflichtet fühlt und dieses Ideal ist Freiheit. Die Sowjetunion als das Spiegelbild war ähnlich divers in Sprache und Kultur wie die USA und verpflichtete sich dem Marxismus.
Plan B ist also was wir in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts getan haben, wobei auch hier das Problem offensichtlich ist: Systeme in denen keiner leben will, sprich Systeme in die keiner hineinmigrieren möchte, lassen die Leute die in diese fürchterlichen Systeme geboren werden nicht hinaus. Das ist das Problem und daher ist diese Lösung eben nur die zweitbeste Lösung, und weit hinter der eigentlichen Lösung zu verorten.
Wie gesagt: die Lösung läge am Tisch, und der Umstand dass Sozialisten ihn nicht akzeptieren, sagt viel über ihr System, und wer davon profitiert, aus.