In der frühen Blühtezeit des Kommunismus setzte sich das Wort Bourgeoisie als Schmähwort für die bürgerliche Klasse durch. Gemeint wurden jene Menschen die „nicht wirklich“ arbeiteten sondern ihre Zeit damit verbrachten den tatsächlich nützlichen Menschen zu sagen was diese zu tun hätten.
Zu dieser Zeit fanden sich viele Arbeiter in den Reihen des Sozialismus.
Frage man solche Arbeiter was sie nach der kommunistischen Revolution tun werden, so waren die Antworten oftmals nüchtern. Die Erwartungshaltung war, dass man das Werkzeug bekommen würde das man bräuchte anstatt das was der Neffe des Chefs für richtig hielt. Man erwartete sich, dass man einen größeren Anteil des Gewinns erhalten würde und das man so Stunden reduzieren konnte und das Theater für alle leistbar wurde damit man am Kulturleben teilnehmen könne.
Die Arbeiter wussten dass auch nach der Revolution ihre Arbeit wichtig sein würde und dass diese Arbeit irgendwer verrichten wird müssen und sie wussten auch dass sie es sein würden die weiterhin an den Maschinen schuften würden, aber sie hofften eben dass das Geld das sie dafür bekommen würden dann näher mit dem im Zusammenhang stehen würden was sie tatsächlich leisten.
Diese Zeit ist lange vorbei. Die Arbeiter haben erkannt dass die Versprechungen des Sozialismus Sirenengesänge waren, sind und immer sein werden. Statt der Gewinnsucht des Chefs zog die Misswirtschaft ein und ihr Anteil an der Wertschöpfung wurde nicht mehr sondern weniger. Der Arbeiter hat eben im Sozialismus weniger als im Kapitalismus (Weil Misswirtschaft mehr von ihrem Anteil frisst als die Gewinnsucht der Chefs) und genau deswegen brach die Unterstützung in diesem Feld zusammen: der Sozialismus rentiert sich schlicht nicht für den Arbeiter und genau das wurde den Arbeitern kollektiv klar.
Der heutige Sozialist entstammt hingegen fast immer der Bourgeoisie. Fragt man den zeitgenössischen Sozialisten was er nach der kommunistischen Revolution tun würde so erhält man Antworten wie „Kunst machen“ oder „bio Gärtnern unterrichten“, in andern Worten: das tun was sie eben in ihrer Freizeit tun, nur jetzt eben ohne der lästigen Erwerbstätigkeit des Vormittags.
Diese Logik ist auch nicht völlig unverständlich da ein nicht unerheblicher Teil dieser Leute keine Arbeit verrichtet die irgendjemand vermissen würde wenn sie nicht getan wird.
Die aktuelle Zielgruppe des Sozialismus sind gut gestellte, gebildete und kultivierte bürgerliche Damen mittleren Alters im öffentlichen Dienst.
In anderen Worten: Personen die nicht wirklich arbeiten sondern ihre Zeit damit verbringen den tatsächlich nützlichen Menschen zu sagen was diese tun sollten.
Diese Personen schließen von sich auf andere und denken dass sämtliche Arbeit nur Schikane sei und niemand arbeiten müsse, denn alles was wir brauchen gibt ja eh auf Amazon zu kaufen. Für diese Leute ist der Kapitalismus ein Monster das uns dazu zwingt beknackte Dinge zu tun und uns damit davon abhält Erleuchtung und Erfüllung im Leben zu finden. War der Zugang der frühen Sozialisten rein pragmatisch (und davon getrieben mehr von dem zu bekommen was einem zustünde) ist der rezente Sozialismus vorwiegend spiritueller Natur.
Nach einer echten sozialistischen Revolution macht man eben nicht was man machen möchte. Man macht was das Kollektiv braucht.
Als Künstler produziert man die Kunst die das Kollektiv (oder dessen Führung) haben möchte. Geld vom Kollektiv gibt es nur wenn man liefert was es bestellt hat. Der freischaffende Künstler kann im real existierenden Sozialismus nicht bestehen weil es keinen Modus gibt Geld zu bekommen wenn das Kollektiv kein Geld für die Arbeit locker macht.
Ein Sozialismus hingegen der jedem ermöglicht „sich zu verwirklichen“ kollabiert innerhalb von Tagen weil er nicht genügend Socken und Brot herstellen kann, da alle Bäcker und Fabrikarbeiter damit beschäftigt sind Mandalas auszumalen.
So oder so, nach der sozialistischen Revolution tut man entweder was einem aufgetragen wird oder man verhungert.
Das ist die Realität.
Die Realität ist aber für die zeitgenössische, bourgeoise Sozialistenkultur völlig unerheblich, genauso wie es für die Christen unerheblich war wenn man sie mit logischen Fragen zum Himmel konfrontierte (Wie etwa mit welcher Frau ein wieder verheirateter Wittwer im Himmel leben würde wenn alle drei verstorben sind).
Glaube ist von Logik entkoppelt und für den Christen reichte die Annahme dass es „eben perfekt“ sein würde. Wie das im Detail sein würde, wäre etwas mit dem sich Gott beschäftigen müsse.
Entsprechend hofft man eben auf Perfektion.
Diese Perfektion bedeutet heute zu denken dass in diesem System jeder tun könne was er will, hat was er haben möchte und keiner mehr leiden müsse. Das "wie soll das gehen" ist hierbei unerheblich.
Sozialismus war einst eine politische Bewegung in deren Mittelpunkt die Idee stand dass Gier und das Streben nach Gewinn unnötige Kosten verursachen würde. Würde man diese Kosten eliminieren, hätten die Arbeiter mehr und das wäre fairer.
Diese Idee war nachvollziehbar, stellte sich aber als falsch heraus.
Der heutige Sozialismus hingegen ist eine Religion die ein völlig unlogisches Paradies verspricht das in der realen Welt nicht realisierbar ist und ihren Anhängern ist das völlig egal weil sie ohnehin schon längst von der Realität entkoppelt leben, genau wie der Adel der Vergangenheit.
Für den rezenten Sozialisten essen wir einfach Kuchen wenn das Brot aus ist.
Der moderne Sozialismus ist eine Religion und hat mit seinen Vorgängern kaum mehr etwas gemeinsam, wird aber in dieser neuen (spirituellen) Variante vermutlich noch lange existieren und so vermutlich den Kult des Zombietischlers im Westen ablösen.
Ob es sich dabei um eine Verbesserung handelt bleibt abzuwarten.
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