Seit es Herrscher gibt, gibt es Steuern. Besteuern kann man natürlich so gut wie alles und was mit dem Geld passiert ist erst seit der Neuzeit eine Frage mit der sich das Volk aktiv und kontrovers beschäftigt. Bis zum Mittelalter war völlig klar dass die Steuern in die Taschen des Königs wandern und er sich und seinen Freunden dann prunkvolle Gebäude errichten lässt und ab und an seinem Lieblings Hobby frönt: der Kriegsführung. Erst mit der Verstaatlichung sozialer Einrichtungen ist der Mythos aufgekommen dass Steuern dem Volk etwas nützen.
Heute wollen wir aber zur Abwechslung bereits hier aufhören gegen Steuern zu wettern und betrachten eine Alternative zu unserem aktuellen Steuersystem.
Diese Alternative ist insofern interessant als dass sie über Jahrhunderte gängige Praxis war, in unserer Zeit aber völlig aus der realen Welt verschwunden ist, das ist ein interessanter Punkt, auch in unseren Schulgeschcihtsbüchern nicht zu finden ist. Das obgleich dieses System durchaus als elegant bezeichnet werden kann und zu nützlichen Effekten führt. Effekten die vor allem die Linke vor Entzücken aufjaulen lassen müsste, denn in diesem System zahlen fast nur die Reichen Steuern.
Die Rede ist vom Münzverschlag.
Der Hintergrund war ein simples Problem: Wenn man Steuern eintreiben wollte musste man Leute losschicken die das Geld holten. Das bedeutet Aufwand, Korruption und Widerstand im Volk. All diese Dinge übersetzen sich in Gefahren (zb. Aufstände) oder zumindest Kosten für den Herrscher. Die Frage stand also im Raum wie man das Geld dazu brachte, halbwegs freiwillig, zu einem zu kommen, ohne dass der vorherige Besitzer mit der Mistgabel zusticht.
Die Lösung war der bereits erwähnte Münzverschlag. Hierzu deklarierte man dass nur noch eine Art von Münzart als Geld in einem Gewissen Raum Gültigkeit habe und der herrschende Körper hat alleiniges Recht dieses Geld zu produzieren. Soweit nichts Ungewöhnliches. Nun bringt man das Geld in Umlauf und das Geld tut was es eben tut: es läuft herum. Irgendwann sagt man „halt, übermorgen sind die Münzen nichts mehr wert, aber ihr könnt zum Schloss kommen und eure alten Münzen gegen neue tauschen.“ Das Volk wandert nun zum Schloss und tauscht seine Münzen, allerdings bekommt es für 5 alte Münzen nur 4 neue Münzen. Den Rest behält der Staat. Und hier kommt die Krux an der Geschichte: nur wer eine Münze hat zahlt Steuern. Zudem ist kein wirklicher inflationärer Effekt feststellbar, der Staat gibt das Geld ja auch sofort wieder aus. Ein Apfel kostet in so einem System über Jahrzehnte weitgehend das Gleiche.
Für den Bauern und Händler ändert sich kaum etwas. Wenn nun nur jene Steuern zahlen die Münzen haben, dann trifft es nur jene die am „Geld sitzen“. Und genau so war es. In Folge dessen passierte etwas das uns eher unvorstellbar erscheint: Geld war wie heiße Kartoffeln: keiner wollte es lange in der Hand haben. Die Kreditlandschaft änderte sich drastisch, Kredite zu negativen Zinsen waren noch immer ein gutes Geschäft für jene die zu viel Geld hatten. „Ich borge dir 3 Jahre 1000 Münzen, gib mir 900 zurück“ war praktisch ein Garant für Gewinn, denn irgendjemand anderer wird in der Zwischenzeit Steuern zahlen müssen. Ein anderer Effekt war dass die Reichen plötzlich massig in, mehr oder weniger öffentliche, Bauten investierten, vorwiegend Kirchen. Man zeigte sich spendabel und kaufte eben gute Reputation. Sparen wurde unattraktiv, aber wenn man Geld braucht war immer jemand da der es einem zu verflixt guten Konditionen borgte.
Der Konsum war hoch und alle wurden reicher. Alle?
Nicht ganz. Die Reichen profitierten von diesem System nicht.
Geld zu horten, damit zu verknappen und damit mehr Geld zu machen war plötzlich faktisch nicht mehr möglich. Die Elite erbat daher eine Möglichkeit sparen zu können und die Herrschenden gaben natürlich nach. Der ewige Pfennig wurde eingeführt. Diese Münze wurde nicht verschlagen. Die Nachfrage nach dieser Münze war natürlich gigantisch und in kurzer Zeit wurde mit nichts anderem mehr gehandelt. Und hier endet die Geschichte und wir landen wieder beim System das wir kennen.
Wäre so ein System eine sinnvolle Alternative zum aktuellen Steuersystem? Ich denke ja.
Wäre es umsetzbar? Theoretisch, wenn auch mit einigen Herausforderungen in einer globalisierten Welt.
Gefällt so eine Idee dem durchschnittlichen Linken? Nach meiner Erfahrung: ja.
Den meisten gefällt das System sogar sehr gut.
Wie kommt es dann dass Linke dieses System nicht einmal diskutieren? Warum ist dieses Konzept unbekannt und warum wird statt dessen ein System gut geheißen in dem die Reichen Milliarden Schlupflöcher nutzen, etwas das ebenfalls Linke ständig betonen, und der Mittelstand zahlt?
Wie kann es sein dass in unseren Schulgeschichtsbüchern nichts von diesem System steht? Es gilt hierbei zu betonen dass dieses System für Volk und Staat im Grunde nur Vorteile bringt. Nur eine einzige Gruppe leidet unter dem System. Wie also kann es sein dass in einem Staat der „das Volk ist“ niemand diese Dinge durchdenkt? Haben wir diesen Teil einfach zufällig vergessen oder gibt es einen anderen Grund?
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