Eine erfolgreiche Revolution passiert nicht, sie wird geplant und finanziert. Alles was finanziert wird hat Geldgeber und diese Geldgeber haben gewisse Vorstellungen wie es nach der Revolution aussehen soll.

Praktisch immer sieht diese Vision gute Plätze für die Geldgeber vor. Ob das bedeutet dass sie dann an der Macht sind, reichere sind als davor oder zu Heiligen erhoben werden ist dabei erschreckend unbedeutend. Was relevant ist und bleibt ist, dass hinter jeder Revolution Interessen stehen die weniger offensichtlich sind.

Das erfolgreichste Strickmuster für eine Revolution hat 4 Stufen:

Demoralisation

Destabilisierung

Krise

Normalisierung

Im ersten Schritt erodiert man die moralische Infrastruktur des Ziels weg, im nächsten Schritt wird der Status Quo in Zweifel gestellt, es folgt eine Krise sowie „Notfallmaßnamen“ die dann im letzten Schritt zum neuen Status Quo werden. Schritt 1 und 4 dauern Generationen, die Zwischenschritte deutlich schneller.

Jeder Schritt ist ein Buch wert. Heute beschäftigen wir uns mit der Demoralisierung und wie der demoralisierte Mensch benutzt werden kann um gegen seine eigenen Interessen zu arbeiten.

Als Erstes gilt es festzustellen dass wir mit einem demoralisierten Menschen nicht jemanden meinen der in der Ecke sitzt und verzweifelt versucht Motivation zu finden sich nicht im Aquarium zu ertränken. Nicht direkt jedenfalls.

Wir sprechen viel mehr von einer Person die keine belastbare Moral besitzt. Die Betonung liegt auf „belastbar“.

Aufstrebende Gesellschaften, das sind jene die Hochkulturen gründen, aber noch nicht gegründet haben, haben bemerkenswert belastbare moralische Fundamente. Das bedeutet sie sind geradezu fanatisch davon überzeugt dass es in der Welt „Gutes“ und „Böses“ gibt und sie selber die beachtliche Fähigkeit hätten stets zu erkennen was gut und was böse ist. Diese Ansichten sind zum Teil nachvollziehbar und zum Teil völlig absurd. Rationalität nimmt einen Passagierplatz ein, die Gründer der Hochkultur sind selten Schöngeister.

Gesellschaften die den Zenit hinter sich haben hingegen vergehen sich im Relativismus, nichts ist gut, nichts ist schlecht, alles ist relativ. Wenn aber weder Norden noch Süden noch Westen noch Osten erstrebenswert ist und alles irgendwie seinen Reiz hat, dreht man sich im Kreis, während man von den Fanatikern die mit Volldampf nach Osten wollen eben überholt wird.

Und hier gilt es zu erkennen dass das sowieso passiert, es dauert nur eben 250 Jahre. Jede Kultur wird gegründet, erblüht und vergeht. Natürlich Zyklen können aber beschleunigt werden. Der moderne Revolutionär versucht also Dinge die ohnehin passieren schneller passieren zu lassen und in einer Form die einen für ihn günstigen Ausgang haben.

So wird einfach die Moral des Systems das man loswerden möchte systematisch relativiert. Hier gilt es Geduld zu haben und mit Geduld meine ich 30 Jahre und mehr. Es gilt einer neuen Generation die alte Moral zu nehmen, sie zu Demoralisieren, um ihnen dann eine Neue anbieten zu können.

Und hier ist die Krux an der Sache: die alternative Moral ist oft nicht viel mehr als der Körder, nicht das eigentliche Ziel. Das Ziel steht zwischen den Zeilen.

Demoralisierte Menschen, Menschen ohne jede belastbare Moral, fühlen sich ziellos und lechzen förmlich nach etwas für das es sich zu arbeiten, leben oder kämpfen lohnt. In einer Gesellschaft in der man tun kann was man möchte und nichts besser ist als das nächste ist damit der perfekte Nährboden für Fanatiker. Es gilt also in der Demoralisierungsphase bereits Schlüsselelemente der Informationsvermittlung für seine Sache gesichert zu haben, etwa Medien, Schulwesen und so weiter. Besetzt werden diese Institutionen mit Überzeugten der ersten und zweiten Generation, die dann ihre Moral von allen Dächern brüllen. Diese Personen haben keinen Dunst von den wirklichen Zielen sondern denken sie kämpfen für "das wirklich Gute", tun aber im Grunde nur was man ihnen sagt.

Hierbei gilt es sich in Erinnerung zu rufen dass wir hier von einem Intergenerationsprojekt sprechen. Hinter solchen modernen Revolutionen können also keine natürlichen Personen stecken sondern Entitäten mit Lebenserwartungen von deutlich mehr als der Lebensspanne eines Menschen. Wir reden von Firmen, Familien, NGOs, Staaten und der Gleichen.

Die Udssr etwa verfolgte solche Pläne und ist einer der bedeutendsten Geldgeber solcher revolutionären Projekte, bis das Geld dann eines Tages nicht mehr floss. Die Udssr war pleite, aber das Projekt war am laufen. Wie so oft finden sich eben andere Geldgeber die das Projekt übernahmen und an ihre eigenen Vorstellungen anpasst.

Die aktuellen Geldgeber des ursprünglichen sowjetischen Subversionsprojekten haben nicht das geringste Interesse das Ziel des KGBs zu verfolgen. Man nutzt einfach ein gepflügtes Feld und setzt dann seinen eigenen Samen hinein. Und das tat nicht einer, sondern Tausende von Entitäten.

Die Sowjets waren also erfolgreich mit der Demoralisierung des Westens. Superman kann ohne Probleme der Böse sein, zu glauben dass „wir“ besser sind als „die“ ist faktisch ein Verbrechen und alles was irgendwann heilig war ist jetzt Freiwild. Das war 1987 fast schon durch.

Phase 1 war praktisch abgeschlossen.

Bei der Destabilisierung aber veränderte sich das Drehbuch. Der ursprüngliche Plan sah vor Markt versagen zu lassen (indem man ihn erwürgt und dann sagt dass es seine schuld sei) und den Staat als belastbaren Manager aller Probleme zu etablieren. Damit wäre es möglich gewesen den Staat auszuweiten und sich an das sowjetische Modell zu nähern: sprich man hätte im großen Stil verstaatlicht und das Volk hätte es abgenickt.

Aktuell sehen wir aber eher einen Trend zu der Behauptung dass ohne die multinationalen Konzerne nichts geht. Wir brauchen Visa, denn das staatliche Geld ist nur Illusion, wir brauchen Amazon, denn der Staat kann keine FFP3 Masken liefern. Weg mit den Grenzen, die sind den Konzernen nur im Weg und her mit Förderungen, Bailouts, To-big-to-fail, kurzum: gebt den Konzernen euer Geld freiwillig oder der Staat gibt ihnen das Geld sowieso.

Der Staat, ursprünglich der Profiteur der Revolution, wird zum Geldeintreiber der wirklich Mächtigen (ohne es zu merken, aber wenigstens darf er weiterexistieren) und alles läuft unter einer Moral die zwar ursprünglich sozialistisch geprägt war, aber heute massiv von damaligen Ansichten abweicht.

„Weltfriede“ ist etwa etwas das keine Bedeutung mehr hat, das gleiche gilt für „Vollbeschäftigung“. Von diesen Ideen profitiert nur der Staat, nicht aber das Großkapital. Das Großkapital will dass sich das Fußvolk um die Jobs und Produkte prügelt. Was es will ist völlige Kontrolle über die Fähigkeit des Fußvolkes diesen Status Quo in Frage zu stellen, sprich die Fähigkeit selber eine Firma zu gründen. Der Feind ist also der Kleinbetrieb und alles was diesen begünstigen könnte, etwa Erbe, eine Familie die als Geldgeber einspringen könnte und so weiter.

Der Pöbel soll nicht investieren, er soll auf Teufel komm raus konsumieren und zwar im Idealfall per Abo und beim Multi.

Und an dieser Stelle schwingen wir zurück zum demoralisierten Menschen der sich an seiner Ersatzmoral klammert. Solche Personen sind nicht davon zu überzeugen dass sie reingelegt wurden. Das liegt in erster Linie daran dass sie zur „alten Moral“ nicht zurückkehren können. Der Demoralisierte kann nicht zurück, er kann nur nach vorn und egal wie viele Widersprüche er erkennen kann, egal wie sehr er sich das alte wünscht, er kann es sich nicht gestatten zurück zu kehren. Diese Menschen sind Opfer von Propaganda.

Lenin nannte diese Personen „nützliche Idioten“, denn sie taten was man von ihnen wollte, völlig gleichgültig wie sehr es gegen ihre eigenen Interessen oder ihre echten Ziele stand. Der Sozialist von heute feuert Facebook und Google beim zensieren an, lobt friedliche Politik nicht sondern übergibt Friedenspreise an Schlächter. Sie kritisieren Politik in einem konservativen Land und loben exakt die gleiche Politik in einem sozialistischen Land. In anderen Worten: sie tun nur noch was man ihnen sagt und reagieren auf Schlüsselreize: ist ein Regenbogen auf dem Produkt drauf wird es gekauft oder unterstützt, weil das ist gut. Auch wenn es eine Atombombe ist.

Und wer möchte es ihnen übel nehmen? Um sich selber eine Meinung zu bilden muss man Überzeugungen und Moral besitzen, die belastbar sind. Der demoralisierte hat eine Moral und er verteidigt sie mit Zähnen und Klauen, aber belastbar ist sie dennoch noch lange nicht. Und das ist dem Demoralisierten klar. Es ist daher verständlich dass er nach jedem schlägt der die Risse der fiktiven Moral aufzeigt, die Widersprüche und die Verwirrung.

Diese Demoralisierung ist da und sie wäre sowieso gekommen.

Eine Hochkultur endet weil sie nichts mehr fürchten muss und wenn man nichts mehr fürchten muss wird man eben philosophisch und fragt sich ob man es verdient ganz oben zu stehen und ein „Ja“ wird einfach immer schwerer zu rechtfertigen. Das liegt in der Natur der Sache.

Die Westliche Moral, das was den Westen groß gemacht hat (die Idee dass der Mensch sich selbst gehört), ist weitgehend zerstört.

Es wird spannend zu beobachten welche Moral sich durchsetzt. Im Moment würde ich mein Geld auf die Moral der multinationalen Entitäten setzen: Firmen, Religionen, NGOs, übernationale Regierungen und so weiter, denn die sind im Moment die großen Gewinner und sie gewinnen.

Unter lautem Applaus der Verlierer.

Educational Leadership n/a

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Tourix

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