Mitunter müssen schwierige Entscheidungen getroffen werde, aber was wenn keine der Optionen gut ist? Was tun wir dann?
1981 erdachte Jack B. Sowards den Kobayashi-Maru-Test im Zuge des Films „Star Trek II: Der Zorn des Khan“. Seither hat sich der Begriff in erstaunlich vielen Bereichen etabliert. Der Test beschreibt ein Szenario, in dem man einfach nicht gewinnen kann und prüft nicht per se Problemlösungsverhalten sondern wie Personen mit einer Lose-Lose Situation umgehen, eine Frage die besonders zentral für Führungspersonen ist.
In dem Szenario selbst hat der Kadet die Wahl entweder ein ziviles Schiff zu retten und dabei zerstört zu werden oder aber seine eigene Mannschaft in Sicherheit zu bringen. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass beide Lösungen legitim sind aber beide einem Verlieren entsprechen, nur eben auf unterschiedliche Weise. Der Knackpunkt ist, dass man eine Entscheidung treffen muss. Als Führungskraft gilt es mitunter Entscheidungen zu treffen, auch wenn man sich darüber im Klaren ist dass keine der Optionen wirklich gut ist aber Passivität ist fast immer noch schlechter. Und jeder von uns ist eine Führungskraft, oft führen wir uns halt nur eben selber.

Paramount Pictures https://gamerant.com/star-trek-what-is-the-kobayashi-maru-explained/
Und damit kommen wir mit Warpgeschwindigkeit in die Realität zurück.
Eine Frage, die ich gerne in den Raum stelle, wenn Menschen postulieren, dass wir alle Menschen gleich behandeln sollen ist, ob sie eher einen geliebten Menschen oder zehn Fremde retten würden und die Reaktion ist immer ein Verweigern der Antwort oder einem Umformulieren der Frage in eine Weise, in der es ein Win-Szenario gibt das sie erreichen können wie: „Wir retten alle“.
Witzigerweise ging in der Literatur Kirk den Weg (indem er beim Test schummelte) und seither fragen sich viele, wie er es jemals zum Kapitän gebracht hat, wo er doch eine der Stufen schlicht nicht genommen hat.
In der Realität ist jedes Ja auch ein Nein. Wenn ich Sushi esse, esse ich keine Pizza und ich entscheide mich nicht gegen die Pizza, weil ich Pizza hasse sondern weil ich mich gerade für Sushi entschieden habe.
Wenn ich mit Susi und Klara ausgehen kann und Susi frage, dann nicht, weil ich Klara nicht mag und sie mit der Zurückweisung verletzen will sondern weil ich Susi eben mehr mag.
Jedes Ja ist eben ein Nein zu anderen Optionen.
Die Lösungen „Iss halt Sushipizza und geh mit beiden Mädls aus“ klingt nach einer Lösung, in der Realität ist es aber nur eine Frage wie viele Optionen, die man nicht wahrnehmen kann, aufeinandertürmt bevor es schlicht unmöglich wird alles gleichzeitig zu machen. In der Realität muss man sich entscheiden.
Die Frage, wen man retten würde, einen Geliebten oder 10 Fremde, ist ein Kobayashi-Maru-Test und ist nicht designend, um eine ideale Lösung zu finden an die andere noch nicht gedacht haben, den Test zu gewinnen bedeutet die Lektion nicht zu lernen.
Die Lektion ist, dass es gelegentlich nur zwei schlechte Entscheidungen gibt und wie wir damit umgehen, sagt uns und der Welt, was wir für ein Mensch sind, und dazu gehört die dritte Option: die Passivität.
Manche Menschen können sich schlicht nicht entscheiden und werden sich nicht entscheiden und auch das ist legitim, es bedeutet nur dass man solchen Menschen keine Entscheidungsgewalt zumuten kann, soll oder darf. Deswegen hätte Kirk, meiner Meinung nach, nie ein Offizierspatent erwerben dürfen, ganz zu schweigen von einem Kommando und gleichwohl bin ich der Meinung, dass Menschen, die den politischen Kobayashi-Maru-Test nicht bestehen, weil sie keine Antwort geben, keine politische Macht haben sollten, weil sie damit nicht umgehen können.
Der Kobayashi-Maru-Test illustriert eine der ungemütlichsten Realitäten die uns umgibt aber die Lösung zu schummeln oder ihn zu ignorieren ist keine Lösung, sondern nur ein Indiz dass man von der Realität entkoppelt ist, was für Kirk irgendwie in Ordnung ist, schließlich ist er eine fiktive Figur, wir in der Realität haben aber nicht den Luxus den Kirk hatte.
Wir müssen uns entscheiden und jene die es nicht können müssen wohl, zu ihrem eigenen Wohl und dem der Gruppe, von Entscheidungen ferngehalten werden, denn wenn es hart auf hart kommt, können sie keine treffen und hemmen nur jene die bereit sind das Schiff in die neutrale Zone zu lenken oder davon zu fliegen, aber eben nicht wie ein Reh auf die Scheinwerfer zu glotzen und postulieren, dass wo auch immer ein Wille ist auch ein Weg sein müsse.
Denn das ist, in unserer Realität, leider schlicht nicht wahr und deswegen eine gefährliche Annahme die oft mehr Schaden anrichtet als irgendetwas zu tun, auch wenn es nicht ideal ist.