Eine chinesische Fingerfalle ist ein tückisches kleines Ding. Im Wesentlichen erscheint es wie ein kleines Rohr. Steckt man seinen linken Zeigefinger in das linke Loch und den rechten Zeigefinger in das rechte Loch und versucht die Finger dann wieder herauszuziehen sind beide Finger gefangen. Je stärker man zieht, desto stärker hält einen das Ding gefangen.
Die Lösung ist die Finger vorsichtig zueinander zu bewegen und dann vorsichtig und koordiniert herauszuziehen. Die Lösung liegt nicht in Willenskraft oder Stärke sondern in Koordination und Finesse.
Die Sache wird schwieriger wenn die beiden gefangenen Finger nicht zum gleichen Körper gehören sondern von zwei Gehirnen gesteuert werden. Hier kommt Kommunikation ins Spiel denn wenn einer es richtig macht und vorsichtig schiebt, der andre aber wie Wahnsinnig zieht kommt man der Lösung nicht näher und der Eindruck entsteht dass das sanfte Schieben auch Nichts bringt.
Dieses Gleichnis beschreibt die aktuelle politische Situation, wie ich denke, recht gut. Politik war schon immer eine chinesische Fingerfalle aber wenn die Kommunikation funktioniert ist das kein echtes Problem, man kommt aus den Fallen raus.
Mal gibt der eine nach, mal der andre und oftmals kommt man dahinter dass man gar nicht dort hin will wohin man zieht. Das muss man nur erkennen und um es zu erkennen muss man eben mit jemandem reden der eine andere Perspektive hat.
Hier auf Fisch und Fleisch funktioniert das (halbwegs). Das macht uns alle, jedenfalls jene welche halbwegs sachlich mit Menschen mit anderen Ansichten reden, zu Moderaten. So eigentümlich das auch klingen mag.
Der wirklich problematische Teil der Bevölkerung ist jener der jeden der eine andere Ansicht als er selber hat einsperren, töten oder mundtot machen möchte und die Anzahl dieser Menschen sinkt nicht, er steigt. Die Gesellschaft ist immer polarisierter und das ist kein Wunder: die Fingerfalle auf unseren Fingern tut mittlerweile wirklich weh und egal wie stark wir zerren und brüllen, es wird nicht besser, also ziehen wir noch stärker unter lauten Anfeuerungsrufen der Medien, sozialen Medien, Politiker und so weiter, sprich eines jeden der davon profitiert, denn was wären Politiker ohne Probleme und Medien ohne politische Schlagzeilen? Richtig: unbedeutend.
Diese Gruppen haben ein Interesse an ungelösten oder noch besser: unlösbaren Problemen.
Die wahre Lösung ist nicht unsere Positionen zu verlassen. Sozialisten müssen ihren Traum von Gemeinbesitz nicht aufgeben und Konservative nicht ihren Traum von Freiheit. Das ist nicht gemeint wenn ich sage wir müssen aufeinander zugehen. Was ich damit meine ist dass wir akzeptieren müssen dass andere anderes leben wollen und wir müssen akzeptieren dass sie dazu ein Recht haben.
Niemand hat ein Recht einem anderen die „korrekte“ Lebensweise aufzudrängen. Was wir brauchen ist nicht Einigkeit. Einigkeit ist nur etwas das Menschen fordern die über große Gruppen herrschen wollen.
Wir brauchen statt dessen ein respektvolles Nebeneinander, eine andere Form des Miteinander, eine Form in der wir entbündelt so zusammenleben können wie wir wollen. Keine faulenden Kompromisse, keine erzwungene Solidarität sondern ein respektvolles Akzeptieren einer einfachen Wahrheit: manche Menschen wollen in Situationen leben die wir ablehnen und das ist völlig in Ordnung, solange sie uns leben lassen wie wir wollen.
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