Kürzlich argumentierte in einem Podcast eine Anthropologin, dass man Gesellschaften recht gut danach beurteilen könne welche Dinge sie glorifizieren und welche sie als schändlich empfinden oder aber belächeln. Eine Gesellschaft, die etwa das Konzept der Ehre eine besonders hohe Bedeutung hat, wird viele Menschen hervorbringen, die nach Ehre streben.

Eine Gesellschaft die das Anbauen von Kartoffeln als schändlich erachtet wird wenige Kartoffelprodukte hervorbringen und ebenso verhält es sich mit einer Gesellschaft, die das Anbauen von Kartoffeln verlacht oder schlimmer: die entsprechenden Bauern shamed wenn sie das tut.

Dieser Mechanismus ist bedeutend in der Steuerung wohin die Gesellschaft sich entwickelt, neben anderen Effekten wie etwa wirtschaftlicher Druck, es ist aber der Teil den, so die Anthropologin, vorwiegend der weibliche Teil der Bevölkerung im Griff hat.

Männer sind diesbezüglich erstaunlich berrechenbar: was Frauen attraktiv finden tun Männer eher. Je höher der Sexdrive (also je jünger) das Männchen, desto stärker.

Ein Blick auf unsere Gesellschaft sieht aus diesem Blickwinkel eigenartig aus. Sie argumentierte, dass unsere (jung-weibliche) Gesellschaft einen jungen Mann der Briefmarken sammelt, eher stigmatisiert als einen Gangster.

Das Problem ist, dass Ersterer keinen Schaden anrichtet, zweiterer aber sehr wohl.

Es scheint also so zu sein, dass wir die Harmlosen und Nützlichen zunehmend stigmatisieren und gleichzeitig die gesellschaftsgefährdenden Elemente glorifizieren; der Drogendealer sei das Opfer und der Polizist der Täter, der Steuerzahler ist ein Dieb weil er Steuersenkungen haben möchte und der Politiker, der die Steuern hebt, sei ein Gönner.

Das Resultat ist ein Drift der Gesellschaft.

Der Briefmarkensammler hat schlechtere Chancen beim hübschen Geschlecht und bleibt entweder über oder aber adoptiert ein Verhaltensmuster das den Frauen besser gefällt und klebt sich auf die Straße in der Hoffnung dass ihn ein Mädl sieht die sich dann in ihn verliebt.

Ironischerweise ist also eine Gesellschaft in der Frauen versuchen sich den Reichsten zu angeln also eine Gesellschaft die reicher wird, wohingegen eine Gesellschaft die zerstörerische Muster attraktiv findet die Gesellschaft zerstören kann.

Wir sehen also den alten Spruch, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine Frau steht, durchaus bestätigt, müssen das aber in einem neuen Kontext verstehen. Fast alles, was (vor allem: junge) Männer tun, tun sie, um Frauen zu beeindrucken und Dinge die Frauen nicht interessieren wandern in den Hintergrund.

Dinge die Frauen ablehnen hingegen verschwinden in den Untergrund. Entsprechend sind viele der idiotischen Dinge die im Moment passieren Teil der Balz junger Männchen und entsprechend getrieben von dem was die jungen Weibchen toll finden.

Bedeutet das, dass die Frauen an allem schuld sind, das schief läuft? Natürlich nicht. Es bedeutet nur dass manche Zusammenhänge verflixt skurril erscheinen, bis man sie mit etwas nüchterner Distanz betrachtet.

Sehr viel von dem was wir als Gesellschaft tun ist am Ende des Tages ein Resultat der Balz junger Männchen und dieses Verhalten ist ein Resultat was Frauen attraktiv finden und das wiederrum ist wieder an äußere Zwänge und Möglichkeiten gebunden.

Der Punkt ist: wir können es uns gerade leisten den Nützlichen zu stigmatisieren, so lange bis wir es nicht mehr können und wenn das passiert wird er wieder als sehr attraktiv gelten einer der Nützlichen zu sein den die Gesellschaft mit Geld für seinen Nutzen belohnt. Oder wir sterben aus.

Kann man daraus irgendetwas Nützliches ableiten? Eventuell nicht aber interssant ist es allemal.

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