Menschen rechtfertigen was sie tun, denn niemand möchte am Ende als der Böse dastehen. Als die Europäer in Amerika und Afrika begannen Siedlungen zu bauen taten sie das ohne irgendjemanden das Land abzukaufen. Das Land wurde als „frei und ungenutzt“ empfunden weil es keiner zu der Zeit in der sie es beanspruchten Einspruch dagegen erhob und als der Einspruch kam, empfanden sie das als verjährt und unrechtens. Die Rechtfertigung war in all diesen Fällen immer die Gleiche: „Wir können das Land besser brauchen, denn wir tun wenigstens was damit, hättet ihr Farmen gebaut, hätten wir es eh nicht genommen“.

Die Kolonialisten sahen ihre Handlung nicht als Raub sondern als völlig gerechtfertigt: Sie nutzten das Land ja besser und erhöhten damit die Lebensqualität. Nicht nur für sie, auch für die Eingeborenen. Das war die Rechtfertigung, ob sie stimmte kann debattiert werden.

Das ist der Moment wo jeder in sich hineinhören sollte und herausfinden sollte wie er die Sache sieht.

Weite Teile der Welt, insbesondere der linke politische Flügel, empfinden den Kolonialismus heute als eine historische Ungerechtigkeit. Die Europäer nahmen sich etwas das ihnen nicht gehörte und nutzen ihre Macht um Menschen zu unterdrücken.

Ironischerweise argumentieren sie aber genau wie die Kolonialisten wenn es um die Umverteilung von Wohlstand geht.

Die Logik ist hierbei dass die Reichen ja nur auf Bergen von Gold sitzen würden, ohne das Geld zu nutzen. "Sie haben so viel davon, brauchen aber nur viel weniger, wohingegen die Armen das Geld dringend brauchen würden".

Jemanden etwas wegzunehmen dass er gerade nicht nutzt, so wie eben damals das Land der Afrikaner und Amerikaner, sei damit völlig gerechtfertigt. Wenn man selber der Profiteur ist, versteht sich. Es trifft ja nur die Reichen (und das sind ja eh nicht viele) und die Reichen und am Ende des Tages hätten ja auch diese etwas davon wenn das Utopia erreicht wäre.

Alle würden gewinnen: Das Ziel heiligt eben die Mittel.

Die bittere Realität ist aber dass das erklärte Ziel eben nicht erreichbar ist, denn die Amerikaner und Afrikaner wollten gar nicht von der Zivilisation profitieren, sie wollten so leben wie sie gelebt haben, ihnen war es egal ob der Europäer ihre Lebensweise als wild und unzivilisiert sah, denn sie waren zufrieden damit wie sie lebten und hatten ein Recht in Ruhe so zu leben.

Die Europäer besiedelten die Welt weil sie mit Überbevölkerung und religiöser sowie politischer Verfolgung zu kämpfen hatten. Es ging nicht darum die Welt zu erobern, es ging den Kolonialisten darum aus Europa raus zu kommen, weil Europa für sie weniger lebenswert als Afrika oder Amerika. Aber hat der Afrikaner oder der Amerikaner eine moralische Pflicht den Europäern deswegen etwas von seinem Land zu geben? Wenn die Antwort: „Nein“ lautet, warum hat der Reiche dann eine Pflicht zu teilen?

Die Ethik des Kolonialismus ist im Grunde keine.

Es ist eine Rechtfertigung dafür Dinge zu tun die schlicht und ergreifend unmoralisch sind und Menschen tun das um sich selber davon zu überzugen dass sie die Guten in der Geschichte wären und die Eroberten die Schurken.

Es dauert üblicherweise hundert Jahre bis diese Ansicht sich ändert und ist durchaus wahrscheinlich, schließt man von uns auf unsere Nachfahren, dass jene die sich im Moment als besonders Rechtschaffen sehen, dann im Jahre 2121 als die Schurken gesehen werden.

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