Die gesamte Wirtschaftsgeschichte der Welt in 5 Minuten

Die Wirtschaft ist prinzipiell dafür zuständig, dass Mängel und Überschuss ausgeglichen werden, sprich dass die Werkzeuge zu den Arbeitern kommen und die Rohstoffe für das Werkzeug zu den Schmieden. Das kann man auf unterschiedliche Arten machen. Jede dieser Wirtschaftsformen hat Vor- und Nachteile.

In der Bronzezeit etwa etablierten sich im Mittelmeerraum Varianten der Palastwirtschaft. Grob vereinfacht dargestellt sammelte der Staat Rohstoffe ein, lieferte sie in den Plast der auch das Handwerkszentrum war, dort wurden die Rohstoffe verarbeitet und die hochwertigen Güter wurden wieder an die Bevölkerung verteilt. Nur der Palast handelte mit Händlern und im Idealfall hatte immer jeder genau was er brauchte.

Diese Wirtschaftsform hat vor allem den Vorteil, dass absolut niemand in der weiteren Bevölkerung handeln muss. Geld ist nur eine Sache des Palastes. Der Nachteil ist, dass man nur hat was einem gegeben wird.

Die folgenden 3000 Jahre waren von einer Demokratisierung des Handels geprägt. In der Frühzeit handelten wenige, heute gibt es ein Wirtschaftssystem das darauf aufbaut das jeder handelt: den Kapitalismus.

Im Kapitalismus kümmert sich jeder darum wo er Geld herbekommt, oftmals indem er Arbeit gegen Geld handelt und kauft dann die Dinge die er braucht oder haben möchte. Das ist ein gutes System für Menschen die handeln können und eine Katastrophe für Menschen die Probleme mit simpler Mathematik haben. Entsprechend mag dieses System nicht jeder. Sein Vorteil liegt darin, dass Dinge die keiner braucht nicht (lange) existieren und Dinge die gebracht werden, selbst wenn die Käufer es noch nicht wissen, plötzlich da sind. Braucht man mehr davon, wird plötzlich mehr davon produziert. Das Problem an dem System ist, dass unkluge Menschen dumme Entscheidungen treffen können und dann Probleme haben die sie nicht hätten, wenn sie fremdbestimmt leben würden.

Der Sozialismus schlägt daher eine zeitgenössische Version der Palastherrschaft vor: Jeder tut was er kann, nimmt was er braucht und alle sind zufrieden. Das Problem hier ist, dass wir weder „was jemand leisten kann“ noch „was jemand braucht“ messen können. Da Menschen eben Menschen sind werden sie immer das was sie tun können möglichst geringhalten und was sie brauchen möglichst hoch. Das Resultat ist Mangel.

Mischsysteme versuchen die Nachteile beider Systeme auszugleichen. Die sogenannte „soziale Marktwirtschaft“ basiert im Wesentlichen auf der Idee, dass zwar die Privaten die Wirtschaft leben, der Staat aber dafür sorgt, dass niemand „ausgebeutet“ wird. Das Problem ist, dass die „Ausbeutung“ wieder unheimlich eng mit „was kann jemand leisten und was braucht er“ zusammenhängt.

Das Problem manifestiert sich dann schnell in der gelebten Praxis. Das Problem von zu wenigen Wohnungen etwa sollte durch Private, die Wohnungen bauen und vermieten gelöst werden. Gleichzeitig definiert der Staat welche Miete angemessen wäre. Das erhöht das Risiko für den Privaten was dazu führt, dass weniger gebaut wird und das Problem nicht gelöst wird. Der Staat verweist dann auf den „gierigen Privaten“ der schuld an der Knappheit wären. Was offensichtlicher Unsinn ist.

Der echte Zusammenhang ist aber im Grunde recht offensichtlich: jeder staatliche Eingriff erhöht Risiko und senkt Gewinne was zu weniger Investition führt, was zu ungenutzten Potentialen führt, was uns zu Knappheit bringt.

Und das ist der Grund warum die soziale Marktwirtschaft einer freien Marktwirtschaft immer hinterherhinken wird. Der Private hat zwar eine Chance durch ein Produkt das die Bevölkerung haben möchte Geld zu machen aber über ihm schwebt immer das Damoklesschwert das alle seine Arbeit zunichtemachen könnte, weil irgendein Bürokrat eine Entscheidung, die er führ sozial hält aber kurzsichtig/dumm ist, trifft. Entsprechend werden viele gute und nützliche Ideen nicht umgesetzt. Deswegen kommt das neue, tolle Zeug immer aus Zonen wo man Privaten gestattet Kapital aus ihren Ideen zu schlagen.

Was ich persönlich erstaunlich finde ist, dass sich die bronzezeitliche Idee der Palastwirtschaft seit Jahrtausenden in den Köpfen der Menschen hält.

Die Unterschiede zwischen Planwirtschaft und Palastwirtschaft sind kleiner als ihre konzeptionellen Ähnlichkeiten.

Was aber vergessen wurde ist, dass keiner der Paläste die Zeit überstanden hat.

Die Paläste wurden regelmäßig gestürmt und niedergebrannt, weil die Verteilung eben sehr häufig recht günstig für den Palast ausfiel und die Bauern sich fragten ob sie ihr Werkzeug beim Schmied nicht billiger bekommen sollten. Auch in Russland fragte man sich das in den 80igern.

Die Wirtschaftsgeschichte der gesamten Zivilisation ist im Detail komplex aber grob betrachtet ist es ein Pendel das zwischen „zentraler Verteilung“ und „dezentraler Verteilung“ hin und herpendelt. Jede Iteration verwendet neue Namen, verändert die Methodik etwas aber die Argumente sind eigentlich seit Jahrtausenden die gleichen.

Das Pendel schwingt (unregelmäßig) vermutlich unaufhaltsam hin und her, vorwiegend weil unterschiedliche Menschen von unterschiedlichen Argumenten unterschiedlich beeinflusst werden. Die Ungeschickten werden immer zur Fremdbestimmung hingezogen sein, die Geschickten immer zur Selbstbestimmung.

Es gilt abzuwarten ob Dinge wie die künstliche Intelligenz das Pendel zum Stehen bringen kann. Was dann passiert ist aber weitgehend unschätzbar es würde aber endlich das dritte Kapitel der Wirtschaftsgeschichte beginnen, nachdem wir seit 3000 Jahren noch immer im zweiten hängen.

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Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 14.12.2023 19:27:29

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