Nachdem ich die letzte Woche vier Mal exakt die gleiche Sache, die ich für absolut selbstverständlich gehalten habe, erklären musste bin ich zum Schluss gekommen dass diese Sache nicht selbstverständlich ist.

Die Sache ist "Geld und Gütertransfer und wo der freie Markt so seine Grenzen hat".

Geld kann, grob gesprochen, auf zwei Arten die Hände wechseln: freiwillig und nicht freiwillig.

Ein freiwilliger Wechsel von Geld ist etwa der Kauf einer Semmel beim Bäcker. Man geht freiwillig zum Bäcker, ordert eine Semmel, der Verkäufer nennt den Preis und man zahlt diesen Preis dann freiwillig. Dabei ist es unabhängig ob man hungrig ist oder nicht. Die Argumentation „Ich bin hungrig, also brauche ich diese Semmel, also gib sie mir“ wird der Verkäufer nicht wirklich akzeptieren.

Es sei denn der Käufer zückt eine Waffe.

Nun purzeln wir in den Bereich eines unfreiwilligen Transfers.

Hier gilt es zwischen Gewalt und Nötigung zu unterschieden. Erschießt der Räuber den Bäcker und nimmt sich die Semmel sprechen wir von Gewaltanwendung. Fuchtelt er nur mit der Waffe herum sprechen wir von Nötigung.

Nötigung liegt auch vor wenn es sich um keine echte Waffe handelt. Sobald eine Person eine andere davon überzeugt dass er eine Gefahr für seine normale Existenz darstellt, sprechen wir von Nötigung. In der Regel passiert unfreiwilliger Transfer von Geld, oder Gütern via Nötigung und nicht tatsächlicher Gewaltanwendung.

Nötigung reicht hierbei von der vorgehaltenen Waffe bis zu deutlich subtileren Methoden wie etwa der Androhung verbrannt zu werden wenn man vom Priester als Hexe identifiziert wird. Je höher der Zivilisationsgrad, desto subtiler wird die Nötigung.

Um kurz zusammenzufassen: Wenn man sich entscheidet etwas zu erwerben, auch wenn diese Entscheidung aus einer Notwendigkeit (zb. Hunger) entsteht, ist das eine freiwillige Handlung.

Wenn man diese Handlung aber ohne äußeren Einfluss nicht getroffen hätte, handelt es sich um eine unfreiwillige Handlung.

Wo liegt aber die Grenze?

Ist etwa das Beschallen mit Werbung zur Beeinflussung der Masse, die dann Druck auf sich selber auswirkt noch eine freiwillige Angelegenheit? Wenn jemand sich ein überteuertes Auto kauft weil seine Umgebung ihn sonst nicht mehr akzeptiert etwa noch eine freiwillige Handlung?

Die Antwort ist: ja, wenn es ein Entrinnen gibt.

Wenn man wo anders hingehen kann wo die Menschen anders sind und wo man selber so sein darf wie man ist, ist es eine freiwillige Sache das zu tun was von einem erwartet wird.

Wie ist es mit einer Semmel die 100€ kostet?

Auch hier ist die Sache freiwillig, solange es eine Alternative gibt.

Handlungsfreiheit ist also immer an Alternativen gebunden: an Konkurrenz.

Ist man Monopolen ausgeliefert sieht die Sache sehr rasch sehr trüb aus. Obgleich Marx vorhergesagt hat dass Kapitalismus zu Monopolisierung führt, sehen wir in der realen Welt eher das Gegenteil: dort wo man den Markt sich selber überlässt und das Kollektiv nicht regelnd eingreift findet man extreme Konkurrenz.

Und das ist eine, wie wir gesehen haben, gute Sache.

Erst wenn der Staat beginnt Patente zu geben und zu fördern, zu Regulieren und zu bestimmen, entstehen stabile Monolole.

Monopole aber, so haben wir gesehen, sind nie eine gute Sache.

In dem Zusammenhang gilt es zu verstehen dass Steuern zu zahlen keine freiwillige Handlung darstellt. Wenn der Staat dem Arbeiter Geld abzieht um dann seinem Chef Geld zu geben, damit dieser den Job des Arbeiters nicht kürzt ist das keine freiwillige Handlung, selbst wenn es im Interesse des Arbeiters läge.

Auch wenn der Staat einer Person 1000€ abnimmt und dann 1100€ zurückgibt ist dieser Prozess nicht freiwillig sondern durch eine Autorität bestimmt. Es geht also nicht darum ob man profitiert, sondern ob man die Situation bestimmen kann oder ob man fremdbestimmt ist.

Ist dann aber ein Angestelltenverhältnis auch so eine Angelegenheit, schließlich wird einem da auch gesagt was man zu tun hat?

Nein.

Solange man freiwillig in diesem Verhältnis ist hat man sich bewusst dazu entschieden seine Arbeit zu verkaufen. In diesem Prozess erhält man meistens weniger als die Wertschöpfung wert war. Manche bekommen aber sogar mehr. Ich unterstelle etwa den meisten CEOs und Controllern dass sie ihr Gehalt nicht wert sind und mehr am ende des Monats erhalten als sie eingebracht haben. Manche bekommen also mehr als sie einbringen, die meisten aber weniger und der Inhaber schneidet mit, oft ohne auch nur einen Funken an Leistung einzubringen. Das ist aber legitim da er eben Infrastruktur zur Verfügung gestellt hat die er irgendwie erworben hat. Solange dieses Erwerben nicht mittels Gewalt und Nötigung passiert ist, ist das aber, in meinen Augen, legitim. Helfe ich etwa meinem Nachbarn mit 10 000€ aus damit dieser eine Firma gründen kann und erhalte dafür dann 0,5% des Gewinns ist das eine moralisch in keinster Weise fragwürdige Handlung.

Hier kommt dann üblicherweise das Argument dass wir aber arbeiten müssen um zu leben. No shit? Wenn man die Arbeit anderer konsumieren möchte dann muss man was tun das diejenigen wollen? Wie fürchterlich unfair.

Wäre es nicht viel besser wenn man auf der faulen Haut liegen könnte und die anderen Arbeiten lässt? Gratulation: wir haben gerade das Konzept der Sklaverei erfunden.

Sklaven liefern ihre volle Arbeitsleistung ab, ohne jede Wahl, der Sklavenhalter streift alles ein und gibt genügend zurück damit der Sklave nicht stirbt.

Ich halte dieses Konzept für moralisch unterlegen. Der Unterschied zum „Lohnsklaven“ ist dass dieser, in unseren Breiten, immer die Option hat sich selbstständig zu machen. Der Umstand dass das nicht oft passiert sollte vermitteln dass das gar nicht so eine bequeme Sache ist, denn bevor man sich auf die faule Haut legen kann und die andren arbeiten lässt muss man gewaltige Vorleistungen erbringen.

Dass manche sich da leichter tun, etwa weil sie auf Erbe zurückgreifen können, steht außer Frage. Geld ist aber nicht das Problem. In sozialistischen Systemen erbte man etwa Kontakte. Das „Problem“ ist dass Menschen ihren Kindern eben helfen.

Zusammenfassend sei also dargestellt dass der freie Markt der Platz ist an dem Geld, Dienstleistungen und Waren ihren Platz durch freiwillige Handlungen wechseln. Diese Handlungen sind durch Bedarf motiviert.

Kein System ist frei von Nötigung und Gewalt, daher gibt es keinen perfekten freien Markt, denn ein perfekter freier Markt wäre, per Definition, frei von Gewalt und Nötigung, nicht aber frei von Bedarf und Knappheit.

Ich halte dieses System, im Vergleich mit allen anderen Systemen, für moralisch überlegen. Die Idee dass Nötigung zu etwas Guten führen kann ignoriert die Natur des Menschen und die Geschwindigkeit in der Macht Menschen korrumpiert. Jeder der mit Gewalt umverteilen kann, wird schlechte Entscheidungen treffen und beginnen „die Falschen“ zu unterdrücken, schlicht weil er ein fehlbarer Mensch ist. Der freie Markt hingegen demokratisiert die Werte.

In einem ironischen Twist erfüllt er so mehr, wenn auch nicht alle, Versprechungen des Sozialismus besser als der real existierende Sozialismus.

Pauer http://www.toonsup.com/cartoons/freie_markt

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