Die historische Allianz zwischen Arm und Reich

Politische Systeme gibt es wie Sand am Meer aber eines haben sie alle gemeinsam: sie funktionieren, wenn der Mittelstand in einer guten Position ist und enden, wenn der Mittelstand unter einer Allianz zwischen Arm und Reich kollabiert. Das ist wahr für monarchistische, sozialistische, kapitalistische, religiöse, technokratische Systeme und so weiter.

Der grundlegende Mechanismus dahinter ist soziale Mobilität.

Systeme die hochproduktiv sind haben hohe soziale Mobilität.

Vom Tellerwäscher zum Millionär ist nicht umsonst ein Ideal und Millionäre die als Tellerwäscher begonnen haben, sind üblicherweise ausgezeichnet darin ihr Geld in produktive Richtungen zu lenken, was dann die weitere Gesellschaft reicher macht.

Ihre Kinder nicht so sehr.

Soziale Mobilität ist aber für die die schon oben sind eine Gefahr, denn soziale Mobilität bedeutet für jemanden der schon oben ist, dass es praktisch nur nach unten geht.

Die Reichen werden also immer versuchen die aufstrebenden Mittelständler auszubremsen. Mehr oder weniger jede Regulation, die der Staat ausspricht, ist eine Direktsubvention für Reiche/Konzerne/die Elite. Um ein einfaches Gedankenexperiment zu machen, stellen wir uns vor dem Staat deklariert, dass jede Firma einmal am Tag den Passagierschein A38 ausfüllen müsste. Das dauere 4 Stunden. Für einen Konzern ist das kein Problem, er stellt eine Teilzeitkraft ein, die das erledigt, die fällt bei den anderen zehntausenden Arbeitern nicht einmal auf. Für ein Einmannunternehmen ist das aber der Todesstoß. Und das ist kein Zufall.

Die Reichen benutzen den Staat, um die Konkurrenz auszubremsen und das erreichen sie, indem sie den Armen diese Maßnahmen als etwas verkaufen das den Armen nicht schadet. Und hier gilt es zu verstehen, dass der Arme den Mittelstand genauso verachtet wie die Reichen und absolut kein Problem damit haben, wenn der Mittelstand geprügelt wird.

Die Reichen haben also ein großes Interesse daran möglichst vielen Menschen einzureden, dass sie arm und unterdrückt seien, dieses Ressentiment wird dann benutzt, um den Mittestand in Schach zu halten, um die Dynastien der Reichen an der Macht zu halten.

Besonders nützlich hierbei ist der Intellektuelle.

Der Intellektuelle ist ausgezeichnet mit Worten und schlecht mit Geld, denkt aber, dass seine kognitiven Fähigkeiten dazu führen sollten, dass er mehr Geld und Macht haben sollte als der Handwerker, entsprechend hasst er den Installateur Meister der einen Mercedes fährt, während er sich in den Bus quetschen muss.

Diese eloquenten Menschen nutzt dann der Reiche (in Form von Priestern, Journalisten, Professoren, etc), um die Armen aufzuwiegeln und zu postulieren, dass das Einzige, das die Armen reicher machen kann, mehr Passagierscheine sein würden.

Der Mob grölt, die Politik reagiert, der Konzern profitiert.

Das Problem an der Sache ist, dass solche korrupten Systeme nicht mehr produktiv sind. Irgendwann lebt der Konzern, der eigentlich längst hätte sterben müssen, von der Subvention. Er frisst mehr Werte als er schafft. Und an der Stelle kollabiert dann das System.

Nach dem Kollaps sind ein paar Mittelständer Reiche, viele Reiche tot und die Armen wo sie vorher waren und im Idealfall wächst dann für ein paar Generationen der Mittelstand und man gestattet Mächtigen zu fallen, bis das System wieder verknöchert, stolpert und wieder bricht.

Der Westen zeigt im Moment erstaunliche Ähnlichkeiten zur Sowjetunion der 1980iger: das Vertrauen in die Politik und Medien ist auf niedrigem Niveau und gleichzeitig im Sturzflug, die Selbstmorde und Tode durch Drogen sind am Steigen, Pessimismus und Resignation sind allgegenwärtig, aber wir haben mehr Geld und können uns daher mehr Trostpflaster leisten als die Russen 40 Jahre zuvor, was den Effekt kaschiert.

Das Problem der Sowjets und unseres ist aber eben mehr oder weniger ident: in beiden Fällen hat sich eine Elite etabliert und ihre Macht via staatlicher Werkzeuge konsolidiert. Das System versucht nicht einmal mehr den Anschein zu wahren, dass es irgendwie Aufstieg fördern möchte, sondern tut nichts anderes mehr als jeden der aus seinem Leben mehr machen möchte niederzuschmettern, unter lauten Applaus der sich rasend vermehrenden „nützlichen Idioten“ und zum (kurzfristigen) Vorteil einer immer kleiner werdenden Elite.

Fakt ist aber das die Wertschöpfung aus dem Mittelstand kommt und ohne den Mittelstand werden die Dinge knapp und wenn die Dinge so knapp werden, dass das Bäuchlein zwickt, krachts.

An dem Punkt sind wir noch nicht und es ist irritierend, dass erstaunlich viele Menschen denken, dass wir dort nicht landen werden, wo durch jede Gesellschaft vor uns genau dort, aus dem gleichen Grund, gelandet ist.

Wir sind nicht anders.

Wir sind nur die Nächsten Opfer der historische Allianz zwischen Arm und Reich.

Mögen unsere Nachfahren daraus lernen.

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