Als soziale Spezies ist es für uns wichtig was andere von uns denken. Jeder will Gut sein. Aber wann ist man gut?
In der Theorie addiert man die guten Taten und subtrahiert die schlechten Taten, das bringt einem in der Praxis aber nicht weiter weil nicht klar ist wann man etwas „Gutes“ und wann man etwas „Schlechtes“ getan hat.
Eine der ältesten Gewerbe bot schon in der Frühzeit eine Lösung für dieses Problem an: man etabliert eine moralische Autorität die das Gute vom Schlechten unterschieden kann. Diese Autorität nahm grundsätzlich zwei Formen an: die des Richters und damit des weltlichen Gesetzes und zum anderen die Form des Priesters und des göttlichen Gesetzes.
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Wo beide Autoritäten übereinstimmten war völlig klar was Gut und was schlecht war. Wenn Richter und Priester sagten dass man seine Mitbürger nicht ermorden darf aber es in Ordnung wäre die ungläubigen in der Nachbarstadt auszurauben, dann war es völlig klar wer gut war.
Diese Ansichten sind aber niemals universal. Was für eine Kultur gut war kann eine andere als schlecht ansehen. Wesentlich war im Großen und Ganzen wie die Richter und Priester die Sache sahen und welchen Richtern und Priestern das Volk folgte. Das Volk bevollmächtigte so die Richter und Priester und diese definierten dann was gut und was schlecht war. Das Resultat waren unterschiedliche Kulturen mit unterschiedlichen Definitionen von „Gut“ und „Böse“.
Dieses Muster ist in jeder Kultur zu finden. Jede Kultur hat Definitionen von „Gut“ und „Böse“ und in jeder Kultur versucht einjeder „Gut“ zu sein. Praktisch niemand steht in der Früh auf und überlegt sich wie er „schlecht“ sein kann. Die Idee dass jemand von seinen Dienern mit „Eure schreckliche Fürchterlichkeit“ angesprochen wird ist absurd. Die übelsten Tyrannen wollten stets als Heilige gesehen werden.
Wenn Menschen wissen dass sie üble Dinge tun dann rechtfertigen sie es vor sich und anderen stets als ein „notwendiges Übel“ das als Ziel „Gutes“ hat. Ob sie das selber glauben ist dabei unerheblich, es geht um den Anschein und darum wie man gesehen wird. Reputation ist dem Menschen eben wichtig und das wird sich nie ändern.
Jede Kultur hält ihre eigenen Werte für universal. Was für uns Gut ist, das ist gut. Punkt. Wer etwas anders denkt der ist schlecht. Das gilt ironischerweise auch für die postmoderne westliche Sichtweise die versucht zu postulieren dass irgendwie alles moralisch gleichwertig ist. Die postmoderne Interpretation universeller Toleranz kommt aber mit einer inhärenten Intoleranz gegenüber dem Intoleranten. Wer nicht universell Tolerant ist, der ist schlecht.
So einfach ist das.
Und hier ist die Krux zu finden: Irgendwer muss definieren was man tolerieren muss und was man nicht tolerieren darf. Gruppe A die gerne alle Homosexuellen aufhängen möchte und denkt dass Frauen Untermenschen sind ist abzulehnen und Gruppe B die genau das gleiche denkt ist zu tolerieren weil die Autorität das sagt. Genau das ist ja auch gelebte Praxis über die nicht gern gesprochen wird. Wirklich abgestritten wird die Sache aber auch nicht.
Der konservative Amerikaner nennt diese Denkweise spöttelnd: „Church of Woke“, also die Kirche der Erwachten, wobei „woke“ Anhänger der Idee der „sozialen Gerechtigkeit“ meint. Soziale Gerechtigkeit wiederum ist die Idee dass „wer man ist“ definiert wie mit einem umgegangen werden muss.
Wer reich ist muss etwa den Armen etwas von seinem Reichtum abgeben, denn das sei gerecht und gut. Wie die beiden Personen dort hingekommen sind wo sie sind ist dabei unerheblich, es zählt nur was sie sind.
Diese philosophische Schule behauptet, richtigerweise, dass es in der Welt Ungleichheiten gibt und schlägt diese Ungleichheiten zu beseitigen. Hierbei nimmt eine Welt in der „alle genau das Gleiche haben“ den Zustand des Ideals (des Guten) ein und jedes Ding das Ungleichheit ermöglicht ist eine Manifestation des Bösen und muss weg.
Anhänger dieser Religion sind, wie alle anderen Eiferer, sehr darauf bedacht „Gutes“ zu tun und den Ketzer und Ungläubigen, also den Bösen, zu identifizieren und dessen Reputation zu zerstören (oder optional gleich umzubringen).
Früher liefen sie eben herum und brüllten „unrein“ oder „Ungläubiger“. An manchen Orten tun Menschen das noch immer. Im Westen hingegen schreit man „Istophob“. Gemeint ist aber das Gleiche: „Abweichler“, "Anderer".
Wir haben im Westen Gott getötet aber die Religion sind wir nicht losgeworden. Sie hat sich nur gewandelt. Die gleichen Leute die früher blind daran glaubten dass Jesus Wasser in Schnaps verwandeln kann glauben heute dass Oprah Winfrey von Jimmie Redneck unterdrückt wird. Die Faktenlage ist dabei unerheblich, bedeutend ist was die Priester sagen.
In jeder Kirche ist man ein guter Gläubiger wenn man eine klare Wahl trifft. Wenn man „glaubt“ dass etwas ist, von dem man im Grunde weiß dass es nicht sein kann und allen Fakten widerspricht, dann ist man „Gut“. Genau das macht den Gläubigen aus: der vertraut seinen Augen nicht sondern akzeptiert Dinge als „wahr“ die er nicht selber als „wahr“ ansehen würde.
Der Preis des Glaubens ist die Aufgabe der eigenen Skepsis.
Eine der Weltreligionen hat das gut erkannt und sich selber den Namen „sich zu ergeben“ gegeben.
Religion ist damit immer ein Problem für skeptische Menschen die eine eigene Ethik und oder Moral besitzen und für die wesentlich ist dass sie diese halbwegs konsequent umsetzen.
Für einen Menschen dessen Moral „Mord“ als etwas schlechtes ansieht gibt es keine Ausnahmen: Mord ist Mord und damit schlecht. Da Gläubige aber eben recht inkonsequent sind ist genau diese Konsequenz ein Affront denn Konsequenz und Rationalität ist in den Augen des Gläubigen im Grunde die schlimmste Sünde von allen.
Der rationale Mensch stellt sich mit seiner Skepsis über die moralische Instanz, sei das nun Gott, ein Sektenführer oder aber Prinzipien der vergöttlichten Ideologie.
Es gilt hierbei eines zu verstehen: Religion existiert weil Religion für den Religiösen einen Nutzen stiftet. Dieser Nutzen besteht darin die eigene Moral auszulagern und nicht mehr für Dinge moralisch verantwortlich zu sein die man selber im Grunde als fürchterlich ansieht. Das Milgram Experiment beweist eindeutig dass Menschen grausame Dinge tun können wenn ihnen gesagt wird dass es „nötig“ oder „gut“ sei es zu tun. Zudem muss man sich mit recht komplexen Themen, wie etwa Wirtschaft oder Geschichte, nicht beschäftigen weil man nicht zu eigenen Schlussfolgerungen kommen muss um herauszufinden was man als nächstes tun soll. Man bekommt einfach gesagt was man tun soll.
Im Falle der church of Woke ist das im Wesentlichen einfach brav zu arbeiten und zu konsumieren, absurd hohe Steuern zu zahlen und dann daran zu glauben dass die Staaten mit diesen Steuern die Welt verbessern.
Wesentlich ist dabei nicht wie viel man zahlt sondern dass man dabei nicht murrt. Wenn das wie der christliche Ablasshandel klingt dann ist das kein Zufall. Es geht ums Geld, denn Geld ist Macht. Wer das Geld hat kann Menschen bestechen das zu tun was man tun möchte, was in noch mehr Geld und in noch mehr Macht resultiert. Probleme wirklich zu lösen wäre kontraproduktiv. Aus dem gleichen Grund versuchte die Kirche nicht Menschen am „sündigen“ zu hindern sondern proklamierte, dass sowieso jeder ein Sünder sei und man den Klingelbeutel klingeln lassen soll. Auch der Kirche ging es stets nur ums Geld.
Keine Religion versteht sich als Religion. Religionen verstehen sich als die eine universelle Wahrheit. Die Sozial-gerechten sehen ihre Ideologie daher auch nicht als ein Glaubensystem sondern als eine Wahrheit zu der man kommt wenn man "aufwacht". Tatsächlich ist diese Wahrheit aber der Traum.
Die Frage die mich beschäftigt ist ob Eiferer wirklich unfähig sind eine eigene Moral zu entwickeln und nach ihr zu leben oder ob sie einfach nur zu bequem sind es zu tun? Ist Zweiteres der Fall kann die Menschheit den Sprung vom Glauben ins Wissen schaffen. Wenn dem aber nicht so ist, sind wir verdammt uns im Kreis zu bewegen.
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