Für Menschen die Freiheit und jede Form der Unabhängigkeit als Ideal sehen ist die Redefreiheit eines der zentralsten Menschenrechte. Für die Mächtigen aber ist es eine Waffe.

Redefreiheit ist, oberflächlich betrachtet, eine recht kuriose Sache, denn warum gestatten die Mächtigen Kritik an sich selber? Die Lösung dahinter ist aber recht ernüchternd: sie gestatten es in Wirklichkeit eh nicht.

Redefreiheit existiert nur in einer Gesellschaft, solange sich Machtblöcke gegenüberstehen und keiner dieser Blöcke absolute Macht errungen hat.

Ein historisches Beispiel das jeder versteht war der Konflikt zwischen Kirche und Staat. Beide Institutionen wollten die absolute Macht über das Volk um das Volk vollständig vor den eigenen Karren zu spannen.

Wenn man diesen Konflikt unblutig gewinnen möchte, was bedeutet, dass man ein Land erhält dass nicht in Trümmern liegt, muss man eine Mehrheit auf seine Seite ziehen und das tun wir mit Worten. Der Staat setzte sich also vehement dafür ein, dass jeder sagen durfte, dass die Kirche voller geistig umnachteter, abergläubischer und rückständiger Fanatiker war. Das zu sagen sei ein Menschenrecht.

Die Kirche auf der anderen Seite postulierte, dass Menschen einen eigenen Willen haben und es in ihr gottgegebenes Recht war zu sagen, dass der Staat aus korrupten, kriegsgeilen, sündhaften, gottlosen Wahnsinnigen bestand.

Die freie Rede war und ist für Mächtige eine Waffe um die eigene Propaganda unters Volk zu bringen, was offensichtlich wird, wenn eine der Seiten gewinnt.

In einem demokratischen System, geformt aus 10 Parteien, werden immer 9 Parteien dafür sein die Zehnte zu diskreditieren. Hier blüht die Meinungsfreiheit. Was sie aber nicht zulassen ist etwas zu sagen das sie alle diskreditiert und entsprechend wird die Redefreiheit dort limitiert, denn so eine Redefreiheit nutzt keinem der relevanten Blöcke.

Aus dieser Überlegung heraus kann man recht einfach feststellen wer im Moment an der Macht ist: es sind die Leute die man nicht kritisieren darf.

Menschen die bewusst von Kritik ausgenommen werden sind entweder ein Teil der herrschenden Gruppe oder aber eine Machtbasis für eine (oder mehrere) der mächtigen Gruppen.

Meinungsfreiheit ist entsprechend das ersten Opfers eines totalitären Systems. Wenn ein Block siegt und alle anderen unterdrücken kann ist die Meinungsfreiheit dahin. Man muss dann die Unterdrückten kritisieren und die Herrschenden loben. Wer es anders macht, der ist ein Feind des Volkes und wird entsprechend behandelt.

Das Resultat ist eine galoppierende Korruption, selbst der edelsten Bewegungen, weil grenzenlose Macht eben Menschen anlockt die sie skrupellos ausnutzen werden.

Redefreiheit kann also immer nur existieren, wenn in einem System mehrere Blöcke um die Vorherrschaft kämpfen und sie existiert immer genau zwischen den Blöcken.

Was wir sagen dürfen nutzt immer irgendjemandem mit Macht und was wir nicht sagen dürfen ist den Mächtigen ein Dorn im Auge. Hat man das verstanden wird klar warum es an keiner Stelle der Welt wirkliche Redefreiheit gibt.

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Aron Sperber

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invalidenturm

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