Jede Handlung hat Konsequenzen. Die meisten Konsequenzen sind abschätzbar und nicht sonderlich überraschend. Wenn wir durstig sind können wir uns dazu entscheiden in die Küche zu gehen um uns ein Glas Wasser zu holen das wir dann trinken können. Die Konsequenz ist dass wir nach dieser Handlung nicht mehr durstig sind.
Bevor wir diese Handlung aber gesetzt haben, mussten wir abschätzen ob es die Sache wert ist.
Haben wir etwa eine halbe Stunde vorher ein Krokodil in der Küche eingesperrt, dann beeinflusst das unsere Entscheidung ein Glas Wasser aus der Küche zu holen.
Wir wollen zwar noch immer etwas trinken aber die Aussicht von einem Krokodil gebissen zu werden ist eine mögliche Konsequenz die wir nicht bereit sind einzugehen.
In beiden Fällen hatten wir es aber mit absehbaren Konsequenzen zu tun. Im ersten Fall ist Risiko und Aufwand extrem gering und die Konsequenz (nicht mehr durstig zu sein) so attraktiv, dass wir nicht lange darüber nachdenken.
Der zweite Fall ist kniffliger und der dritte Fall ist noch viel schwieriger.
Im dritten Fall ziehen wir in Betracht dass unsere Handlungen unerwartete Konsequenzen haben. In diesem Fall wollen wir uns gerade ein Wasser holen als aus dem Nichts Marty McFly auftaucht und uns sagt dass wir auf keinen Fall dieses Wasser trinken dürfen weil sonst hunderte Menschen sterben würden. Genauer führt er es nicht aus und verschwindet wieder.
Was sollte man nun tun?
Handlungen haben nicht nur die Konsequenzen die wir sehen. Sie ziehen einen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich die sich erst in der Zukunft offenbaren. In einem überzogenen Beispiel sagen wir dass wir einem Bettler zehn Euro geben, dieser kauft sich damit einen Lottoschein, gewinnt Millionen, kauft die Firma in der wir arbeiten und wirft uns raus woraufhin wir auf der Straße landen.
So etwas könnte passieren.
Die Konsequenz unserer guten Handlung ist dass wir plötzlich obdachlos sind. Das war aber nicht unsere Motivation, unser Ziel oder Erwartung. Wir wollten einer Person helfen und dachten dass diese Handlung „gut“ wäre.
In einer andren Variante der gleichen Geschichte geben wir dem Bettler auch zehn Euro die es ihm ermöglichen sich am Abend in eine Drogenrunde einzukaufen (müssen verflixt billige Drogen sein, zugegeben) und weil diese billigen Drogen in Wirklichkeit buntes Rattengift waren stirbt derjenige.
Hätte er das Geld aber nicht bekommen, wäre er in eine Unterkunft gegangen, hätte dort mit einer Person geredet die sein Leben drastisch verändert hätte und in wenigen Monaten hätte er einen Job und eine Wohung.
In deutlich kürzeren Worten: was wir mit einer Handlung bezwecken ist oftmals nicht das Resultat das diese Handlung nach sich zieht.
Unsere Umweltgesetze etwa führten dazu dass Firmen in Länder abgewandert sind wo es keinen öffentlichen Druck gibt die Umwelt nicht zu verpesten. Die Umweltverschmutzung ist damit schlimmer als vorher.
Das war nicht das Ziel aber ist die Konsequenz.
Mindestlohn sollte den Leuten die besonders wenig verdienen etwas mehr Geld in die Tasche bringen, als Resultat werden diese Jobs gestrichen weil plötzlich die mechanische Alternative preiswerter ist oder aber ein ganzes Produkt plötzlich nicht mehr rentabel ist. Das bedeutet mehr Arbeitslose.
Das war nicht das Ziel, ist aber eine Konsequenz.
Wir haben CO2 Zertifikate ins Leben gerufen um das Klima zu retten und jetzt Bereichern sich Fonds und damit die Superreichen an dem System.
Das war (angeblich) nicht das Ziel aber ist die Konsequenz.
Die meisten Schweinereien in der Welt sind nicht das Resultat einer geheimen Cabale die versucht "Böses" zu tun. Die meisten miesen Dinge die in der Welt existieren sind schlicht und ergreifend unerwartete Konsequenzen von Handlungen die von Menschen gemacht wurden die edle Motive hatten.
Das Problem ist nur eben dass Menschen selten akzeptieren können dass ihre Handlungen Konsequenzen haben könnten die sie nicht haben wollen.
Wenn man die Steuern der Reichen erhöht dann muss das ja die Reichen ärmer und die Armen reicher machen. Aber was wenn nicht? Was wenn genau das Gegenteil passiert, weil der Mechanismus komplexer ist als man gedacht hat?
Was ist also die Lösung zu diesem Problem? Wie minimiert man diese unerwünschten Konsequenzen?
Man dezentralisiert die Entscheidungen.
Wir alle treffen idiotische Entscheidungen aber wir alle treffen häufiger recht gute Entscheidungen. Alle diese Entscheidungen sind in sich verzahnt und beeinflussen sich untereinander. Das führt zu einem Chaos aber generell zu einem Aufschwung. Wirklich mies wird es wenn eine zentrale Figur die Macht hat sehr weitreichende Entscheidungen zu treffen die sehr viele Personen betrifft.
1958 beschloss China Sperlinge auszurotten, da sie den Bauern das Korn wegfressen würden. Hätte ein Bauer das auf seinem Feld gemacht wäre das keine große Sache gewesen, aber hier machte ein ganzes Land, auf Befehl der Führung, mit. Das Resultat war dass sich Schädlinge drastisch vermehrten und es zu Missernten und damit zu Hunger kam. Überall im Land. Hätte man es in einer Provinz mal probiert hätte man lernen können dass es nicht klappt, aber für Mao war die Sache eben glas klar: der Sperlin ist ein Schädling also muss er weg. Und so passierte es.
Nach Maos Tod siedelte man die Vögel dann wieder an weil man den Fehler erkannte. Das nutzte den Verhungerten aus 1959 aber herzlich wenig.
Zentralisierte Entscheidungen sind kaum zu kompensieren und unerwartete Konsequenzen werden zu Katastrophen und die Zeche zahlt die Bevölkerung.
Verteilt man Risiko, Einschätzung und Abschätzung aber auf die Bevölkerung kommt es zu raschen Reaktions- und Kompensationsmechanismen.
In anderen Worten: die Masse gleicht den Unsinn aus, hemmt aber auch die Verbesserungen etwas.
Da sie die Verbesserungen aber weniger hemmt als die Verschlechterungen gibt es einen generellen Aufwärtstrend.
Zentralisierte Entscheidungen hingegen führen zu einem Abwärtstrend weil die Führung die negativen Konsequenzen vertuscht oder klein redet und eben nicht gegen ihren eigenen Unsinn arbeiten weil sie ihre Fehler nicht einsehen oder eingestehen können.
Wir sollten daher lieber unseren Nachbarn vertrauen als der Führung denn eines sollte jedem klar sein: oftmals sind die Leute an der Spitze nicht wirklich klüger als unsere Nachbarn und wer würde schon seinem Nachbarn absolute Macht geben wollen?