Google hatte vor einigen Jahren eine tolle Idee: Computerspiele streamen. Wir alle streamen heute munter unsere Fernsehprogramme, aber Computerspiele sind eine eigene Sache. Streaming bedeutet immer, dass die eigentliche Information nicht da ist wo sie angezeigt wird und im Falle von Film und Musik funktioniert die Sache ausgezeichnet.

Im Falle von Computerspielen ist die Sache kniffliger. Man drückt auf seinem Controller die A Taste, die Information, dass man A gedrückt hat, muss dann nicht zur Konsole 20cm weiter, sondern ein paar Tausend Kilometer in ein Rechenzentrum, dort verarbeitet werden und das Resultat muss dann wieder ein paar tausend Kilometer zurück auf unseren Bildschirm. Das klappt, wenn man Schach spielen will, beim Egoshooter funktioniert das aber nicht, dazu ist die Sache viel zu rasant.

Das Problem ist mit klassischer Technologie nicht zu lösen. Latenz, also die Zeit zwischen Ursache (A Taste drücken) und Wirkung (Mario springt) wird mit Distanz geradezu zwingend größer.

Die klugen Köpfe bei Google schlugen also vor, es unkonventionell zu lösen. Man hatte vor, eine künstliche Intelligenz die Spieler beobachten zu lassen, um dann ihre Handlungen hervorzusagen. Der Server würde dann nicht den Input verarbeiten den der Spieler wirklich getan hat, sondern, was die KI als wahrscheinliche nächste Handlung vorhergesagt hätte.

Der Server würde also berechnen was passiert, wenn Mario springt noch bevor wie A gedrückt hätten. Die Ingenieure nannten das „negative Latenz“.

Das klingt nach einer interessanten Kuriosität, impliziert aber einige Fragen mit erheblichem Kopfschmerzpotential.

Wenn man so ein Spiel mit negativer Latenz spielt, spielt man nicht wirklich. Man hat die Illusion zu spielen, aber am Ende des Tages sehen wir nicht das Resultat unserer Handlungen, sondern was eine KI tut, die versucht, uns in Echtzeit zu imitieren.

Was, wenn wir nicht spielen, sondern schreiben? Könnte so eine KI quasi diesen Artikel fertigschreiben, nachdem ich den ersten Satz geschrieben habe? Die Frage ist nicht mehr akademisch, Systeme wie GPT-3 können so etwas tun. Das ist nicht Zukunftsmusik, das ist der Stand der Technik.

Gleichzeitig können Systeme wie „stable deffusion“ Grafiken nach unseren Spezifikationen erstellen. Gibt man etwa auf https://huggingface.co/spaces/stabilityai/stable-diffusion den Satz „digital illusions in the future“ ein, wirft es zum Beispiel Bilder wie dieses aus:

angus https://huggingface.co/spaces/stabilityai/stable-diffusion

Beeindruckend, wie ich finde.

Es ist anzunehmen, dass unsere Lieblingsautoren in der Zukunft keine Menschen mehr sind, sondern eine KI, die schon vorhandenes auf abenteuerliche Weise mischt, um Neues zu erzeugen und eine andere KI dann für uns die Kritik weiterschreibt, die wir angefangen haben zu schreiben.

Die Zukunft kann, wenn die Entwicklung in die Richtung weitergeht, eine Welt purer Illusion werden, wo unsere Inputs kaum mehr etwas mit den Outputs zu tun hat, sondern alles so passiert wie es die KI einschätzt, oder schlimmer noch, für ideal hält.

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Matt Elger

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