Immer wieder höre ich dass der Aktionär ein Parasit wäre, er bekommt Geld fürs nichts tun und das wäre ganz schrecklich fürchterlich.
Um zu verstehen warum das propagandistischer Unsinn ist müssen wir verstehen was der Aktionär ist. Und was er nicht ist.
Beginnen wir das Ganze (wie so oft) mit einer Geschichte. Anna gründet eine kleine Firma und erwirtschaftet jedes Jahr 200 000€. Die Firma selber ist, Annas Schätzungen zu Folge, etwa 500 000€ wert. Eines Tages kommt Susi und Susi bietet Anna einen Handel an: sie würde ihr sofort 3 Millionen Euro geben aber dafür hätte sie jedes Jahr ein Anrecht auf ein Viertel der Gewinne. Anna überschlägt das kurz. Sie verliert zwar 50 000€ dieses Jahr aber mit 3 Millionen kann sie die Firma expandieren und ist damit rasch wieder bei den 200 000€. Sie nimmt also den Handel an und expandiert erfolgreich die Firma.
Zehn Jahre Später ist der Umsatz drastisch gestiegen und Susi schöpft jedes Jahr Millionen ab. Irgendwann stirbt Susi und gibt ihre Anteile an ihre Tochter Ina weiter. Ina beschließt die Hälfte ihrer Anteile zu behalten, das bedeutet dass sie nun ein Anrecht auf ein Achtel des Gewinns hat, den Rest verkauft sie aber an Claudia. Claudia Zahlt ihr dafür 50 Millionen und hat nun ein Anrecht auf ebenfalls ein Achtel der Gewinne.
Nun wirft der gelernte Sozialist ein dass weder Susi noch Ina noch Claudia aktiv in der Firma tätig sind und "nur Geld abziehen". Die Waren macht der Arbeiter und die reichen Bonzen bekommen das Geld. Wie unfair!
Um zu verstehen was sie tun müssen wir die Geschichte nochmal erzählen: diesesmal gibt Susi Anna auch 3 Millionen, die Firma geht aber bankrott und Susi hat 3 Millionen verloren. Ende.
Wenn Susi also kein Anrecht auf die Gewinne hat (wie der Sozialist fordert), dann hätte sie auch kein Recht auf die Verluste.
Wenn aber niemand Recht auf Gewinn oder Verlust hat gibt es keine Investition und ohne Investition gibt es keine Firmen. Jedenfalls keine neuen. Das ist ein Problem. Eine der besten Indikationen dass man eine gute Idee hat, sind Schlange stehende Investoren. Wenn aber keiner investieren will ist man gut beraten es zu lassen. Investition ist damit ein wichtiger Teil der realen Wirtschaft.
Plumper ausgedrückt: „wirst schon schaffen“ ist viel einfacher gesagt als ein paar Tausender in das Projekt des anderen zu investieren. Die Handlung der Investition trägt damit mehr Information.
Die Aktie ist die einfachste Möglichkeit Teilhaber einer Firma zu werden. Der Aktionär ist im Grunde nichts anders als eben genau das: eben ein Teilhaber. Er hat Geld erwirtschaftet und dann, statt einem Urlaub auf den Malediven zu machen, dieses Geld genommen um Teilhaber einer Firma zu werden.
Als Teilhaber steht und fällt sein Glück aber mit der Firma. Eine Investition von 10 000€ übersetzt sich in der heutigen Aktienwelt in eine Rendite von 300€ jedes Jahr. Was der Aktionär also tut ist sein Geld in einer Firma gebunden zu halten die jederzeit wertlos sein könnte. Er kann mit seinen Anteilen nichts machen außer darauf zu spekulieren dass sie im Wert steigen und/oder die Renditen abschöpfen. Die Möglichkeit die Investition zu verlieren ist aber immer gegeben und die Aussicht 10 000€ eventuell nie wieder zu sehen und dafür "nur" 300€ zu bekommen ist vielen zu unsicher. Dieses Risiko einzugehen ist damit eine Leistung.
An der Stelle gilt es natürlich die Frage in den Raum zu werfen ob Anna ihre Anteile hätte verkaufen sollen, oder übersetzt in die Thematik die wir versuchen zu beleuchten: ob es clever ist an die Börse zu gehen?
Für die Firma ist der Börsengang eine gigantische Finanzspritze, gefolgt von ewigen Kosten. Fakt ist aber dass der Eigentümer mit seiner Firma tun kann was er tun möchte. In unserem Fall war die Entscheidung durchaus klug und stellt keinen Nachteil für die Gründerin Anna dar. Am Ende profitierten alle.
Was aber ist nun mit den Arbeitern? Wir haben nur über die Inhaber gesprochen, wirft der Sozialist nun ein, aber was ist mit denen die tatsächlich schwitzen?
Die Antwort ist dass der Arbeiter ein fixes Gehalt bekommt. Er arbeitet und bekommt dann Geld (komme was wolle). Wenn die Firma zu Grunde geht verliert er seinen Job und das ist unangenehm aber er verliert eben keine Investition. Sein Risiko ist daher ein völlig anders.
Wie viel Geld er für seine Arbeit verdient ist dabei weitgehend unabhängig davon welche Werte er herstellt. Sein Lohn ist vielmehr davon abhängig was Hanna, eine ehemalige Arbeiterin die sich selbstständig gemacht hat und nun Annas Mitbewerberin ist, bereit ist ihr zu zahlen.
Hanna und Anna sind nicht nur im Wettbewerb um die gleichen Kunden sondern auch um die gleichen Arbeiter und beide wollen Anita beschäftigen. Beide kommen zum Schluss dass Anita der Firma 4000€ im Monat bringen würde. Ihr mehr zu zahlen macht keinen Sinn, ihr aber nur 5 Cent anzubieten ist eine Garantie dass sie zum Mitbewerb abwandert und dann dort Geld erwirtschaftet.
Entsprechend nähert sich der Gehalt von Anita 4000€ an, ohne den Wert zu erreichen.
Was wir hier beobachten ist die Natur des Geldes. Geld ist pure Information und weil es so weh tut Geld auszugeben, hat die Information viel mehr wert als verbale Zustimmung oder Ablehnung.
Was also ist der Aktionär? Der Aktionär ist jemand der einem Firmengründer, über Umwege, einen überzogen hohen Betrag für zukünftige Einnahmen zahlt, die kommen oder auch nicht, er trägt damit die Zukunft mit. Oder aber er ist jemand der einer anderen Person solche Anteile abkauft.
Das wunderbare an diesem System ist das absolut jeder Aktionär werden kann.
Oho, wirft der geschulte Sozialist nun ein, viele können nicht weil sie das Geld dafür nicht haben. Und das ist korrekt. Aber sie haben einen Skiurlaub, ein überteuertes Telefon, ein überteuertes Auto und viele andere Konsumgüter die der mittelständische Aktionär nicht hat. Statt dessen hat er Aktien, die Geld abwerfen.
Aktien wären eine fiese Sache wenn sie nicht jeder kaufen könnte, wenn es schwierig bis unmöglich für den Arbeiter wäre sie zu erwerben. Das ist nicht der Fall (Zur Bank gehen, Konto eröffnen und Anteile einer Firma kaufen von der man überzeugt ist dass sie in 10 Jahren noch da ist. fertig.). Die traurige Wahrheit ist dass absurde Mengen an Geld in schicke Alufelgen gesteckt werden und die Besitzer besagter Felgen dann fordern dass ihnen ein Anteil der Gewinne zustünden die der Aktionär macht.
Die Frage ob der Aktionär auch ein Anrecht auf Teile der Alufelgen hat gehen üblicherweise in Leere, weil der Besitzer des überteuerten Autos eben nicht versteht dass die Frage „Aktie oder Alufelge“ eben eine Entscheidung war.
Wenn der eine ein Recht auf seine Alufelge hat, dann hat der andere ein Recht auf seine Aktie und jeder sollte respektieren was das Gegenüber mit seinem Geld macht.
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