Michael Shellenberger argumentierte kürzlich, dass die Politik im wesentlichen zu überladen wurde, zu viele Dinge politisch sind die nicht politisch sein sollten. Auf die Frage was er sich von einer neuen Politik wünschen würde antwortete er mit einer wunderbaren Parabel: er meinte, dass die Rockmusik so erfolgreich war weil sie etwas ursprüngliches, ja "Reines" hatte und als sie begann baroque und extravagant zu werden entstanden Gegenbewegungen wie Punk und Metal die sich wieder auf die Basics zurückbesannen: Gitarre, Schlagzeug, Sänger, Ende.
Entsprechend, so sein Argument, brauchen wir eine Politik die sich ganz klar auf sehr wenige Dinge konzentriert. Er nennt es „Prozivilisation“ und setzt es in den Gegensatz zu allen politischen Bewegungen die die Zivilisation als das Problem sehen. Als Unterziele nennt er nur drei Dinge:
Genügend Energie,
Gesetz und Ordnung sowie
Meritokratie.
Ende.
Auf diesen Dingen basiert die Zivilisation und nur eine verschwindend kleine Minorität in der Bevölkerung hasst diese Dinge aber genau diese Stimmen haben in der Politik einen erheblichen Einfluss, beziehungsweise bekämpft ein wesentlicher Teil der Altparteien genau diese Dinge. Aus welchen Gründen auch immer aber allen voran die Meritokratie, also die Idee dass Menschen die mehr Nützliches tun mehr Macht haben sollen als jene die weniger nützliches tun.
Ich denke die meisten Menschen stünden hinter diesem Ideal, die meisten Menschen wünschen sich eine Zivilisation in der es klare, überschaubare, transparente Regeln gibt, eine Rechtssprechung die blind ist und alle nach den gleichen Regeln auf die gleiche Art behandelt sowie ein System in dem zehn Säufer nicht bestimmen dürfen dass der Wirt sie einladen muss sondern jeder nur so viel saufen kann wie er Geld hat.
Politik muss wieder auf das Wesentliche reduziert werden. Natürlich wird es immer nihilistische oder autoritäre Spinner geben die sich entweder den Führer wünschen der alles für sie bestimmt oder die Welt brennen sehen wollen. Normale Menschen mit normalen Problemen und normalen Weltsichten aber bilden eine stille Mehrheit und diese stille Mehrheit würde, und hier stimme ich ihm zu, so einer Prozivilisationsbewegung etwas energischer Zunicken als den rezenten Linken oder Rechten und ganz besonders den Fähnchen-im-Wind-Zentristen.
Was wir bräuchten wäre eine Partei, nur eine, die laut und deutlich sagt dass es nicht die Aufgabe der Politik ist sich in alles einzumischen, sondern nur dafür zu sorgen dass die Voraussetzungen geschaffen sind damit die Bürger eine Zivilisation bauen können und dass in 10 000 Jahren, all die Millionen von Weltunterganspropheten noch nie recht hatten.
Sprich nein: die Welt geht nicht unter. Noch immer nicht.
Das skurrile an der Situation ist dass die Forderung nach Normalität heute das Abnormale darstellt, etwas das von Fanatikern als unrealistisch und als menschenfeindlich gesehen wird. Im Grunde brauchen wir eine Revolution in Richtung Vernunft. Nicht zurück, nicht nach vorn sondern schlicht wieder zurück auf den Boden der Tatsachen, doch bevor wir das tun können gilt es zu verstehen wie weit wir abgehoben haben und wie weit die Politik von ihrer Kernaufgabe abgerückt ist und dass genau das die Ursache vieler unserer Probleme darstellt.
Wir müssen wieder die Verantwortung von den Führern zurückverlangen, denn wir können es, gemeinsam, besser als die Führer.