Als Temüdschin im frühen 13. Jahrhundert mehr oder weniger die Welt eroberte war die eroberte Welt davon nicht sonderlich begeistert. Man könnte sogar sagen dass sie sich mit Händen und Füßen dagegen wehrte. Es steht aber außer Frage dass das Reich von Dschingis Khan etwas war und das war sicher und stabil. Jedenfalls solange der Kahn an der Macht war.

Zeitzeugen zufolge war die Regierung extrem autoritär und strafte drakonisch aber: es war sicher. Eine Jungfrau, so die Zeitzeugen, konnte einen Topf Gold von einem Ende des Reichs ins andere offen tragen und würde mit einem vollen Topf und als Jungfrau dort ankommen. Etwas das weder davor noch danach der Fall war. In Rumänien erzählt man sich ähnliche Geschichten über Vlad III. Auch er herrschte mit eiserner Faust aber das Reich war innen sicher. Das erreichten diese Beiden nicht indem sie die Menschen zu besseren Wesen machten sondern ganz einfach mittels Drohung und konsequenter Anwendung von brutaler Gewalt. Man kann davon halten was man möchte aber es funktionierte.

Der Youtuber „ibxtoycat“ testet unterschiedliche Regierungsstile auf seinen Minecraftservern und die Resultate waren durchaus ernüchternd. Je mehr Freiheiten er den Spielern gab desto interessanter waren zwar die Interaktionen aber auch die mutwillige Zerstörung gipfelte.

Drakonische Strafen gegenüber Spielern die Fehlverhalten zeigten wirkte stabilisierend aber so richtig sicher wurde es erst als er begann zufällige Personen vom Server zu bannen und zu behaupten dass sie Fehlverhalten an den Tag legten. Das führte zu dem Gefühl dass er irgendein Werkzeug hatte um wirklich jedes Fehlverhalten zu entdecken. Was nicht der Fall war, er exekutierte einfach zufällig Personen wie in der Sowjetunion unter Stalin.

Das Resultat war das jeder Angst hatte und keiner sich traute etwas zu tun. Was nicht unbedingt zu mehr Spielspaße führte, aber was man baute war sicher.

Dazu muss aber natürlich verstanden werden das Freiheit und Sicherheit die Neigung haben sich gegenseitig zu behindern. Am sichersten ist man vermutlich in Einzelhaft und am unsichersten nackt im Urwald, wo man so frei wie nur irgendwie möglich ist.

Daraus folgt dass wir sehr häufig vor der Frage stehen ob wir eher Freiheit oder eher Sicherheit haben wollen.

Menschen sind unterschiedlich und greifen daher nicht alle zur gleichen Sache. Menschen die bereits Angst haben werden immer zur Sicherheit greifen. Wenn man Sicherheit verkaufen möchte, dann ist es daher am besten man geht zu jenen die schon Angst haben oder besser noch: man macht den Menschen Angst.

Die Menschen haben im Moment Angst vor einem Virus und in diesem Fahrwasser werden wir wohl ein System bekommen das wie folgt aussieht: um irgendeinen, mehr oder weniger, öffentlichen Raum zu betreten werden wir uns identifizieren müssen, vermutlich mit einem Scan des Telefons. Verkauft wird das Ganze als eine Möglichkeit den Virus auszulöschen.

Völlig unerwartet und zufällig wird dann nach der Einführung erkannt werden dass nun die Aufklärungsrate diverser Verbrechen ansteigt was dann dazu führt dass die Beibehaltung des Systems von der Bevölkerung abgenickt wird.

Dann wird man erkennen dass die Lockdowns sich positiv auf CO2 Emissionen ausgewirkt haben und man wird auch da sagen dass man eben nicht mehr ganz zum alten Normal zurückgehen sollte. Auch das wird vermutlich von vielen abgenickt werden, wird aber auf weniger Gegenliebe stoßen als das Argument mit der Kriminalität.

Klimawandel macht den Menschen einfach weniger Angst als Räuber und Viren.

Was also 2021 beginnt wird nicht nur bleiben sondern vermutlich ausgebaut werden.

Und es wird wirken.

Wenn jedes Auto und jedes Handy überwacht werden und gleichzeitig Möglichkeiten vorhanden sind Menschen zu identifizieren die ohne diesen Identifikationsmöglichkeiten herumlaufen, wird es für Kriminelle tatsächlich verflixt schwierig irgendetwas zu machen. Schnell mal von der Autobahn abfahren und ein Haus ausräumen wird schwierig.

Das kann nicht abgestritten werden: Polizeistaaten sind ja sicherer. Jedenfalls wenn es um klassische Kriminelle geht.

Das Problem an der Sicherheit in der Einzelhaft ist aber dass gelegentlich ein Wächter reinkommt und einen verprügelt.

Autoritäre Systeme haben die Neigung die Kriminellen auszurotten aber dann selber zu einer Bedrohung zu werden. Der Räuber wird eben Geheimpolizist und tut weiter was er vorher schon getan hat.

Wir kennen das aus allen vergangenen Diktaturen aber in der Beziehung haben wir (bald) tatsächlich etwas das niemand vor uns hatte und das sind nichtmenschliche Entscheidungsträger und Aufpasser. Künstliche Intelligenz könnte die Wächter überwachen. Die Alte Frage nach „Quis custodiet ipsos custodes“ (aber wer überwacht die Wächter?) könnte beantwortet sein.

Eine Welt in der eine zentrale Autorität, die tatsächlich nicht korrumpierbar ist (weil sie kein Mensch ist), zu jeder Zeit von jeder Person (auch den Aufpassern!) weiß was sie tut und Fehlverhalten gnadenlos, fair und transarent straft wäre sicherer.

Das steht außer Frage.

Es steht auch außer Frage dass wir uns in so eine Richtung bewegen. Viele wünschen sich so eine Welt, wenige bekämpfen sie und die Meisten werden einfach akzeptieren was auch immer kommen mag.

Die nahe Zukunft könnte also so sicher sein wie noch nie. Wir könnten eines Tages in einem Polizeistaat aufwachen in dem, und das wäre einmalig in der Geschichte, die Polizei sich korrekt verhält.

Wäre so eine Welt lebenswerter als die Welt in der wir jetzt leben?

Eventuell müssen wir diese Erfahrung machen.

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Kai-Uwe Lensky

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