In den letzten paar hundert Jahren haben wir in Europa Gott getötet. Nicht nur den Christlichen sondern auch den Jüdischen. Der Prozess war langwierig, einen Gott zu töten ist ja nicht so einfach aber vor etwas über 100 Jahren waren wir erfolgreich.
Gott ist tot.
Die Frage ist warum es Gott aber gab.
Die Religiösen würden sagen dass es Gott gab vor den Menschen, ich aber denke, dass wir Gott ins Leben gerufen haben weil viele von uns eine regelnde, (nahezu) allmächtige, nicht korrumpierbare Kraft über sich wachend wissen haben wollen.
Ist es eine Sehnsucht nach der Sicherheit des Kindes und seiner wachenden Eltern oder ist es ein Wunsch nach Ordnung in einer chaotischen Welt? Darüber mögen sich Psychologen den Kopf zerbrechen.
Fakt ist dass es eine Nachfrage nach Gott gab und Gott daher plötzlich da war. Jedenfalls sagten das Menschen die einen vermeintlich guten Draht zu ihm hatten. Und jene die gern einen guten Draht hätten, aber keinen hatten, glaubten es natürlich.
Für einen kleinen Unkostenbeitrag nutzten die Erstgenannten dann diesen guten Draht um die Gläubigen zu versichern dass die Welt sich weiterdrehen würde, solange natürlich die Gesandten Gottes, die erstaunlich zahlreich waren, gut versorgt wurden.
Ich möchte nicht ausschließen dass im Fahrwasser dieses systematischen Ausnutzen der Schwäche von Menschen auch Gutes passiert ist, aber im Wesentlichen denke ich, war es einfach eine phantastische Geschäftsidee.
Der ganze Job bestand im sprechen magischer Wörter: man bezeichnete einfach Jeden als Sünder oder Ungläubigen, bis derjenige sich einem unterworfen hat oder Geld herüber wandern ließ und dann nannte man ihn "Gläubigen" und irgendwas hatte sich geändert.
Rational betrachter natürlich nur das Verhalten der anderen Gläubigen, aber das war ja genug. Die Macht der Gemeinde war immer schon die wahre Macht der Priester.
In dem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass immer nur eine Religion gültig ist, alle andren sind natürlich falsch, Blendwerk oder Werkzeuge des Bösen.
Nun aber ist Gott tot.
Ist aber der Urwunsch auch vergangen?
Sehnen sich die Menschen nicht mehr nach unkorrumpierbarer Macht, die führt, leitet und aus Ungerechtigkeit Gerechtigkeit macht?
Natürlich nicht. Der Wunsch ist so lebendig wie vor 10 000 Jahren.
Aus der Leiche Gottes stiegen also, wie Aasfliegen, Kulte und Ideologien in den Himmel und wurden Rasch fett und unüberhörbar laut. Die Meisten wurden von anderen Asfliegen gefressen und nun haben wir wieder gottähnliche Strukturen die sich der Methode der Kirche bedienen und versuchen sie als die moralische Macht zu beerben. Auch von außen sickern Kulte ein.
Faschismus, UFO Gläubige, Etatismus, Sozialismus, Wicca, Kommunismus, Rassismus, kritische Theorie, Antirassismus oder Scientology sind nur eine bunte Auswahl an Systemen die im Grunde auf magischen Worten aufgebaut sind.
Nehmen wir den Antirassismus als Beispiel her. Heute, im Jahre 2019, ist man ein Rassist in den Augen des Antirassisten, wenn man sagt dass "einem egal ist welche Hautfarbe jemand hat", denn das ignoriert dass man selber ein Privileg/Opferstellung aufgrund der eigenen Hautfarbe hätte und gefälligst Kompensation zu leisten oder zu verlangen hätte.
Lehnt man das ab ist man ein Rassist.
Wie Funktioniert das? Zum einen bedient sich der antirassistische Priester ("Aktivist" ) des Konzepts der Erbschuld und nennt es „Privileg“. Dieses "Privileg" ist völlig unabhängig davon ob man reicher ist als das vermeintliche Opfer. Relevant ist nur dass man privilegiert (=sündhaft) geboren wurde.
Als nächstes wird Kritik die man nicht widerlegen kann als „problematisch“ bezeichnet. Das Wort bedeutet „blasphemisch“.
Da Blasphemie für sich schon eine Sünde ist muss man sich auf die Debatte (die man nicht gewinnen kann) nicht einlassen.
Dann verspricht man eine utopische Zukunft („Paradies“) und zu guter Letzt unterscheidet man zwischen jenen die sich diesen Regeln unterworfen haben und ihren Teil an den Priester zahlen und jenen die das nicht tun.
Das gleiche tut der Kommunist, der Faschist, der Staazi und so weiter und so fort.
Europas neue Religionen sind vielfältig, tun aber alle das gleiche: Sie spinnen sich eine Wahrheit zusammen, teilen die Welt in „wir“ und „die Andren“, behaupten "die Andren" müssen zum Licht geführt werden (Im Zweifelsfall mit Fackel und Schwert), versprechen ein Paradies und spricht magische Wörter die die Masse mobilisieren.
Die Nachfrage nach göttlicher Führung ist also weitgehend unverändert.
Im Hinblick auf die Millionen Toten des Jahrhunderts der Ideologien stellt sich mir die Frage: Haben wir mit dem Christentum eventuell das falsche imaginäre Schwein geschlachtet?