Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kapitalismus.

Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Parteifunktionär, Islamist und Grüner, französische Radikale und deutsche Polizisten.

Aber fangen wir beim Anfang an.

Japanische Filme die, für sie exotische westliche Konzepte verarbeiten, sind spannend. Jin Roh gehört hierbei sicher zu meinen liebsten Beispielen. Es vermittelt wie eine andere Kultur uns sieht. Man fragt sich dabei welche Konzepte für uns exotisch sind und für mich wurde im letzten Jahr klar wie exotisch der Kapitalismus für den Mitteleuropäer doch ist.

Noch vor drei Jahren habe ich darüber gewitzelt dass es Menschen gibt denen die FPÖ zu sozialdemokratisch wären, heute gehöre ich dazu. Mir ist die FPÖ noch immer zu autoritär (Was geht die Typen an was ich im Schlafzimmer mache?), aber sie steht mir auch ökonomisch betrachtet zu weit links.

(Das ökonomische <Rechts> sagt alles soll Einzelnen gehören, das ökonomische <Links> will alles in den Händen des Kollektivs sehen).

Wir haben keine libertäre Tradition. Die Idee die Steuern auf 5% herunterzufahren und dafür den Sozialstaat zu verwerfen führt in etwa zur gleichen Schnappatmung des gelernten Mitteleuropäers wie 1457 vorzuschlagen dass man ohne Gott auskommen könnte und eine Abkehr von Gott zu mehr Wohlstand, Frieden und Kuchen führen würde (Was definitiv stimmte).

Der Kapitalist ist neben dem Nazi die Schreckfigur unserer Zeit, so wie einstmals der Teufel neben der Hexe. Fragt man was die Ideologie des Sozialisten ist, erhält man ausschweifende Antworten (gespickt mit den Worten „gut“ und „sozial gerecht“), auf die Frage nach der Ideologie des Kapitalisten nur leere Blicke, gefolgt von Schlagworten wie „Ausbeutung“ und „Monokel und Hut“.

Die Idee des Kapitalismus ist im Grunde einfach: „Was man hat, gehört einem. Niemand hat das Recht auf das Eigentum seines Nachbarn“. Thats it. Das ist „gerecht“ und "fair".

Die Amerikaner feiern dieses Konzept als „Freiheit“, ein anderes exotisches Konzept. Die amerikanische Freiheit bedeutet dass jeder das Recht hat seine eigenen Entscheidungen zu treffen und dann die Früchte seiner Arbeit zu ernten. Und wenn keine Früchte herauskommen, dann hat er das recht zu verhungern. Für den Europäer ist das ein barbarisches Konzept, bleibt doch der Invalide, Dumme und Drogensüchtige so besonders tragisch auf der Strecke.

Das kommt daher dass die Amerikaner erst seit hundert Jahren einen Staat haben, davor oblag alles dem Bewohner des Landes. Man hatte Regeln, wenn sie nützlich waren.

Für den Europäer, der es seit dreitausend Jahren gewohnt ist einen Herren zu haben der ihm sagt was er glauben soll, tun und eventuell wem er heiraten soll, ist solch ein Gedanke ein Graus: Rechtslosigkeit. Königslosigkeit. Gottlosigkeit. Staatslosigkeit. Eigenverantwortung. Ein Horror in anderen Worten.

Noch vor 2 Jahren habe ich über die Staatsverweigerer gelacht die meinen dass der Staat eine Religion ist. Heute verstehe ich sie. Was ist ein Staat? Wo wohnt er? Wie kann ich mit ihm reden? Staat, Gott? Beides Dinge die Menschen erfunden haben und von einer Minderheit verwendet wird um Menschen zu lenken und ihnen Geld abzunehmen.

Was bringt der Staat? Im wesentlichen Sicherheit vor anderen Staaten. Was kostet er uns? 70% von dem was wir erwirtschaften. Und noch etwas mehr. Na das geht billiger.

Was würde passieren wenn der Sozialstaat wegfällt? Nunja, ich würde kein Holz mehr haken und meinen Rasen nicht mehr mähen, denn plötzlich wären da Menschen die das günstig tun und ich hätte das Geld sie zu bezahlen. Fällt der Sozialstaat, erschaffe ich 5 bis 20 neue Jobs. Ich alleine. Menschen würden arbeiten, hätten daher mehr Selbstwert und die Wirtschaft würde aufblühen. Staatlich getragene Strukturen würden in sich zusammenbröseln und viele Manager würden verhungern. Tragisch. Man stelle sich vor dass Parteifunktionär kein sicherer Job mehr wäre.

In großen Schritten kommt nun der Kapitalismus nach Europa, da der Sozialismus über alle Grenzen gewachsen ist und uns erdrückt.

In 20 Jahren wird er uns so bekannt sein wie Sushi. Wie das Sushi das Schnitzl, wird der Kapitalismus den europäischen Sozialismus gewaltig Druck machen. Ihn wohl nie verdrängen, aber sich wohl als Alternative etablieren und langsam aber sicher den Vorurteilen Fakten gegenüberstellen und womöglich dazu führen dass der Arbeiter endlich wieder von den Früchten seiner Arbeit leben kann.

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Aron Sperber

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pirandello

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