"Wie kann es sein, dass völlig unwichtige Jobs oft so gut dotiert sind und die wirklich wichtigen Jobs so schlecht bezahlt werden?" Jeder kennt die Frage nicht aber was wäre, wenn diese Frage selber eine unbequeme Wahrheit beantwortet?
Die erste Frage ist welche Jobs wirklich wichtig sind und die Antworten darauf sind allesamt unbequem.
Es gilt Anfangs zu verstehen wann ein Job wichtiger ist als ein anderer. Ein Job ist umso wichtiger je dramatischer sein Verschwinden für die Gesellschaft wäre. Was würde etwa passieren, wenn die Bauern wegfallen? Die Antwort ist der völlige Zusammenbruch der Gesellschaft aufgrund von Hunger. Der Bauer ist damit wichtig, wohingegen das Verschwinden von Staubsaugervertretern keinen übermäßig negativen Effekt zeigen dürfte.
Der Bauer ist also wichtiger als der Staubsaugervertreter.
Das bedeutet nicht, dass der Vertreter nicht hart arbeitet und es bedeutet auch nicht, dass er einen gewissen Nutzen stiftet, es bedeutet nur, dass es eine Bedeutungshierarchie gibt: manche Jobs sind wichtiger als andere.
<Jobs die für den Erhalt der Gesellschaft wichtig sind sollten besser entlohnt werden>
Dieser Punkt ist noch nicht kontrovers sondern findet breite Zustimmung in (fast) allen politischen Lagern.
Kontrovers ist die Frage welche Teile der Gesellschaft wichtig sind.
Wie wichtig sind Kunst, Kultur, Philosophie, Monumente oder die Alten?
Die Antwort bewegt sich, je nach Befragtem, zwischen Null und Unverzichtbar und entsprechend unterstützen unterschiedliche Menschen unterschiedliche Politiken um das, ihrer Meinung nach, Unverzichtbare am Leben zu halten, das passiert fast immer über irgendeine Form von Subventionierung.
Die Idee dabei ist, dass Dinge die die Menschen nicht selber kaufen eben, durch den Staat, für sie gekauft werden (müssen). Die heraus entstehende Frage ist aber warum Menschen Dinge die wichtig sind nicht selber kaufen? In der Frage steckt aber wieder eine Antwort: Menschen würden (ihnen) wichtige Dinge kaufen. Auch ohne staatliche Regulation gäbe es Krankenhäuser, Schulen, Universitäten und Feuerwehren, weil wir sie haben wollen.
In so einer unverzerrten Wirtschaft sind Jobs mit folgenden Eigenschaften besonders gut bezahlt:
a) Jobs die viele Menschen brauchen,
b) Jobs die kaum jemand machen kann,
c) Jobs die kaum jemand machen will,
d) Jobs die gefährlich sind.
Auch in unserer Wirtschaft sind diese Jobs, meistens, recht gut entlohnt, wobei nicht alle Punkte gleich schwer wiegen und auch die Verläufe nicht linear sind. Der Spitzensport kommt einem hier in den Sinn: Tausende wollen in der Bundesliga Fußball spielen aber nur wenige haben das Zeug dazu. Die die es machen können bekommen daher viel und die die es fast können so gut wie gar nichts: der Verlauf ist also nicht linear.
Ist das fair? Die Antwort ist: Ja. Der Spitzensportler unterhält die begeisterte Masse und die besagte Masse zahlt dafür. Daher kommt sein Lohn, nicht aus dem Umstand, dass er schwitzt oder etwas kann. Dass der Spitzensporter Tausend mal mehr bekommt obwohl er nur 10% mehr leistet ist fair, weil er auch Tausend mal mehr Menschen unterhält.
Die Idee einer freien Marktwirtschaft ist, dass Menschen kaufen was sie haben wollen und eben nicht kaufen was sie nicht haben wollen.
Ein wunderbares Beispiel für ein Produkt das viele Menschen nicht haben wollen ist die Kirche. Neben dem Fixbeitrag den der Staat Österreich an die Kirche zahlt finden sich allerlei direkte oder indirekte Förderungen, wie Sendezeit im Staatsfernsehen und der Gleichen. Als Steuerzahler zahle ich diesen Verein, ob ich nun will oder nicht. Ist das fair? Ich denke nicht. Ich sehe in der Kirche keinen Wert. Würde ich einen sehen, würde ich ihnen Geld geben.
Das Gleiche gilt natürlich auch für das gerade erwähnte Staatsfernsehen: auch hier zahle ich sein absurd teures Abo für einen Service den ich nicht brauche. Ist das fair? Natürlich nicht.
Die Verzerrung endet aber nicht dort. Tausende Sektionsleiter in Ämtern, die im besten Fall keinen Nutzen stiften, erhalten fürstliche Gehälter, während das Gehalt eines Kinderarztes so gering ist, dass wir hier akuten Mangel haben. Niemand tut sich den Job für das Geld an, aber Abteilungsleiter in der MA2412 klingt halt schon fesch.
Der Grund warum Menschen die wirklich wichtige Jobs haben so wenig Geld verdienen ist, dass sie die nutzlosen Jobs via Subventionen querfinanzieren müssen. Dazu kommt aber eben auch der Umstand, dass viele Jobs die wir als wichtig erachten im Grunde recht verzichtbar sind und im freien Markt recht rasch verschwinden würden, wie etwa 80% aller „Manager“ die die Bundesbahn beschäftigt.
Jede Debatte über die gerechte Entlohnung einer Berufsgruppe muss daher immer mit folgenden Fragen beginnen:
Wer braucht diese Berufsgruppe, wie viele Menschen können den Job tun, wie viele davon können ihn erledigen und wie gefährlich ist er?
Wenn ein Job den kaum jemand tun kann, keiner tun will, von vielen gebraucht wird und oder gefährlich ist, und dabei unterbezahlt ist, handelt es sich fast immer um einen Job der massiven staatlichen Kontrolle unterworfen ist oder der Staat hier als Arbeitgeber auftritt oder Gehälter massiv reguliert.
Also wie beim Kinderarzt.
Das Gleiche gilt für den gegenteiligen Fall.
Also wie beim Sektionsleiter.
In fast allen anderen Bereichen regelt der Markt das Gehalt, was dazu führt, dass jene die nicht ihren Träumen folgen, sondern wichtige Jobs erledigen, besser bezahlt werden als jene die weniger wichtige Dinge tun, die ihnen aber mehr Freude bereiten.
Und das ist am Ende des Tages doch eigentlich fair, oder?