Illusion der Kontrolle und ihre Profiteure

Als unsere Vorfahren ein Bewusstsein entwickelten standen sie vor einem Dilemma das sie mit keinem Lebewesen auf dem Planeten teilten: sie wurden sich darüber bewusst dass sie eines Tages sterben werden. Jedes andere Lebewesen versucht bis zum bitteren Ende dem Unvermeidlichen zu entgehen. Menschen nicht. Wir wissen mit Sicherheit dass unser Leben befristet ist und sich die Frage wann wir sterben weitgehend unserer Kontrolle entzieht.

Wir können aufgeben.

Neben unserer Sterblichkeit ist aber noch so Vieles völlig unkontrollierbar: das Wetter, die Ernte, die Raubtiere und nicht zuletzt: unsere Mitmenschen. Für alle diese Fälle fanden sich dann aber sofort Menschen die behaupteten sie könnten das Unkontrollierbare kontrollieren. Die zwei bedeutendsten Schulen die bis heute überdauert haben sind Religion und Politik.

Religion verspricht im Wesentlichen die unberechenbare Natur beeinflussen zu können. Man müsste nur regelmäßig den Priester bei seinen Ritualen unterstützen (mit Nahrung, Wein, Frauen und Gold) und schon wäre die Ernte gesichert.

Die Politik hingegen versprach die Mitmenschen unter Kontrolle zu halten. Man verwies auf die Wilden und die Wahnsinnigen und schürte so lange Angst bis der Politiker ausreichend Geld hatte um sich eine Armee aufzustellen. Die Speere wurden angeschafft um auf die Feinde des Dorfes zu zeigen aber die Speere wurden dann recht rasch auf die eigenen Leute gerichtet. Mehr und mehr Regeln mussten her, denn mit jeder Regel war das Bedrohen der eigenen Leute, also auch jener die den Soldaten, den Politiker und den Speer finanzierten, rechtfertigbarer.

Noch heute versprechen Politiker sie könnten Übergewicht, Amokläufe, Ausbeutung und generelles Bösesein ausschalten. Alles was sie dafür brauchen sind noch ein paar mehr Möglichkeiten Waffen auf die Bevölkerung zu richten. So sind Masken verboten, es sei denn es ist gerade verboten keine Masken zu tragen.

Eigeninitiative wird so zur Unmöglichkeit.

Alles wird Alternativlos. Alles was bleibt ist dienen, folgen, nicken.

Mit dem Ziel, durch Delegation von Macht, das Unkontrollierbare kontrollierbar zu machen nehmen wir uns selber die Macht das zu kontrollieren was in unserer Macht läge. Politiker und Priester sind auch nur Menschen und haben keine Möglichkeit etwas zu realisieren das wir nicht grundsätzlich selber tun könnten. Jede Macht die man ihnen gibt ist Macht die dem Volk fehlt. Jede Konzentration von Macht macht die Welt noch unkontrollierbarer.

Die aktuelle Krise wird von beiden Schulen genutzt um eifrig darauf zu pochen dass es ohne sie nicht ginge und im aktuellen Zustand muss man ihnen sogar Recht geben. Menschen sind derartig entwöhnt selber Entscheidungen zu treffen und dann hinter den Konsequenzen zu stehen dass ein bedeutender Teil tatsächlich nicht mehr ohne Führung funktionieren kann.

Die aktuelle Krise ist ein Crashkurs für viele Dinge. Die Lektion aber, dass es ohne strikte Führung viel schlimmer gekommen wäre, ist nur korrekt wenn wir nicht verstehen dass der Grund für diesen Umstand ein abhängiges Volk ist das verlernt hat Verantwortung zu übernehmen und die Wurzel dieses Problems nicht im letzten Jahrhundert zu finden ist, sondern in einer uralten Angst die so alt ist wie das Bewusstsein.

Man darf gespannt sein ob wir diese Angst jemals überwinden oder noch in tausend Jahren damit ringen werden.

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Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 03.04.2020 00:03:53

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