Die Welt ist gefährlich und wir sind als Spezies dort hingekommen, wo wir sind, weil wir mit Bedrohungen recht gut umgegangen sind. Die natürlichen Bedrohungen auf dem Planeten sind (scheinbar) alle unter Kontrolle und seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar Jahrtausenden, sind wir es gewohnt nur noch den Menschen als eine echte Bedrohung für den Menschen zu sehen.
Entsprechend hat sich unsere Sicht auf die Welt verändert: wenn es ein Problem gibt, dann hat es mit Menschen zu tun, denn andere Probleme gibt es nicht und gab es lange nicht mehr, also muss alles am Menschen liegen. Der Mensch ist aus der Sicht des Menschen der Löser aller Probleme und auch der Schöpfer aller Probleme.
Und diese Sicht hat für Viele absolut alles durchdrungen; die Vorstellung, dass die Sonne eine Bedeutung beim Ende einer Eiszeit hat, wird heute von weiten Teilen der Menschen belächelt. Es muss der Mensch sein, und zwar in vollem Umfang. Wer sonst?
Unsere Angst vor Dingen, die nicht menschlichen Ursprungs sind ist vermutlich so klein wie noch nie.
Das führt zum Problem, dass viele von uns jedes Problem als ein von Menschen gemachtes Problem sehen und natürliche Probleme als nicht "wahr" verstehen.
Case and Point: das Problem, dass wir Essen müssen und Essen Geld kostet.
Für einen Teil der Menschen ist das ein Problem vor, das uns die Natur stellt, für die eingangs Beschriebenen ist, das ein menschgemachtes Problem. Nicht selten hörte man, dass „der Kapitalismus uns zwingt für unser Essen arbeiten zu gehen“. Für diesen Menschenschlag ist es absolut logisch, dass wir einfach nur auf ein System umstellen müssten, das deklariert, dass jeder Mensch ein Recht auf Essen und sofort wäre das Problem, dass man für sein Essen arbeiten muss, verschwunden. Warum? Weil das Problem der Knappheit, wie jedes andere Problem auf der Welt, ein menschgemachtes Problem ist, eine soziale Konstruktion, eine Illusion, die von den Mächtigen genutzt wird, um Macht und Geld zusammenzuraffen, in „Wirklichkeit“ stimmt das aber alles nicht, es gibt eh genügend Essen für alle und alle könnten satt wären, alles, was wir tun müssten ist „den Richtigen“ die Macht zu geben das System zu ändern.
Und das klingt gut, ist aber offensichtlicher Unsinn, aus Sicht der Rationalen.
Politik ist für einen Teil der Menschen eine (Ersatz)Religion. Der gleiche Menschenschlag, der denkt, dass der Politiker Essen mit Gesetzen macht, hat vor Jahrtausenden Gott um Brot angebettelt.
Der Mensch ist in der Realität nicht der Grund für Knappheit. Knappheit ist einer der größten Probleme die wir als Menschen haben und unsere Lösungen sind nicht perfekt, aber manche sind besser als andere. „Wir werfen alles auf einen Haufen und teilen“ hat sich als schlechter herausgestellt als freiwillige Transaktion zwischen den Inhabern der Dinge.
Aber genau das ist für jene die das schlicht nicht glauben können ist das nicht von Bedeutung. Für die Religion, in der der Mensch der Ursprung von allem klingt das so absurd wie für einen klassisch Religiösen zu dem man sagt dass Gott nichts gegen Knappheit tun kann: er wird das belächeln, weil er weiß dass es nicht stimmt. Gott hat kein Problem mit Knappheit, Knappheit besteht weil Gott es will und wenn er nicht mehr will, ist sie weg.
Und das ist das Problem, das wir gesellschaftlich haben und das Problem ist in letzter Konsequenz ein Konflikt zwischen jenen die denken, dass der Mensch ein Teil der Natur ist und dem Anteil der Menschen die den Menschen als etwas verstehen das (potentiell) über der Natur steht oder stehen könnte.
Der politische Konflikt unserer Zeit ist am Ende des Tages ein spirituell religiöser Konflikt und ich vermute, dass nicht einmal das etwas ist das wir lösen können, sondern vermutlich ebenso ein Teil unserer Natur ist und wir die Rollen spielen die die Natur uns angedacht hat.