Ist der Mensch grundsätzlich gut oder grundsätzlich böse? Macht ihn die Gesellschaft gut oder korrumpiert sie ihn? Diese Frage beschäftigt Denker seit Jahrhunderten und noch heute stellt diese Frage eine Grundlage in der politischen Philosophie dar.
Die einen argumentieren, dass der Mensch in seiner Natur grausam und wild wäre und die Gesellschaft ihn zähmen würde. Andere hingegen argumentierte das Gegenteil: der Mensch würde rein auf die Welt kommen aber von der Gesellschaft korrumpiert werden. Andere aber sagen dass wir im Grunde alle gleich sind und an einem Strang ziehen sollten.
Aus diesen Überlegungen entstammen die grundlegenden Theorien zum Staat. In der Zeit vor der Aufklärung war der Staat einfach das über das der König verfügte und der König verfügte üblicherweise offiziell über sein Königreich aufgrund eines göttlichen Mandates und inoffiziell, weil er eben mehr Soldaten hatte als seine Mitbewerber.
Die Aufklärung brachte die Theorie mit sich, dass der Bürger nicht einfach nur der Untertan des Königs war, weil Gott es so wollte, sondern zwischen Staat und Bürger quasi ein Vertrag herrscht, etwa die Idee, dass der König das Volk schützt und das Volk ihm dafür eben eine Krone finanziert. Das Recht über das Volk zu herrschen hing also irgendwie mit dem Volk zusammen.
Aber wie?
Thomas Hobbes argumentierte, dass der Mensch, ohne Führung, in einem natürlichen ewigen Kriegszustand wäre und nur eine ordnungsschaffende Struktur Frieden ermöglichen würde. Das Volk muss also seine Freiheit wild zu sein aufgeben und gezähmt werden und das Volk sollte diese Zähmung begrüßen, freiwillig vollziehen und einem autoritären Regime zujubeln, das sie zu ihrem eigenen Wohl, eben zähmen würde.
John Locke hingegen meinte, dass der Mensch unbefleckt die Erde betreten würde und, würde man sie in Ruhe lassen, einen Weg finden würde friedlich miteinander zu existieren und zu kooperieren. Er postuliert, dass der Einzelne so viel Freiheit haben sollte wie möglich, weil eben erst die Systeme, Herrscher und die Politik die Menschen korrumpieren würde. Ohne diese Herrschaftssysteme wäre alles friedlicher, weil eben Staaten Kriege führen, nicht die Bürger.
Jean-Jacques Rousseau hingegen theoretisierte, dass erst die Freiheiten die Locke postuliert zu genau diesen korrumpierenden Dingen führen würde die Hobbes als „Naturzustand“ vermutete. Er vermutete, dass die Freiheit erst zu Dingen wie Neid, Korruption und so weiterführen würde, die dann die Gesellschaft vergiften würde. Er argumentiert, dass durch das Wegfallen dieser Korruption eine Welt entstehen würde in der alle auf alle schauen würden und da die Freiheit die Quelle der Korruption darstellt muss man die Freiheit ausschalten indem man den Individualismus ausschaltet. Menschen sollen nicht ihre eigenen Entscheidungen treffen, sondern stets das tun was alle tun wollen.
Diese Debatte geht über ein Vierteljahrtausend zurück und beschäftigt uns bis heute. Die Begriffe haben sich geändert aber der große politische Graben der sich durch die Gesellschaft zieht verläuft zwischen jenen die wollen, dass das Volk sein eigener Herr ist, jenen sich einen gütigen Herrscher wünschen und jenen die ihre Erlösung im Schwarmbewusstsein suchen.
Es gilt aber zu verstehen, dass die subjektive Sicht auf unsere Mitmenschen die Grundlage unserer politischen Ansichten bildet.
Je nachdem ob wir die Menschen um uns als potentielle Feinde, potentielle Freunde oder aber als Zellen in einem Superorganismus sieht, kommen wir zum Schluss, dass wir entweder alle Menschen kontrollieren, befreien oder vereinigen muss um unser Potential bestmöglich auszuschöpfen.
Wir streiten also einen Streit mit langer Tradition, die Debatte um die Frage ob der Mensch ein edler Wilder, ein tollwütiger Barbar oder aber eine zweibeinige Ameise ist und es ist nicht vorstellbar dass dieser Streit jemals beendet werden kann, weil unser Blick auf unsere Mitmenschen eben subjektiv ist und am Ende des Tages ohnehin mehr über uns selber als über unsere Mitmenschen aussagt.