Eine gängige These der Kapitalismuskritik ist, dass Gier etwas Böses sei, etwas unnatürliches, etwas das nur der Mensch kennt. Diese Idee ist nicht neu, die Christen etwas bezeichnen Gier als eine der Todsünden und überall geistern Märchen von Tieren die in purer Harmonie mit der Natur leben, herum.
Gier, so vor allem die Kapitalismuskritiker, sei die Ursache allen Leids.
Es gilt also ein Tabu zu brechen und zu fragen ob „Gier“ wirklich schlecht ist oder ob Gier eine völlig natürliche Sache wäre.
Als Erstes halten wir Ausschau nach Gier im Reich der Tiere. Eine sekundenlange Recherche zeigt uns, dass Tiere sich, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, sich eine Leibesfülle anfressen die definitiv weit über das gesunde Maß hinausgeht (Google: "Fat animal" ;)).
Gleichzeitig ermöglicht uns die Natur das (also uns fett zu fressen) zu tun. Wenn die Natur nicht hätte wollen dass wir uns fett fressen können, dann könnten wir es nicht.
Gier ist also in der Natur eine absolute Normalität. Gierig ist wer mehr nimmt als er braucht und wer das tut der hat im Falle einer unvorhersehbaren Katastrophe Reserven die ihn über diese schwierige Zeit bringen. Gier ist damit nichts anderes als ein Instinkt für eine Katastrophe vorzusorgen.
Wenn man nur evaluiert was man „braucht“ und sich genau das beschafft dann hat man zu wenig wenn nicht alles genau nach Plan verläuft. Jemand ohne ein Gram Körperfett kommt etwa besser über die Runden als jemand mit ein paar Kilos zu viel aber wenn dann der Norovirus zuschlägt hat er ein Problem.
Auch gesellschaftlich können wir beobachten dass Kulturen die Lager anlegen tendenziell seltener ein Problem mit Hungersnöten haben als jene Kulturen die nur beschaffen was sie brauchen.
Das Problem an der Frage „Was man braucht“ ist eben dass vieles nicht vorhersehbar ist. Würde sich die Welt an unsere Pläne halten wäre alles ganz anders. Da die Welt aber noch immer zu einem erheblichen Teil völlig unvorhersehbar ist kann man im Grunde nur eine von zwei Richtungen einschlagen:
- entweder man macht so viel wie man im Schnitt braucht und hat gelegentlich zu viel und gelegentlich zu wenig oder
- man macht so viel man kann und hat entweder Überschuss oder, im Falle der Katastrophe, genug.
Gier geht also mit dem Überschuss Hand in Hand und wie uns 2020 gezeigt hat können auch in unserem Paradies Dinge knapp werden wenn etwas passiert mit dem keiner gerechnet hat.
Überschuss selber hat eine wunderbare Eigenschaft: der Überschuss ist für den Inhaber recht wertlos und daher ist er bereit ihn gegen den Überschuss eines anderen einzutauschen. Derjenige mit zu vielen Fischen tauscht mit der Person mit zu vielen Fellen und wenn man alles nützliche hat beginnt man eben hübsche Dinge zu ertauschen.
Erst dieses Erwirtschaften von Überschüssen und überdecken von echten Bedürfnissen gestattet es etwa dem Künstler Vollzeit hübsche, wenngleich nutzlose, Dinge zu produzieren.
Was gut ist für die Künstler (Auch wenn sie es nicht verstehen).
Und an der Stelle kommt der Kritiker der Gier ins Spiel. Er hat nicht wirklich etwas dagegen dass Menschen Überschüsse produzieren, er will nur einen Teil dieser Überschüsse haben.
Und zwar gratis.
Und das ist die Krux an der ganzen Sache. Menschen die darauf pochen dass irgendwer von irgendwas zu viel hat wollen üblicherweise einfach einen Teil dieser Dinge ohne etwas dafür zu tun.
Die Kritik der Gier enttarnt sich damit einfach nur als das was sie ist: die nutzlose Version der Gier: Habsucht.
Fassen wir zusammen:
- die ganze Natur ist gierig und das macht Sinn da Gier eine instinktive Methode ist Mangel in der Zukunft zu reduzieren.
- Diese Handlungsweise erhöht die Wahrscheinlichkeit zu überleben und ist daher vorteilhaft für jedes Lebewesen. Sogar Bäume haben mehr Blätter als sie „brauchen“ und es ist ihnen egal ob das bedeutet dass das Gras unter ihnen zu wenig bekommt.
- Gier schafft in der menschlichen Gesellschaft Überschüsse.
- Diese Überschüsse werden entweder gehandelt und stillen damit noch mehr Bedürfnisse oder aber sie führen zu Verschwendung. Jeder wird Handel immer der Verschwendung vorziehen daher wird Verschwendung minimiert.
Gier ist eine sinnvolle Einrichtung der Natur die alles in allem gut ist. Schlecht ist sie nur dann wenn man die Evolution selber als etwas Fürchterliches versteht. In dem Moment in dem man aber akzeptiert dass die Regeln der Natur nicht nur auch für uns gelten sondern besser sind als alles das sich der menschliche Geist zusammendichten kann, wird klar dass alle Schlussfolgerungen die aus der Idee „Gier ist schlecht“ kommen völlig unhaltbar sind und dabei ohnehin vorwiegend von Menschen benutzt werden um deren Gier zu stillen.
Folgt man diesen Gedankengängen, relativiert sich einiges.
karrierebibel https://karrierebibel.de/gier/