Ein gängiger Mythos im Westen ist, dass wir auf erheblichen Erbvermögenswerten sitzen. Wir hätten Fabriken, Kathedralen, Straßen, Häuser Autos, Geld und so weiter und all das Zeug wäre da und wäre nicht wirklich von uns erarbeitet worden. Es wurde geerbt und es wurde es wurde geklaut.
Deswegen wären wir reichen und die Welt arm, denn der Westen stiehlt seit Jahrtausenden und deswegen sollte man auch Reparationen leisten für Dinge die Jahrhunderte in der Vergangenheit liegen.
Wie kann man das prüfen? Im Wesentlichen braucht es nur zwei Kennzahlen: die Summe des Vermögens und die Wirtschaftsleistung. Man fragt also: "wie lange muss ein Land arbeiten um das zu haben was es hat."
Wäre die Theorie des massiven Erbes korrekt, müsste das Verhältnis so groß sein dass eine Generation das Land nicht wirklich aufbauen könnte.
Als Beispiel nehmen wir Österreich. Die österreichische Wirtschaftsleistung beträgt etwa 440 Milliarden $.
Das Vermögen, also der Wert von allen Dingen in ganz Österreich, vom Stephansdom bis zu den 3,45€ in meiner Hosentasche, beträgt etwa 1,95 Billionen $. Nun dividiert man das Eine durch das Andere und kommt auf die klägliche Zahl 4,3.
Alles was Österreich hat ist das Resultat von nicht einmal viereinhalb Jahren Arbeit.
Wie sieht es in anderen Ländern aus?
Deutschland; 3,7 Jahre
USA: 4,9 Jahre
China: 4,5 Jahre
Großbritannien: 5,4 Jahre
Gambia: 2,3 Jahre
Werte zwischen 2 und 7 können also als völlig normal angesehen werden.
Nun aber tun wir etwas witziges und stellen die Frage was passieren würde wenn man nun zwischen den Ländern vergleichen täte. Wir können etwa die Frage stellen wie lange Österreich brauchen würde um alles zu errichten das Gambia hat. Dazu dividiert man also einfach das Vermögen Gambias durch das Bruttoinlandsprodukt Österreichs. Das Resultat sind 0,004 Jahre. Das ist in etwa ein Tag.
Nun leben in Gambia aber nur 2 Millionen Menschen, wir multiplizieren also mit 5 und kommen auf in etwa eine Arbeitswoche.
"Das klingt doch nett", werden Internationalsozialisten einwerfen, "wir zwacken einfach ein wenig unserer Wirtschaftsleistung ab und bauen Gambia eben vernünftig auf."
Hier macht es Sinn etwas anders zu errechnen und zwar wie lange Gambia, mit aktueller Wirtschaftsleistung brauchen würde um Österreich aufzubauen. Wir dividieren also den Wohlstand Österreichs durch die Wirtschaftsleistung Gambias und kommen auf etwas über 5100 Jahre. Nun dividieren wir durch 5 um auf Bevölkerung zu normieren und kommen auf grob 1000 Jahre.
Langsam sollte das Problem offensichtlich werden.
Es reicht nicht ein Kraftwerk und Straßen zu bauen. Diese Dinge müssen gewartet und gepflegt werden. Ein erheblicher Teil unserer Wirtschaftsleistung geht nicht in den Bau neuer Dinge sondern in die Erhaltung des Zeugs das wir bereits haben. Erhaltung ist aufwändig. Extrem aufwändig und bindet enorme Mengen an Arbeit. In anderen Worten: je mehr man hat desto mehr muss man arbeiten es zu erhalten.
Die Wirtschaftsleistung Gambias, pro Kopf, würde nicht reichen um die Österreichische Infrastruktur zu erhalten. Nicht im Ansatz.
Wie also steht die Theorie dass wir reich sind weil wir die Welt bestohlen haben? Eher nicht gut.
Die armen Länder waren niemals reich. Dort gab es nie etwas zu holen. Was wir tun ist ihnen Rohstoffe zu Dumpingpreisen abzukaufen und mit diesem Geld kaufen sie dann unsere Waren. Das ist eine Win Win Situation. Wir haben Rohstoffe die wir haben wollen und Gambia hat Autos die sie anderenfalls nicht hätten. Kein Diebstahl in Sicht, die Leute haben vom Deal mehr als sie ohne ihn hätten. Unter der Einschränkung dass von dem Deal hauptsächlich „Regierungen“ profitieren die ihre Völker als Sklavenarbeiter missbrauchen. Miese Sache. Sollte man ändern.
Wohlstand ist aber am Ende des Tages eben erarbeitet. Viel Arbeit führt zu viel Wohlstand und viel Wohlstand führt zu mehr Arbeitsaufwand und das was man hat ist erschreckend rasch verfallen. Der Reichtum unserer römischen Vergangenheit ist faktisch wertlos.
Das Märchen des reichen Westens dessen Reichtum geklaut wäre ist nicht haltbar. Die Arbeitsleistung ist weltweit nicht ähnlich sondern unterscheidet sich um unvorstellbare Größenordnungen.
Dies führt zur absurden Situation dass die gleiche Spezies am gleichen Planeten einmal in Lehmhütten und einmal in Wolkenkratzern lebt. Der Grund dafür liegt aber nicht in vergangenen Raubzügen oder zu geringer Großzügigkeit sondern in der Bereitschaft des Einzelnen mehr zu produzieren als er braucht und diese Bereitschaft ist, global betrachtet, selten.