Loyalität ist wichtig. Loyalität ist aber unverzichtbar wenn man als Dinge tut die nicht legal oder extrem unmoralisch sind. Seit Anbeginn der Menschheit versuchen daher Anführer die Loyalität ihrer Untergeben sicherzustellen und je krimineller diese Gruppen sind, desto spektakulärer werden die Methoden.
Am Ende dreht sich aber alles um ein einfaches Faktum: absolut jeder hat seinen Preis.
Hassan-e Sabbāh, der Anführer der Hashshashin (in Europa als „Assassinen“ bekannt) etwa soll als Initiationsritus seine Anhänger unter Drogen gesetzt haben und sie dann 4 Tage in einen Harem gelassen haben. Danach wurden sie wieder betäubt und als sie wieder erwachten sagte er dass er sie 4 Tage in den Himmel geschickt habe und sie dorthin zurückkehren würden wenn sie alles tun würden was er sagte. Mit erheblichen Erfolg, die Hashshashin waren für ihre Todesverachtung bekannt und noch heute spinnen wir Legenden um diese Gruppe, wobei kaum jemand darauf verweist was diese jungen Männer am Ende des Tages motivierte.
Neben dem Zuckerbrot gibt es natürlich die Peitsche und die ist oftmals noch effektiver. Moderne Gangs erwarten von Neuzugängen einen Mord begehen und dann die Tatwaffe an den Anführer abgeben. Dieser hat damit ein erhebliches Druckmittel gegen jedes seiner Mitglieder und damit hat er sich ihrer Loyalität versichert. Der Preis für die Mitgliedschaft ist die potentielle Verurteilung wegen Mordes wenn man sich als unwürdig erweist.
In der Politik ist es kein wirklich gut gehütetes Geheimnis dass man oftmals vor der Angelobung ein Schreiben mit seinem Rücktritt abgibt. Wer auch immer diesen Zettel (das muss nicht einer sein) dann in der Schublade hat, hat wieder Macht über diese Person. In der Gemeindeordnung Niederösterreichs etwa ist zwar in Abschnitt 4 §110 dargelegt dass man von seinem Rücktritt zurücktreten könnte um genau solche Fälle zu verhindern, die gelebte Praxis ist aber eine andere. Personen treten von Posten sehr oft sehr unfreiwillig freiwillig zurück und die Versuche das Anzufechten laufen fast immer auf ein Scheitern hinaus.
Es ist aber offensichtlich dass von unseren drei Beispielen das letzte mit Abstand am wenigsten Biss hat. Ein Stück Papier ist weniger bedrohlich als ein blutiges Messer mit den eigenen Fingerabdrücken darauf in einem Tresor eines Gangsterbosses.
Es kann daher festgestellt werden dass man sich Loyalität am besten genau wie der Gangsterboss verschaffen kann: man hält etwas Vernichtendes in der Hand und lässt es den anderen wissen.
Wollen zwei Gangsterbosse sich gegenseitig in Schach halten können begehen sie ein Verbrechen miteinander und jeder erhält Beweismittel. Geht einer unter, kann er den anderen mitziehen. Das Überleben des anderen wird damit zu einer Priorität und das nutzt eben beiden.
Die Methode, mit denen also autoritäre Figuren die Loyalität ihrer Untergebenen sichern, ist im Wesentlichen die gleiche Methode mit der sie auch Loyalität auf Augenhöhe sichern und diese Loyalität wird zentral in ihrer Bedeutung wenn man in einem Umfeld operiert in dem die üblichen Regelungsmechanismen (ua Judikative und Exekutive) schlicht nicht greifen.
Für den Großteil der Menschen hat das keine wirkliche Bedeutung. Die meisten von uns agieren ihr ganzes Leben innerhalb eines legalen Rahmens und haben daher keine Motivation uns zu überlegen wie wir unsere Geschäftspartner zu unbedingter Loyalität zwingen können.
Aber diese Betätigungsfelder gibt es und so manche Skandale in höheren Sphären machen durchaus Sinn wenn man sie unter diesem Gesichtspunkt bereit ist zu betrachten. Denn eines ist klar: manche Menschen stehen neben oder über dem Gesetz und dennoch regelt sich die Sache scheinbar irgendwie und der Grund dafür dürfte sein dass jeder seinen Preis hat weil am Ende des Tages jeder irgendetwas haben möchte das er noch nicht hat oder etwas fürchtet.
me.me me.me